Friedrichsdorf (fw). Seit einiger Zeit führt die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) ein Pendelexperiment durch, in dem Pendler ihren Arbeitsweg für vier Monate mit Alternativen zum Auto bestreiten. Kürzlich wurden die Teilnehmer des Experiments zu ihren bisherigen Erfahrungen befragt.
Das Pendelexperiment „Anders Pendeln“ ist Teil des Forschungsprojekts transform-R und hat zum Ziel, den Umstieg auf ökologisch und sozial verträglichere Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit zu vereinfachen. Es findet aktuell mit 38 Teilnehmern aus Friedrichsdorf statt. 21 Teilnehmer erproben ein E-Bike, sieben den ÖPNV, acht die Kombination von ÖPNV und E-Bike und zwei Personen nutzen ein E-Lastenrad auf ihrem Pendelweg. Ergänzend stehen für alle Teilnehmer neue Mobilitätsangebote wie E-Bike- und E-Lastenrad-Sharing durch das Angebot „RMVflux“ und Carsharing von „mobileeee“ zur Verfügung, die durch die Teilnehmer erprobt werden. Das Experiment hat Anfang Juni begonnen und läuft noch bis Anfang Oktober. Von den 31 Teilnehmern, welche die Umfrage beantwortet haben, sind 30 eher oder sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Experiments. Viele Teilnehmer haben, auch durch die Unterstützung der Mobilitätsberatung, Neues über ihren Arbeitsweg gelernt, unter anderem neue Wege zum Arbeitsort (19 Teilnehmer), neue Transportmöglichkeiten (sechs) oder neue Möglichkeiten, den Alltag zu organisieren (13).
Auch die neuen Verkehrsmittel zeigen ihre Wirkung. Vor dem Experiment sind die Teilnehmer nur selten mit dem E-Bike oder Fahrrad oder ÖPNV zur Arbeit gefahren. Während des Experiments fahren 16 Teilnehmer drei und mehr Tage die Woche mit dem E-Bike zur Arbeit, davon fünf sogar jeden Tag. Auch der ÖPNV wird deutlich häufiger genutzt. Das hat zur Folge, dass auch deutlich weniger mit dem Auto zur Arbeit fahren. Vor dem Experiment sind fast alle Teilnehmer jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Während des Experiments sagen elf Teilnehmer, sie fahren fast nie mit dem Auto zur Arbeit, neun nur einen Tag pro Woche und sieben zwei Tage pro Woche.
„Wir haben uns vom Pendelexperiment erhofft, dass die Teilnehmenden die Vorteile nachhaltiger Mobilität auf dem Arbeitsweg entdecken. Die ersten Einblicke zur Halbzeit erfüllen diese Hoffnungen und zeigen, dass es auch in Friedrichsdorf möglich ist, mit weniger Auto zur Arbeit zu kommen“ kommentiert Bürgermeister Lars Keitel die Ergebnisse.
Aus Sicht von Luca Nitschke, Mobilitätsforscher am ISOE, bestätigen die Ergebnisse die wissenschaftlichen Annahmen: „Die Veränderung des Arbeitswegs ist eine lernintensive Umstellung. Pendelexperimente sind ein guter Weg, um Veränderungs- und Lernprozesse anzustoßen, das zeigt sich auch jetzt wieder in Friedrichsdorf.“ Das Pendelexperiment läuft noch bis Anfang Oktober, die Teilnehmer haben noch Zeit. ihre neuen Routinen weiter zu festigen und zu optimieren. Ein weiterer Meilenstein bis dahin ist ein Austausch der Teilnehmer mit den lokalen und regionalen Planungsverantwortlichen zu den bisherigen Erfahrungen.
Weitere Informationen zum Experiment und zum Forschungsprojekt transform-R gibt es im Internet unter https://www.transform-region.de/Anders-Pendeln/.