Spiel, Sport und Spaß beim Spitzentennis

Die Gäste der Bad Homburg Open bekommen nicht nur tolle Matches in einem wunderschönen Ambiente zu sehen, sondern können auch abseits des Platzes im Baloise Park vieles entdecken. Foto: Daniel Maurer

Von Björn Hahn

Bad Homburg. Seit Samstag herrscht in der Kurstadt wieder der Ausnahmezustand – im positiven Sinne. Wenn sich eine Woche lang die weltbesten Tennisspielerinnen auf den hervorragend hergerichteten Rasenplätzen messen, strömen zigtausende Menschen von nah und fern in die Kurstadt, um ihre Idole live zu erleben. Die fünfte Auflage der Bad Homburg Open präsentiert erneut Tennis der Spitzenklasse und bietet auch drumherum jede Menge Unterhaltung.

Knapp zehn Minuten begeisterten Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Deutschlands Nummer eins im Tennis, Tatjana Maria, die zahlreichen Zuschauer vor dem Kurhaus mit spannenden Ballwechseln. In der strahlenden Sonne am Samstagmittag lieferten sich die beiden ein heiß umkämpftes Show-Match auf dem 9 mal 4 Meter kleinen Kunstrasenplatz, ehe um 13.10 Uhr die Entscheidung fiel: OB Hetjes nutzte seinen ersten Matchball und gewann das kleine „Kräftemessen“ mit 11:9 gegen die Profispielerin. Die inzwischen in mehreren Reihen stehenden Fans – darunter eingefleischte Tennisfans, aber auch einige interessierte Passanten, die zufällig bei diesem Spektakel stehen geblieben sind – zollten den beiden Akteuren den nötigen Respekt und spendeten ordentlich Applaus. Der Startschuss für eine erfolgreiche Tenniswoche, den 5. Bad Homburg Open, war gelegt.

Und genau das ist es, was das Wimbledon-Vorbereitungsturnier in Bad Homburg, oder liebevoll auch Boutique-Turnier genannt, auszeichnet: Es ist bereits in der kurzen Zeit zu einem Fest, zu einem Erlebnis für Sportliebhaber, aber auch für weniger sportbegeisterte Menschen von nah und fern geworden. „Wir sind extra für die Eröffnung heute hierhergekommen“, sagt Isa Pöppinghaus aus Bad Homburg: „Ich habe mir bereits vergangenes Jahr ein paar Spiele angesehen und habe mich deshalb noch mehr gefreut, auch in diesem Jahr wieder Tickets zu haben.“ Das Turnier tue der Stadt gut, es verhelfe ihr zu einem guten Ruf im Sport und in der Kultur. Immerhin wird das mit über einer Million US-Dollar dotierte Rasenturnier in bis zu 168 Ländern übertragen. Zudem reisen viele Menschen auch aus der weiteren Umgebung an und lernen die Stadt neu kennen.

Dass das Turnier, welches im vergangenen Jahr zu einem WTA-500-Turnier aufgewertet wurde, solch eine Strahlkraft entwickeln könnte, bezweifelten anfangs jedoch einige. „Als wir 2018 angefangen haben, über die Ausrichtung eines solchen Turniers nachzudenken, wurden wir belächelt“, erklärt Hetjes, selbst Hobby-Spieler: „Inzwischen hat das Turnier eine enorme Entwicklung hingelegt, das ist toll für die Stadt. Wir haben hier eine ganz spezielle Atmosphäre. Und zwar nicht nur bei den Matches auf den drei Tennisplätzen, sondern auch im frei zugänglichen Fan Village und der gesamten Stadt.“

Zudem ist es das Turnier der kurzen Wege. Dies wissen Organisatoren wie Spielerinnen gleichermaßen sehr zu schätzen. Vom Spielerinnen-Hotel bis zur Anlage des Bad Homburger Tennis-Clubs mitten im Kurpark sind es nur fünf Minuten Fußweg, und die Innenstadt mit all ihren Restaurants kann man ebenfalls in nur wenigen Gehminuten erreichen. „Es ist ein wirklich familiengerechtes Turnier“, erklärt Maria, die mal wieder ihre ganze Familie samt ihrer zwei Kinder mitgebracht hat: „Sportlich hat es inzwischen ebenfalls einen hohen Stellenwert, was man an der hochkarätigen Meldeliste sieht.“ Deshalb sei es eine „ideale Vorbereitung“ für Wimbledon – auch wenn Maria, die kürzlich das Tennisturnier in Queens gewinnen konnte, bereits am Sonntag in ihrem Auftaktmatch eine Niederlage hinnehmen musste.

Und auch die Stadt weiß, wie sie das sportliche Highlight in Szene setzen muss und „tennisfremde“ Menschen anzieht. So hatte sie den Samstag unter das Motto „Spiel, Sport und Spaß am Kurhaus“ gestellt und einen abwechslungsreichen Mittag versprochen. Und ja, es war für jeden Geschmack etwas dabei: Ob bei einem kleinen Hockey-Parcour, auf Mini-Tischtennisplatten oder Körbe werfen beim Basketball. Jeder konnte sein sportliches Geschick unter Beweis stellen. Mit dabei war natürlich auch Maskottchen Hazel. Sie stand die ganze Zeit für zahlreiche Bilder mit Kindern zur Verfügung und verbreitete mit ihrem großen Lächeln und dem Tennisschläger in der Hand einfach nur gute Stimmung. Während sie dies am Samstag nur vor dem Kurhaus tat, war und ist sie seit Sonntag auf dem gesamten Gelände im Kurpark anzutreffen, man muss nur die Augen offenhalten.

Doch auch im eben angesprochenen Kurpark war bereits am Samstag jede Menge los. Auch wenn zunächst nur Qualifikationsmatches anstanden, strömten die Menschen bei Kaiserwetter in Scharen zu den beiden Nebenplätzen. Dicht gedrängt verfolgten sie so beispielsweise den ersten Auftritt der deutschen Nachwuchshoffnung Eva Lys (die tags darauf verletzungsbedingt aufgeben musste). Aber auch an den vielen Ständen, den Food-Trucks und abends beim Konzert der Band „Pfund“ konnte man die besondere Stimmung des Turniers, eine Mischung aus Eleganz, Ehrgeiz und sportlicher Höchstleistung, bereits am ersten Tag aufsaugen.

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