Pfarrerin Dr. Christine Lungershausen ordiniert

Pfarrerin Dr. Christine Lungershausen (Mitte) nach dem Gottesdienst zu ihrer Ordination mit Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp (l.) und Propst Oliver Albrecht. Foto: Evangelisches Dekanat

Eschborn (ew). Dr. Christine Lungershausen wurde im September im Rahmen eines Gottesdienstes offiziell durch Propst Oliver Albrecht zur Pfarrerin ordiniert und in ihren Dienst für die Evangelische Kirchengemeinde Eschborn eingeführt.

Bereits seit März ist die 39-Jährige gemeinsam mit ihrem Kollegen Pfarrer Johannes Kalchreuter in der Kirchengemeinde tätig. Oliver Albrecht, Propst für Rhein-Main, stellte seine Ansprache unter den Psalm 121, der Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem begleitet hat. „Dieser Psalm soll auch Sie auf ihrem aufregenden und manchmal auch anstrengenden Weg durch das Pfarramt begleiten“, so Albrecht. So wie es die Pilger taten, wünsche er auch ihr, dass sie die Zeit finde, die Augen zu den Bergen zu erheben und die entscheidenden Fragen zu stellen. „Kirche nicht nur in Gebäuden, sondern unterwegs, pilgernd, bei den Menschen, im Netz zu denken. Das ist die schöne und große Herausforderung, vor der wir als Kirche stehen, erklärte Albrecht. Auf die Frage, was für eine Pfarrerin sie werden wolle, habe Christine Lungershausen ihm geantwortet, dass sie eine gute Seelsorgerin sein wolle. Eine die zuhört und mit ihren Fragen Räume eröffnet. Eine die hingeht und nicht wartet. „Das ist ein großes Geschenk“, so Albrecht weiter, „meine große Bitte an Sie als Gemeinde: Lassen Sie Pfarrerin Lungershausen zu den Menschen gehen. Auch zu denen, die zu den vielen Angeboten der Gemeinde nicht oder noch nicht kommen“.

Pfarrerin Lungershausen begann ihre anschließende Predigt mit der Frage: „Gott, wer bist du angesichts des Todes? Als was bist du hier?“ Gott sei „die“, die von den Toten aufwecke. „Aber ist Gott auch der Herr über Leben und Tod? Ich glaube eher, dass Gott mit uns gegen den Tod steht. Dass sie tröstet und zu trotzen hilft“, so Lungershausen. Die Frage „Wer bist du, Gott, jetzt in dieser Situation?“ stelle sie sich in letzter Zeit immer wieder. „Ich erlebe in unserer Gesellschaft eine völlig neue Art der Gier. Sei es bei Streit um Aufsichtsratsposten, größere Autos oder Schnäppchen. Ich erlebe eine Biestigkeit, wenn jemand benennt, dass wir uns ändern müssen, damit die nächsten Generationen hier noch leben können“, erzählte Lungershausen. Ihr mache das enorm Angst. „Der soziale Kitt bröckelt. Und eine Gesellschaft, ein Haus ohne Kitt, das bricht in sich zusammen. Da ist nichts, das noch zusammen hält“. Sie bezweifle aber, dass Gott diese Gier gemacht habe und ebenso, dass er das schon irgendwie richten werde. Vor allem frage sie sich, wer Gott darin sei. Am Ende ihrer Predigt kam sie zu dem Schluss: „Wir werden nicht untergehen, wir sind von einem geschaffen, der etwas vorhat mit dieser Welt und mit uns darin. Gott ist treu. Ich glaube, dass Gott mit uns gegen das Chaos steht. Gegen Viren, Unwetter, Gleichgültigkeit, Gier. Gott wird uns auferstehen lassen, irgendwann.“

Stadtrat Wolfram Schuster begrüßte Pfarrerin Lungershausen im Rahmen seines Grußwortes im Namen des Magistrats und aller Bürger sowie in Vertretung des Bürgermeisters in Eschborn. „Nach der Pandemie wird sich unser gesellschaftliches Zusammenleben erst wieder neu erfinden müssen. Das fällt mit dem Amtsantritt von Ihnen und Pfarrer Kalchreuter zusammen. Es ist eine besondere Herausforderung, aber ich bin davon überzeugt, dass Sie es gemeinsam schaffen können“, so Schuster. „Sie treffen in Eschborn auf eine starke Gemeinde mit gewachsenen Strukturen wie zum Beispiel dem Mehrgenerationenhaus. Dabei gibt es einen starken Austausch mit der Stadt Eschborn und den Kirchengemeinden. Auf diese Unterstützung und diesen Austausch können Sie setzen“, erklärte er.

Es schlossen sich weitere Grußworte des katholischen Pfarrers Alexander Brückmann, für die Evangelische Kirchengemeinde Eschborn von Pfarrer Johannes Kalchreuter, für die Rundfunkarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau von Pfarrerin Claudia Sattler sowie von Stadtverordnetenvorsteher Markus von Sternheim an.



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