Apfelwein- und Obstwiesenroute wieder aktiviert

Nach gut 25 Jahren möchte der Obst- und Gartenbauverein die Hinweisschilder entlang der Route erneuern. Ehrenvorsitzender Reinhard Birkert stellt das neue Schild vor. Foto: OGV

Eschborn (ew). Der Obst- und Gartenbauverein Niederhöchstadt (OGV) möchte die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute in Eschborn wieder aktivieren.

„Die Bedeutung der Streuobstwiesen als prägendes Element der Kulturlandschaft im Vordertaunus wird immer wieder hervorgehoben.

Hier werden nicht nur kostbare Lebensmittel erzeugt, sondern die Obstwiesen sind Lebensraum für viele Wildtiere, Insekten und unzählige Pflanzenarten“, erläutert der Ehrenvorsitzende des OGV, Reinhard Birkert.

Deshalb wurde jetzt der Streuobstanbau als „Immaterielles Kulturerbe“ durch die Kultusministerkonferenz in das Bundesweite Verzeichnis aufgenommen.

Nicht zuletzt sind die Äpfel, die hier wachsen, der Rohstoff für das hessische Nationalgetränk, den Apfelwein. Aber die Obstgürtel, die hiesigen „Dörfer“ bis heute umgeben, sind noch mehr: Sie schaffen ein gutes Klima, spenden Schatten, speichern das Wasser, sind ein aktiver Windschutz, und sie bilden am Südhang des Altkönigs ein einzigartiges und hochsensibles Ökosystem.

„Unsere Kulturlandschaft ist eine von Menschenhand über Jahrhunderte geschaffene Landschaft. Grundlage ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Anforderungen des Menschen und der Natur. Verlässt der Mensch diese ‚Gemeinschaft‘, wird die Kulturlandschaft zerstört“, so Reinhard Birkert.

Aber diese Symbiose hat nur funktioniert, solange der Mensch durch seine Arbeit auch einen wirtschaftlichen Gewinn hatte – für die Viehhaltung oder durch den Obstverkauf. Diese Situation hatte sich ab den 70er Jahren nicht mehr ergeben.

Was tun? 1995 gründeten die Vorsitzenden verschiedener Obst- und Gartenbauvereine, Landwirte, Keltereien, Städte und Gemeinden, der Main- Taunus- Kreis, das Land Hessen und Gastronomen die „Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute“ – Regionalschleife zwischen Main und Taunus.

Die Schleife im MTK und Teile des Hochtaunuskreises waren das Pilotprojekt.

Der OGV-Niederhöchstadt war von Anfang an dabei, und der damalige Vorsitzende Reinhard Birkert wurde in den neuen Vorstand gewählt. Ihm wurde die Verantwortung für den Bereich „Main-Taunus-Ost und Hochtaunuskreis“ übertragen.

Durch die Zusammenarbeit der verschiedenen „Akteure“ sollte eine Wirtschaftlichkeit für die Obstwiesen hergestellt werden. Als Beispiel erläutert Birkert: „Die Keltereien bekommen für einen guten Preis die Rohware ‚Apfel‘ von den Grundstücksbesitzern geliefert. Die Keltereien machen daraus einen hochwertigen regionalen Apfelwein und Apfelsaft. Gastronomen und landwirtschaftliche Hofläden verkaufen die Produkte. Unsere Route steht für eine regionale Kreislaufwirtschaft. All das, was heute immer wieder nach den ganzen Skandalen gefordert wird.“

Für diese Route wurde ein regionales Rad- und Wanderwegenetz geschaffen. Entsprechende Schilder sollten den Menschen Orientierung geben, um den Blick für die Vielfalt und die Schönheit der Kulturlandschaft zu schärfen und für den Erhalt der Streuobstbestände zu sensibilisieren.

Die Beschilderung aus den Anfangsjahren ist in die Jahre gekommen. Auch die Aktivitäten gingen im MTK stark zurück. Zehn Jahre gab es den „Rad- und Wandertag“ durch den ganzen Vordertaunus und viele Jahre die „Keltertour“.

Der OGV-Niederhöchstadt wird die Route im Stadtgebiet von Eschborn wieder neu aktivieren. Vorsitzender Udo Gauf wird sich um eine neue Beschilderung der Route in Eschborn kümmern. Wenn es wieder möglich ist, wird der OGV einen „Rad- und Wandertag“ mit vielen attraktiven Stationen im Stadtgebiet entlang der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute organisieren. Dabei wird der Verein zeigen, was er in den letzten 25 Jahren alles geleistet hat: Mit Unterstützung der Stadt Eschborn wurden über 2500 neue Obstbäume in der Stadt gepflanzt, es entstanden die OGV-Obstwiese und der Lehrgarten, es wurden Lehrgänge und Fortbildungen organisiert, durch den Wettbewerb „Apfelweinkönig“ wurde die Apfelweinkultur gefördert und ein Netzwerk aufgebaut, die ökologische Erneuerung der Kulturlandschaft wird als Bürgerbewegung verstanden. Die Kommune unterstützt und fördert diese Bemühungen. Aber es werden auch die Herausforderungen dargestellt.



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