„Jeder ist anders, jeder ist willkommen“

Den Platz der Kinder nehmen bei der Eröffnung der VzF-Kindertagesstätte in Friedrichsdorf Erzieherin Tina Streipardt, Besucherin Fabienne, Küchenleiterin Petra Gerstenberg, Kita-Leiter Björn Hoffmann, Erzieherin Edith Schneeberger, stellvertretende Kita-Leiterin Katharina Barth, der erste VzF-Vorsitzende Nasser Djafari und Erzieher Marco Zanfino ein (v. l.). Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Zu einer zweifachen Eröffnungsfeier hatte der Verein zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderung (VzF Taunus) am Samstag nach Friedrichsdorf eingeladen. Zelebriert wurde in der Hugenottenstraße die offizielle Eröffnung der integrativen Kita und des integrativen Jugendtreffs.

Beide jetzt offiziell am vergangenen Wochenende mit einer Feier eröffneten Einrichtungen sind zwar bereits seit 1. Dezember 2021 in Betrieb, doch erst jetzt konnte pandemiebedingt VzF Taunus-Vereinsvorsitzender Nasser Djafari mit den Angestellten, Vereinsmitgliedern, Bürgermeister Lars Keitel und Gästen die Eröffnung feiern. Gefehlt haben bei der musikalisch umrahmten Eröffnungsfeier leider die jungen Nutzer – sprich Kinder und Jugendliche – sowie ihre Eltern.

Leiter der Kita Friedrichsdorf ist Björn Hoffmann, ein ehemaliges VzF-Kitakind. Leiter des Jugendtreffs ist Erzieher Favila Montes de Oca. Zu seinem Team gehört mit Erzieher Constantin Weber, der Sozialarbeit studiert, sein Stellvertreter. Das Kita-Team besteht mit der stellvertretenden Kita-Leiterin Katharina Barth aus 14 Erziehern. In der Kita ist Platz für 170 Kinder, von denen laut Vertrag 50 Plätze für Kinder aus Bad Homburg reserviert sind. Derzeit erfüllen das Haus 60 Kinder aus den beiden Kindergartengruppen der „Zauberer“ und „Drachen“ und der Hortgruppe „Trolle“, mit Leben. Zehn der 60 Kita-Kinder haben einen besonderen Förderbedarf. Der theoretisch „ideale“ Schlüssel sieht eine Belegung mit gesunden Kindern und je einem Drittel Schwerst-, Mittel- und Leichtbehinderten vor, wie der Vereinsvorsitzende informierte. Jugendtreff-Leiter Favila Montes de Oca sagte: „Jeder ist anders, jeder ist willkommen. Wir sind mitten im Leben, wir bilden die Lebensrealität ab.“ In der Kita solle eine weitere altersgemischte Gruppe aufgebaut werden, erklärte der Kitaleiter. „Unser Team ist für die jetzige Gruppengröße gut aufgestellt. Mit Blick auf die geplante Erweiterung suchen wir weitere pädagogische Fachkräfte.“

Die neue Kita zeichnet sich außer dem inklusiven Konzept vor allem durch die integrierten therapeutischen Angebote wie Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie für Kinder mit Behinderung aus. „Bei uns wird die Inklusion wirklich gelebt. Wir sorgen dafür, dass alle Kinder uneingeschränkt an allen unseren Aktivitäten teilnehmen können. Jede und jeder ist Teil der Gruppe. So werden auch gegenseitige Berührungsängste und Vorurteile abgebaut. Außerdem liegt es uns am Herzen, die Familien bestmöglich zu unterstützen“, betonte der Kitaleiter. Der Lieblingsraum von Bürgermeister Lars Keitel ist mit der Küche das Reich von Küchenleiterin Petra Gerstenberg. „Hier wird mit frischen Zutaten gkocht. Die gesunde Ernährung ist ein wichtiger Baustein der Betreuung“, lobte Keitel.

Zu den noch offenen Wünschen des Vereinsvorsitzenden gehört außer weiteren Erziehern „wir bieten Praktika und bilden aus“ (Infos im Internet unter www.vzftaunus.de) auch ein größeres Außengelände: „Wir haben gerade einmal 120 Quadratmeter Außenfläche.“ Bisher sind alle Anfragen in diese Richtung beim Vermieter erfolglos geblieben.

Doch nicht nur die Kita, sondern auch der barrierefreie Jugendtreff Friedrichsdorf hat für seine zwischen zwölf und 21 Jahre jungen Besucher viel zu bieten. Viele von ihnen besuchen die nahe gelegene Philipp-Reis-Schule (PRS) oder das Kaiserin-Friedrich.Gymnasium (KFG) in Bad Homburg. Die pädagogisch an den Richtlinien des VzF Taunus orientierte, offene Jugendarbeit hat ein ergänzendes, wechselndes Programm mit Angeboten wie Kochen, Lagerfeuer, Bubble Tea-Partys oder Karaoke-Abende. Der Mulifunktionsraum mit Musikinstrumenten, Fernseher, Musikanlage und Kickertisch lädt zu kreativer Beschäftigung und Unterhaltung ein. Im Thekenbereich werden Snacks und alkoholfreie Getränke angeboten. „Bei uns erfahren die Jugendlichen, dass es sich mit einem klaren Kopf besser arbeiten lässt.“ Die Besucher können im Jugendtreff ihre Hausaufgaben machen, die Jugendvertretung hat ein Regal mit Lehrmaterial bestückt. „Wir bieten LGBTQ-Jugendlichen (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender), Autisten, an Huntington-Erkrankten, geistig Behinderten und allen anderen einen Schutzraum. Wir sind keine Therapeuten und keine Lehrer, aber offen für alles Mögliche. Wir bieten Unterstützung an, vermitteln aber keine Lerninhalte. Wir sind die mit dem offenen Ohr und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Auf Wunsch stellen wir Kontakte zu anderen Ämtern wie dem Jugendamt her“, sagte der Jugendtreffleiter, „Jugendliche haben in der Pandemie am meisten mitgelitten. Ich habe noch nie so viele depressive Jugendliche gesehen, wie in dieser Zeit. Wir versuchen, sie aufzufangen, ihnen Angebote zu machen, ihnen Kontakte mit Gleichaltrigen zu vermitteln.“

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