Mühlgraben gereinigt, aber Bäume in Not

Ingobert Bittner und Victoria Walbröhl befreien mit Rechen den Mühlgraben von Ästen, Laub und allerlei Müll. Foto: fch

Friedrichsdorf
(fch). Zweimal im Jahr treffen sich Vereinsmitglieder von „Lebendiges Köppern“ an der Fritz-Beltz-Turnhalle zum Einsatz.

Am Samstag konnten Arbeitseinsatzleiter Hans-Joachim Winter und Vorsitzender Reiner Stock vom Verein „Lebendiges Köppern“ 19 Mitglieder und sechs Kinder zur ersten Mühlgrabenreinigung in diesem Jahr begrüßen. Handschuhe und Gummistiefel gehörten zur Arbeitskleidung. Viele hatten Rechen dabei, einige auch Schubkarren. Zum Mähen standen zwei leistungsstarke Motorsensen zu Verfügung. Vorstandsmitglied Harald Kühn und Schatzmeister Eckhard Kowalski mähten damit das Gras im Grabenbett kurz. „Wir reinigen den Mühlgraben seit 15 Jahren. Das ist heute unsere 30. Reinigung. Wir befreien den Mühlgraben von Laub, Eicheln, Gras, Ästen und Schlamm. Falls erforderlich auch von Dosen, Flaschen und anderem Müll“, informierte Hans-Joachim Winter. „Das natürliche Material verwenden wir für die Uferbefestigung“, fügt Eckhard Kowalski hinzu. Er ist mit seinem Sohn Johannes (12) zuständig für die Sicherheit des Mühlgrabens und „des Bachgängelsche“. „Wir beseitigen das ganze Jahr über von Kindern errichtete Staudämme, damit das Wasser nicht auf die Tennisplätze oder ins Wasserschutzgebiet läuft.“ Gut gelaunt und voller Tatendrang machen sich alle inmitten der idyllischen Natur ans Werk. Eifrig rechten Ingobert Bittner und Victoria Walbröhl Äste, Blätter, Laub und Zweige aus dem Mühlgraben. In dessen östlichen Teil befindet sich derzeit kein Wasser, im westlichen speist ein dünnes Rinnsal aus Regen- und Hanfsickerwasser das Bett.

Viele alte Bäume gestorben

Besorgt registrieren die Umweltschützer, dass entlang des historischen Bachgängelsche viele alte Bäume abgestorben sind. „Im letzten, trockenen Sommer sind etliche große alte Bäume im Uferbereich eingegangen“, bedauerte Hans-Joachim Winter. Einzig die mächtigen Baumstümpfe sind am Ufer stehen geblieben. „Mein Traum ist es, entlang des Mühlgrabens Schwarzerlen anzupflanzen, die in den Jahrhunderten zuvor hier standen.“ „Der Mühlgraben ist ein historisches Bodendenkmal. Das Mühlgrabensystem war einst fünf Kilometer lang. Gespeist wird der Mühlgraben mit Wasser vom Erlenbach. Von 1269 bis Anfang der 1950er-Jahre standen in Köppern zehn Mühlen. Mühlräder drehten sich in Köppern zum Wohle der Bevölkerung und der Arbeitgeber fast 700 Jahre lang. Den Mühlen verdankt Köppern seine Ersterwähnung. Das einstige „Copperno“ feiert in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen. Das Wappen ziert ein Mühlrad.“ Von der Wintermühle sind noch die historischen Fundamente und das alte Mühlrad erhalten. Hans-Joachim Winter zeigt den Durchlass an der Wintermühle, die seine Vorfahren betrieben. „Für die Sicherung und Sanierung des Mühlengebäudes benötigen wir Spenden in Höhe von 6000 Euro.“ Wer weiter auf dem Bachgängelsche entlang des Mühlgrabens durch den Wald geht, der kommt zum am 1. Juli 2018 offiziell eröffneten Einleitungsbauwerk neben dem alten Wehr. Dank des 40 000 Euro teuren Investition kann je nach Wasserstand im Erlenbach, zeitweise Wasser in den Mühlgraben eingeleitet werden. „Nur, wenn der Erlenbach eine bestimmte Wassermenge hat, kann der Wasser-

überschuss in den Mühlgraben eingeleitet werden.“ Zwei Siebe mit einer Lochweite von drei Millimetern und ein Entnahmerohr mit Gefälle von 50 Zentimeter zum Erlenbach hin, halten Fische und ihren Laich bei geringem Wasserstand, wie im Moment im Erlenbach, zurück. Im Erlenbach heimisch sind Bachforellen, Elritzen, Haseln, Bachschmerlen, Groppen, Döbel, Stichlinge, Aale, Gründlinge und Signalkrebse. Deshalb und wegen seiner Wassergüte hat der Erlenbach eine hohe ökologische Bewertung und ist FFH-Gebiet (FFH: Fauna, Flora, Habitat-Schutzgebiet). Am Ende ihres dreistündigen Arbeitseinsatzes hatten die Vereinsmitglieder den Mühlgraben von fünf Kubikmetern Naturmaterial befreit. Bruchglas, Dosen, Flaschen und Müll fanden sie am Samstag wenig.

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