Israelische und deutsche Schüler auf der Suche nach ihrer Identität

Landrat Ulrich Krebs (Mitte unten) heißt die Schüler der arabischen Schule aus dem Partnerkreis Gilboa/Israel willkommen (ganz links: PRS-Schulleiterin Frauke Piorreck, daneben Wafa Hawa Karram, Lehrerin der arabischen Schule, ganz rechts: Andreas Schauer, Organisator Schulpartnerschaft, daneben Sameeh Akashi, Lehrer der arabischen Schule). Foto: PRS

Friedrichsdorf (fw). Identität – zwischen Anpassung und Selbstbestimmung. Unter diesem Motto konnte vor Kurzem erstmalig nach einer längerer Corona-Pause wieder der Austausch von Schülern der arabischen Partnerschule in Israel Amal Naura Gilboa (gelegen im Partnerkreis des Hochtaunuskreises Gilboa) mit der Philipp-Reis-Schule stattfinden. Ermöglicht und organisiert wurde dies durch die Kooperation mit dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge Bundesgeschäftsstelle (Abteilung Gedenkkultur und Bildung, Fachbereich Internationale Jugendbegegnungen) und dem Landesverband des Volksbunds Kriegsgräberfürsorge Hessen. Zehn Schüler der Partnerschule waren in Begleitung von zwei Lehrkräften in Friedrichsdorf zu Gast.

In der Vorbereitung des Austauschs stand im Mittelpunkt: Was ist eigentlich meine Identität? Wer definiert sie? Im Ergebnis kamen die PRS-Schüler zu je unterschiedlich zusammengesetzten Identitäten. Religion, Kultur, Familie, Hobbies waren für jeden Jugendlichen unterschiedlich bedeutsam. Mit dieser Erfahrung wurden die ersten Kontakte zu den Gastschülern geknüpft. Dabei gab es auch Unsicherheiten in den Gastgeberfamilien: Was bedeutet halal? Wie strikt soll auf halal-Lebensmittel geachtet werden? Wie gut sind die Sprachkenntnisse meines Gegenübers? Was muss ich im Alltag beachten, um dem Gast respektvoll zu begegnen? „Im Prinzip findet hier schon eine Begegnung vor dem Beginn des eigentlichen Austauschs statt“, sagt der Organisator der Schulpartnerschaft, Andreas Schauer. „Schließlich sind in Friedrichsdorf Muslime auch Mitschüler und Nachbarn. Erst der Austausch rückt deren Alltag aber offenbar richtig in den Blick.“ Es zeigte sich dann sehr schnell, dass Begegnung über vermeintliche oder tatsächliche kulturelle Grenzen funktioniert. Auch fanden sich sehr schnell Jugendliche beider Gruppen mit gemeinsamen Interessen. Auch für die arabischen Gastschüler bedeutete der Austausch eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität. Als Angehörige einer Minderheit in Israel (20 Prozent arabische Bevölkerung) stellt sich für sie die Frage, ob sie sich in erster Linie als Staatsbürger Israels oder als Palästinenser sehen. Diskutiert wurde zwischen den Jugendlichen zum Teil sehr lebhaft über den Umgang mit Geschlechterrollen und der Frage der Anerkennung unterschiedlicher sexueller Orientierungen. Neben der inhaltlichen Arbeit gab es ebenfalls eine Führung durch Friedrichsdorf, abendliche spontane Treffen zur Einübung arabischer Tänze, der Besuch Frankfurts und nach knapp fünf Tagen die Weiterfahrt nach Berlin. In Frankfurt und im brandenburgischen Wünsdorf wurden Kriegsgräberstätten des Ersten Weltkriegs besucht, in Brandenburg die einzige muslimische Kriegsgräberstätte in Deutschland. Auch hier ging es um die Frage der Identität. In Berlin standen ein gemeinsamer Besuch der Abteilung für islamische Kunst im Pergamon-Museum, der historischen Ausstellung im „Tränenpalast“, der Besuch des Bundestages und ein Gespräch mit dem Wahlkreisabgeordneten Markus Koob auf dem Programm. Finanziell ermöglicht wurde die Austauschbegegnung durch Bezuschussung des Koordinierungszentrums für deutsch-israelischen Jugendaustausch ConAct. Im Frühjahr ist der Besuch der jüdischen Partnerschule aus Israel in Friedrichsdorf geplant. Im Sommer fährt die PRS-Gruppe zum Besuch der beiden Schulen nach Israel.



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