Erfolge der Segler können sich sehen lassen

Der aktuelle Vorstand des FRYC (v. l.): Natascha Roos, Alexander Winkler, Georg Stötzel, Carsten Meier, Markus Werckmeister und Frank Schreiner. Foto: gw

Friedrichsdorf (gw). Segeln bringt es – mal abgesehen von Erfolgen deutscher Teilnehmer bei Olympischen Spielen seit der Zeit von Willi Kuhweide – nur selten einmal im Rahmen der überregionalen Sportberichterstattung in die Schlagzeilen. Dies hat sich seit einigen Wochen deutlich geändert, denn wegen Einhand-Segler Boris Herrmann (39) verfolgen viele Menschen seit dem 8. November regelmäßig dessen Abschneiden bei der „Vendée Globe“, der härtesten Segel-Regatta der Welt mit einer Gesamt-Distanz von rund 40 000 Kilometern. Kaum jemand weiß jedoch, dass im Taunus mit dem Friedrichsdorfer Yachtclub (FRYC) ein Verein beheimatet ist, der zu den erfolgreichsten in Hessen gehört.

Gegründet wurde der FRYC am 8. Februar 2008 im „Lindenhof“ in Friedrichsdorf von acht Personen, die sich drei Jahre zuvor eher zufällig bei einer Spaß-Regatta im Mittelmeer kennengelernt hatten und allesamt im Vordertaunus beheimatet waren. Dr. Jürgen Waldmann ist von den Gründungsmitgliedern zum ersten Präsidenten gewählt worden und hatte dieses Amt bis zu seinem Wohnortwechsel nach Fürth im Fränkischen inne.

Seitdem steht Georg Stötzel an der Spitze des Vereins, der aktuell über 56 Mitglieder verfügt. Komplettiert wird das Vorstandsgremium durch Alexander Winkler (2. Vorsitzender), Carsten Meier (Finanzen), Natascha Roos (Öffentlichkeitsarbeit), Markus Werckmeister (Nautik) und Frank Schreiner (Jugendwart), die bei der Mitgliederversammlung am 13. März im „Forum Friedrichsdorf“ zu Beginn der Corona-Pandemie gewählt wurden. „Durch den Gegenwind, der durch den Lockdown entstanden ist, mussten wir praktisch alle geplanten Veranstaltungen für 2020 absagen“, kapitulierten auch Club-Kapitän Stötzel und seine Crew vor dem Covid-19-Virus. Stötzel: „Die einzige ausgetragene Vereins-Regatta war deshalb der traditionelle Katamaran-Cup auf dem Steinhuder Meer, den Peter Schreiner zum dritten Mal in Folge mit seinem Vater Frank gewinnen konnte.“ Abgesagt werden mussten hingen zum Beispiel das beliebte Segelwochenende auf dem Edersee oder die traditionelle Hessen-Regatta für Fahrtensegler auf der Ostsee.

Ebenso die Stammtische, die an jedem zweiten Freitag im Monat stattgefunden haben. Diesbezüglich sind die Friedrichsdorfer Segler zur Zeit nach einer neuen „location“ und hoffen, dass einer der vielen Vereine in der Zwiebackstadt ihnen für einige Stunden dafür eine Räumlichkeit zur Verfügung stellen kann.

Über ein Clubhaus verfügt der FRYC nämlich nicht, aber das hat auch den Vorteil, dass die Mitgliedsbeiträge mit 50 Euro pro Jahr für Erwachsene sowie 30 Euro als ermäßigtem Obolus erstaunlich gering sind. „Wir verfügen über kein Clubhaus, kein Vereinsgelände und keine Übungsleiter“, begründet Stötzel diese Zahlen. Außerdem fehlt ein See oder ein Gewässer, auf dem das Freizeitvergnügen mit den schicken Yachten betrieben werden könnte. Friedrichsdorfs Bürgermeister Horst Burghardt erntet bei den alljährlichen Sportlerehrungen der Stadt stets einen Lacher, wenn er darauf verweist, dass der Erlenbach deutlich zu klein sei, um sich dort mit einem Segelboot zu bewegen.

Die Erfolge werden deshalb vorrangig bei der Hessen-Regatta auf der Ostsee errungen, wo der FRYC in den Jahren 2009, 2010, 2011 und 2013 viermal Landes-Champion geworden ist und zuletzt vier Vize-Meisterschaften hinter dem Rivalen Rüsselsheim gefeiert hat.

„Auf unseren Nachwuchs sind wir besonders stolz“, verweist Stötzel auf die jüngsten Erfolge von Clara Weckmeister und Martin Gutermuth. Bei den Hessenmeisterschaften der Bootsklasse „Opti B“ hat die 13-jährige Clara im Mai auf dem Nidda-Stausee bei Schotten im Vogelsberg nach drei spannenden Wettfahrten den zweiten Platz belegt und musste sich nur der neuen Landesmeisterin Yolanda Gebel (WSV Langen) geschlagen geben.

Ebenso wie Clara ist auch der 16-jährige Vereinskollege Martin Gutermuth (im ersten Jahr im Laser 4.7), der in diesem Jahr erstmals an den deutschen Meisterschaften teilgenommen hat, vor wenigen Tagen in die Fördergruppe des Hessischen Seglerverbands aufgenommen worden.

„Die starken Leistungen unserer Jugendlichen sind nur durch die Unterstützung der Eltern möglich“, freut sich Stötzel darüber, dass die Fahrten zu den Trainings-Revieren wie dem Inheider See, dem Langener Waldsee oder Gewässer im Großraum Frankfurt auch für weitere Talente wie Noah Schreiner (9 Jahre), Peter Schreiner (17), Gianluca Winkler (17) und Amelie Northoff (18) ermöglicht werden.

Dass Segeln ein Sport für jedermann ist, belegt die Mitgliederstatistik des Friedrichsdorfer Yachtclubs, in dem die Alters-Spanne von neun bis 87 Jahre reicht. Voraussetzung für einen Beitritt ist der Nachweis eines Freischwimmer-Zeugnisses, wenngleich bei den Wettkämpfen grundsätzlich auch eine Schwimmweste vorgeschrieben ist.

Welt-Umsegler Boris Herrmann, Vater einer knapp fünf Monate alten Tochter, beschreibt das waghalsige Abenteuer auf den Ozeanen am liebsten mit folgendem Vergleich: „Rund 8000 Menschen haben den Mount Everest bezwungen. Etwa 500 waren im All. Aber weniger als 100 haben die Welt alleine und nonstop umsegelt. Ich will einer von ihnen sein!“

!Informationen über den Friedrichsdorfer Yachtclub gibt es auf der Internet-Seite www.fryc-ev.de.



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