Conny Stetzer ist Tennis-Trainerin des Jahres

Von Gerhard Strohmann

Friedrichsdorf. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) hat für das Jahr 2021 erstmals in seiner 119-jährigen Geschichte den Titel „Vereinstrainer des Jahres“ vergeben. Bei den Frauen ist die Wahl auf die 51-jährige Conny Stetzer gefallen. Die gebürtige Bad Homburgerin trainiert seit mehr als zwei Jahrzehnten den Nachwuchs beim TV Köppern und leitet zusammen mit dem Ungarn Zsolt Ferdinand die „czs-tennisschule“ in Rosbach.

Wie hochkarätig diese Auszeichnung ist, kann man daran erkennen, dass nur drei Personen in Deutschland diese Ehrung erhalten haben. Außer Stetzer der Herren-Bundestrainer und Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann als Trainer des Jahres und Bojan Molicnik vom Lübbecker TC (in Westfalen) als männlicher Vereinstrainer 2021.

„Guido Fratzke hat mir das Ergebnis der Wahl persönlich per Anruf mitgeteilt“, freute sich Conny Stetzer darüber, dass ausgerechnet ein ehemaliger Bundesligaspieler des TC Bad Homburg die frohe Botschaft über das Abstimmungs-Ergebnis der Jury übermittelte. Fratzke (51) ist seit dem 1. Februar 2019 als Bundestrainer beim DTB Leiter des Bereichs für Ausbildung und Training.

Ganz überraschend kam diese Auszeichnung allerdings nicht, denn die in Rosbach lebende verheiratete Mutter von zwei Söhnen war zuvor bereits vom Hessischen Tennisverband (HTV) zur Vereinstrainerin 2021 gekürt worden. Den Antrag für diese Ehrung hatte Jörg Waldmann eingereicht. Der Vorsitzende des TV Köppern weiß besser als jeder andere das besondere Engagement der studierten Grundschul-Lehrerin zu schätzen. Hier schließt sich nun der Kreis, denn vom 17. bis 31. Januar bietet Conny Stetzer an der Köpperner Grundschule im Sportunterricht eine Pilot-Einheit mit Schwerpunkt Tennis an, für die sich auch der DTB interessiert. Das Thema der Stetzer’schen Examensarbeit lautete übrigens „Tennis in der Grundschule/im Sportunterricht“.

Steffi Graf als großes Vorbild

Unter ihrem Mädchennamen Wirth hat Conny Stetzer bereits als Sechsjährige beim TV Köppern auf der Anlage am Wiesenweg mit dem Tennisspielen begonnen. Steffi Graf war damals das große Vorbild, dem es nachzueifern galt. Erfolge bei Turnieren sowie auf allen Meisterschafts-Ebenen bis hin zu den „Hessischen“ folgten, und bei den Damen 30 stand Conny Stetzer in der Regionalliga-Mannschaft des TC Diedenbergen ebenso auf Ranglistenposition eins wie bei den Damen 40 des FTC Palmengarten. In dieser Phase ihrer Karriere hat sie bei den deutschen Meisterschaften die Bronzemedaille gewonnen.

Im Rahmen ihrer Trainer-Ausbildung hat Conny Stetzer die B-Lizenz des DTB sowie Qualifikationen in den Bereichen Kindergarten-Tennis, Sport im Ganztag und Cardio-Training erworben. Nach einem Studium in Sportökonomie an der European Business School arbeitet sie aktuell als Bereichsleitung Tennis im Tennis-Center Nieder-Rosbach sowie als Anlagen-Leitung im Tennispark Rosbach.

Insgesamt 14 Trainer gehören zum Team der Tennis-Schule von Conny Stetzer und Zsolt Ferdinand, der seit zwei Jahren Partner ist. Darunter auch die beiden Stetzer-Söhne Kai (23) und Jan (24) sowie Ferdinands Sohn Ben. Mit dem TC Sportwelt Rosbach sind die Stetzer-Buben zwar nach der Saison 2021 aus der Hessenliga abgestiegen, aber der Wiederaufstieg ist das erklärte Ziel für die Saison 2022. Die „czs-tennisschule“ betreut als Kooperationspartner insgesamt sechs Vereine in vier Landkreisen (neben dem TV Köppern noch den Friedrichsdorfer TC, den TC Burgholzhausen, den TC Sportwelt Rosbach, den TV Nieder-Erlenbach und den TV Sulzbach), was in den Zeiten der Corona-Lockdowns oftmals einer Quadratur des Kreises gleichgekommen ist. „Wir mussten uns an den jeweils gültigen Hygiene-Vorschriften orientieren, sodass manche Schüler oftmals nur eine Stunde Einzelunterricht pro Monat erhalten haben“, berichtet Stetzer von Erfahrungen aus den vergangenen 21 Monaten, auf die sie gerne verzichtet hätte.

Das Alter der rund 300 Tennis-Schüler bewegt sich übrigens zwischen Dreijährigen, die in der Ball-Schule erste spielerische Erfahrungen mit dem Sport sammeln, bis hin zu den Ü60-Senioren, die im Rentenalter noch ehrgeizig genug sind, ihren Topspin zu verbessern. „Tennis als Sportart für die ganze Familie“ wollen die DTB-Vereinstrainerin des Jahres und ihr Team fördern, wobei ihr die soziale Komponente des Sports ganz besonders wichtig ist. Dazu leisten wir über den Trainingsbetrieb hinaus mit unseren Camps im Sommer und im Herbst oder den Weihnachtsfeiern für die verschiedenen Gruppen unseren Beitrag!“

Für weitere Freizeitbeschäftigungen bleibt Conny Stetzer angesichts der 40-stündigen Tätigkeit auf dem Tennisplatz sowie den Verpflichtungen im organisatorischen Bereich keine Zeit mehr. Sie bedauert das keineswegs, und von jeglichem Selbstmitleid ist sie weit entfernt: „Ich durfte mein liebstes Hobby vor 30 Jahren zum Beruf machen, der nach wie vor großen Spaß macht und in dem mich meine Familie stets großartig unterstützt hat!“



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