Friedrichsdorf (bin). Die Baustelle am Bahnhof betrifft und beschäftigt ganz Friedrichsdorf. Seit 2021 haben viele Einwohner der Stadt große Schwierigkeiten, die 10 Meter hohe Brücke zu passieren. Vor allem sind eingeschränkte Menschen, Mütter mit Kinderwägen, Reisende mit Gepäck und Senioren betroffen. Es geht nun in den dritten Winter mit dieser katastrophalen Situation und ob diese je noch einmal geändert und der Bahnhof fertiggestellt wird, fragen sich aktuell viele Friedrichsdorfer. Dies veranlasste den Seniorenbeirat der Stadt Friedrichsdorf zu einer öffentlichen Sitzung einzuladen, in der sich Bürgermeister Lars Keitel den kritischen Fragen stellte und ein ausführliches Update zu diesem Projekt gab.
„Ich bekomme immer wieder E-Mails, Briefe und Anrufe von genervten Friedrichsdorfer Bürgern zur Brücke am Friedrichsdorfer Bahnhof“, erzählte Bürgermeister Lars Keitel, nachdem er einen Brief von einer Mutter vorgelesen hatte. Ihre fünfjährige Tochter wäre auf einen Rollstuhl angewiesen und als ihre Klasse einen Ausflug mit der Bahn nach Frankfurt machen wollte, hatte es natürlich Probleme mit der Brücke gegeben, so dass sie fast nicht mitfahren konnte. Lars Keitel zeigte sich mitfühlend und war auch sichtlich genervt von der langjährigen Baustelle: „Viele denken, dass dies eine Baustelle von Friedrichsdorf ist, jedoch ist die Problematik nicht so einfach.“
Das Problem eines nicht barrierefreien Bahnhofs wäre schon vor vielen Jahren präsent gewesen. 2019 und 2020 wäre bereits ein Plan von der Umsetzung einer solchen baulichen Maßnahme geschmiedet worden. Damals wäre dieses Vorhaben durch die Bahn aufgrund des Baugrundes gescheitert. 2021 haben dann die vier Projektpartner der Baustelle (der RMV, das Hessische Wirtschaftsministerium, die Bahn und die Stadt Friedrichsdorf) den Vertrag unterzeichnet. Der Baustart wäre auf den Sommer 2021 geschoben worden und die Bauzeit sollte ungefähr eineinhalb Jahre betragen. „Seit 2021 gab es 41 Meetings mit den Vertragspartnern und immer war auch jemand von den drei Fachämter, dem Tiefbau-, dem Ordnungs- und dem Hochbauamt, anwesend“, berichtete Bürgermeister Lars Keitel.
Nach dem Baustart wären Kabel gefunden worden, die dort nicht vermutet würden und in keinen Plänen eingezeichnet wären. Dies sollte aber zu keinen großen Verzögerungen kommen und der Bahnhof sollte weiterhin 2023 fertig gestellt werden. Keitel betonte auch, dass er sich damals schon nach einem temporären Aufzug und anderen Möglichkeiten erkundigt habe, diese aber alle von der Bahn abgelehnt wurden. Während des Baus habe die Bahn plötzlich befürchtet, dass die angefertigten Betonteile, welche in die Baugrube gesetzt werden sollten, zu instabil wären und es mussten neue Betonteile gefertigt werden. So wurde die Fertigstellung auf das Jahr 2024 verschoben und es sollte zu Sperrpausen im Sommer und Herbst 2023 kommen.
Am 5. Juli 2024 habe Bürgermeister Lars Keitel dann eine E-Mail von der Bahn über eine weitere Verzögerung bekommen. Es müssten Fertigbauteile für Kabelschächte und ähnliches hergestellt werden. Die Herstellung dieser Bauteile würde zehn bis 12 Wochen dauern und sie hätte noch nicht begonnen. Keitel habe sich über diese fehlende Kommunikation beschwert. Die Bahn hätte ihm dies schon aufgrund der Bauzeit vor über zwei Monaten mitteilen müssen.Die aktuelle Planung wäre, dass es in den Sommermonaten 2025 erneut zu Sperrpausen kommen und der Bau im September 2025 fertiggestellt wird. Keitel betonte, dass er immer wieder während des Bauprozesses und bei Meetings kritische Nachfragen gestellt habe und dass er auch jede Beschwerde-E-Mail mittlerweile an die Bahn weiterleiten würde. Jedoch wäre die Stadt nicht der Bauherr und hätte somit wenige Möglichkeiten, Einfluss auf den Bauverlauf zu nehmen. Auch der Winterdienst der Brücke wurde von einem Besucher angesprochen. Allerdings ist auch dies Sache der Bahn und diese würde auch bei einem Unfall haften.
Mittlerweile würden die Kosten dieses Projektes auf 20 Millionen Euro geschätzt werden. Die Stadt Friedrichsdorf, die ursprünglich etwa 1,2 Millionen Euro eingeplant hatte, wäre nun mit geschätzten zwei Millionen Euro betroffen. „Hoffentlich ist bei diesem Treffen klar geworden, bei wem die Verantwortung liegt und dass die Stadt nicht schuld ist“, zog Rolf-Bernhard Neurath, der Stadteilsprecher aus Seulberg vom Seniorenbeirat, das Fazit dieser Sitzung.