Friedrichsdorf (fch). Reisen, Urlaub und Veranstaltungen im Freien stehen im Sommer bei den Bürgern hoch im Kurs. Kultur- und Sportamtsleiter Jonas Steinert begrüßte zahlreiche Musikliebhaber zum Konzert „Die goldene Zeit der Ufa“ beim Open-Air-Festival „Sommerbrücke“.
Die Sommerbrücke. Eine Institution im Sommer Friedrichsdorfs. Kostenfrei und draußen wird variantenreich Kultur angeboten. In der Pause geht ein Hut herum, anstelle von Eintritt wird um eine Spende gebeten. „Alle Spenden werden ausschließlich für die Künstlerhonorare der nächsten Sommerbrücke verwendet. Damit entscheiden Sie mit ihrer Spende, wie groß die Sommerbrücke im nächsten Jahr wird“, betonte Jonas Steinert vom Kultur- und Sportamt. Die Aussichten sind gut, denn kurz vor Konzertbeginn ging auf dem Spendenkonto eine Einzelspende in Höhe von 450 Euro ein, wie Steinert das erwartungsvolle Publikum und Bürgermeister Lars Keitel informierte. Die Besucher hatten sich bereits zuvor an den Imbissständen mit kühlen Getränken und leckeren Speisen eingedeckt. Die Bandbreite reichte bei den Getränken von Wasser über Bier und Wein bis zu exotischen Cocktails. Bei den Speisen konnten Besucher etwa unter Grilladen, Fleischspießen, Salaten und veganen Gerichten wählen. Schnell entspannen sich unter den Konzertbesuchern an den Biertischgarnituren und Sesseln angeregte Gespräche. Kontakte zu knüpfen war auch für Besucher ohne Partner oder Clique kein Problem.
Mit Applaus begrüßt wurden die drei Musiker und Sänger des Abends. Es waren Mezzosopranistin und Querflötistin Marie Giroux und Tenor Joseph Schnurr, die am Klavier und Akkordeon von Jenny Schäuffelen begleitet wurden. Das Trio hat seine musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin absolviert. Ihre Zuhörer in Friedrichsdorf nahmen sie mit auf eine nostalgische Musikreise durch die Ufa-Ära. Die Universum Film AG (Ufa) hat mit ihren schillernden Stars eine Epoche geprägt. Musik-, Operetten- und Revuefilme erlebten in den 1930er und 1940er-Jahren einen Boom. Viele Ufa-Produktionen gehören heute zu den Klassikern ihres Genres. Unvergessen sind Stars wie Marlene Dietrich, Zarah Leander, Willy Fritsch, Marika Rökk, Heinz Rühmann, Lilian Harvey, Johannes Heesters, Hans Albers, Ilse Werner und die Comedian Harmonists. Die Ufa hat in einer wirtschaftlich schwierigen und politisch dunklen Zeit nicht nur unvergessliche Bilder geschaffen, sondern auch zahlreiche Ohrwürmer produziert. Die Künstler dieser Ära boten den Zuschauern Glamour und Unterhaltung. Sie ließen sie getreu ihres Auftrages die Schrecken ihrer in Trümmern liegenden Welt für wenige Stunden vergessen. „Gute Laune ist einer der wichtigsten Kriegsartikel, gute Laune soll produziert werden“, lautete der Auftrag von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels an die Ufa. Mit staatlich geförderter, fröhlicher und vor allem unpolitischer Unterhaltung bot er den Menschen eine kurze Auszeit von der täglichen Kriegshetze und Führer-Indoktrination. Während jüdische Künstler aus der Öffentlichkeit verschwanden, verfolgt und im besten Fall in die Emigration gezwungen wurden, profitierten andere von der Lage. Über diese Instrumentalisierung von Kultur und Musik für parteipolitische Zwecke und über den Mut von Stars sich gegen die Avancen von Nazi-Größen zu wehren, informierten in ihren zwischen den einzelnen Titel eingestreuten Moderationen Marie Giroux und Jenny Schäuffelen. Doch im Mittelpunkt des Konzertes standen 16 große Hits aus dieser Epoche, die das Lebensgefühl der Menschen aufgriff. Die Bandbreite reichte von „Wochenend und Sonnenschein“ und „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine“ über „Bel Ami“ und „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ bis hin zu „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“. Mit anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum nach jedem im Duett oder Solo vorgetragenen Lied bei den stimmlich und musikalisch perfekt ausgebildeten Künstlern.