Praktisch und sozial: Das Reparatur-Café

Die kleinere der beiden Heckenscheren von Alois Müller aus Burgholzhausen gibt beim Modellieren seiner Hecke plötzlich den Geist auf, und er bringt sie ins Reparatur-Café. Ralf Denger, Aktiver des Friedrichsdorfer Reparatur-Cafés, entfernt erst viel Laub aus dem Gehäuse und vermutet als Fehlerursache: „Der Motor bewegt sich nicht mehr richtig, sitzt nicht mehr am vorgesehenen Platz.“ Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Wenn unsere kleinen oder großen Helfer im Alltag, die Elektrogeräte, auf einmal nicht mehr funktionieren, steht mancher Haushalt vor einem Problem. Für das es jedoch mit dem Friedrichsdorfer Reparatur-Café eine wunderbare Lösung gibt.

Fallen Heckenscheren, Lampen, Kaffeemaschinen, CD-Player, Rasenmäher und andere Elektro-Kleingeräte oder auch einmal größere Geräte plötzlich aus, dann ist guter Rat gefragt. In der modernen Wegwerfgesellschaft sind Reparaturen meist nicht vorgesehen. Hilfe scheitert oft daran, dass man außer bei Markengeräten und auch hier nicht immer, keine Ersatzteile bekommt und vor allem niemanden findet, der das Gerät repariert. Entsprechend groß war die Nachfrage nach mehr als einem Jahr Zwangspause bei den Aktiven des Friedrichsdorfer Reparatur-Cafés, das von dem „Wir Friedrichsdorfer Bürgerselbsthilfe“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Friedrichsdorf getragen wird.

Andrea Salger und Bernd Rückert begrüßten zur Eröffnung am neuen Standort in der Öko-Siedlung 13 aktive Mitglieder sowie als Gäste den amtierenden Bürgermeister Horst Burghardt und seinen Nachfolger Lars Keitel. Bei Heidi Bank hatten sich 20 Bürger angemeldet, welche die kostenfreie Reparatur-Hilfe gegen eine Spende in Anspruch nahmen. „Zwei der 20 Bürger sagten kurzfristig ab, so konnten zwei von der Warteliste noch einen Termin bekommen“, berichtet Bank. Mit Kaffee und Kuchen verkürzten sich einige die Wartezeit. Andere ließen sich das kulinarische Angebot nach der Reparatur im Freien bei einem Gespräch mit den Aktiven munden.

„Da ist ja noch die halbe Hecke drin“, sagt Klaus Warmuth beim Blick ins Gehäuse der Heckenschere von Alois Müller. Während er nach draußen geht, um das Laub aus einer Gehäusehälfte zu entfernen, sieht sich Ralf Denger das Gerät genauer an. „Beim Heckenschneiden ist sie plötzlich ausgegangen“, berichtet Alois Müller den beiden. Der Burgholzhäuser nutzt die kleinere seiner beiden Heckenscheren „sie ist handlicher und leichter als die große“ vor allem für den Feinschnitt, sprich zum Modellieren seiner Buchsbäume, von März bis September. Auch die zweite Gehäusehälfte ist voller Laub, das festgepresst in allen Vertiefungen sitzt. Ralf Denger erkennt die Fehlerursache schnell: „Der Motor bewegt sich nicht mehr richtig, sitzt nicht mehr am vorgesehenen Platz.“

Ein älteres Modell, an dem sie hängt

Gleich nebenan misst Holger Blümer den Trafo einer Schreibtischlampe durch, um dann auf Fehlersuche zu gehen. Mit einer Tischlampe vorbeigekommen ist die Friedrichsdorferin Winginia Velte. Es ist ein älteres Modell, an dem sie sehr hängt. Wolfgang Renner prüft alles sorgfältig und stellt dann fest: „Der Schaden ist ganz einfach, ein triviales Teil ist defekt. Wir brauchen eine neue Fassung.“ Das hatte die Besitzerin bereits selbst vermutet und zuvor eine neue im Baumarkt besorgt. Doch die passt nicht. „Die neue Fassung hat ein Außengewinde. Die Fassung der Tischlampe ist dagegen außen glatt“, sagt der Reparaturprofi. Für Winginia Velte hat er zwei Ratschläge: Entweder sie versucht in einem Elektrogeschäft oder Baumarkt noch eine außen glatte Fassung zu finden, oder sie feilt das Gewinde vorsichtig ab. Die Friedrichsdorferin will es erst mit dem Feilen versuchen. Zu denen, die auf der Warteliste standen und dann doch noch einen Termin bekommen haben gehört Daphne Will. „Ich ziehe im August von Oberursel nach Friedrichsdorf und wurde aufgrund von zwei Absagen dazwischengeschoben, worüber ich mich sehr freue.“ Mitgebracht hat sie einen Kaffeevollautomaten. „Seit kurzem spritzt er das Wasser nach vorne raus, da wird man richtig verbrüht“, schildert sie Joachim Jacob und Kurt Schumacher das Problem. Ein weiteres ist, dass der Hersteller inzwischen ein neues Modell auf den Markt gebracht hat. „Wir lieben diese Pad-Maschine. Der Kaffee aus den Pads bekommt uns gut, und wir bereiten unseren Kaffee oder eine der Kaffeespezialitäten am liebsten mit ihr zu.“

Ob die Reparateure ihr helfen konnten, den Fehler gefunden und beseitigt haben, wissen wir nicht. Aber eine Bitte des Vereins „Wir Friedrichsdorfer Bürgerselbsthilfe“ wird gerne weitergegeben: Es werden neue Mitglieder für eine weitere morgendliche Telefonkette gesucht. „Eine Kette besteht aus jeweils acht Mitgliedern, die sich nacheinander morgens kurz anrufen, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. Die Telefonkette ist kein Ersatz für das Notruftelefon, aber wir konnten bisher schon einem Mitglied das Leben retten. Es hatte einen Schlaganfall erlitten. Der morgendliche Anrufpartner bemerkte im Gespräch, dass etwas nicht stimmt und verständigte den Notarzt“ , berichtet Bernd Rückert. Interessenten für die neue Telefonkette können sich unter Telefon 06172-737924 melden.

!Das Reparatur-Café Friedrichsdorf, Am Eisspeicher 1-3 (Öko-Siedlung) ist an jedem zweiten Samstag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gelten im Café die jeweils aktuell gültigen Corona Hygiene-Vorschriften. Eine Anmeldung per E-Mail an heidibank[at]gmx[dot]de oder unter Telefon 06172-71163 (Mo.-Fr. von 10-16 Uhr) ist zwingend erforderlich.



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