Kai Birkmann aus Friedrichsdorf hat schon eine Niere gespendet. Er ist in diesem Jahr Tournavigator der „Pro Organspende“-Radtour, an der er bereits zum achten Mal teilnimmt. Foto: bin
Friedrichsdorf (fw). Organspende – mit diesem Thema haben sich die meisten Deutschen noch nicht auseinandergesetzt. Eine Fahrradgruppe will dies ändern: 35 Radler fahren 560 Kilometer quer durch Deutschland und liefern den lebenden Beweis, dass die Organspende Leben rettet. „Jeder sollte sich einmal mit diesem Thema auseinandersetzen, eine Entscheidung für sich treffen und diese anschließend dokumentieren“, so die Idee des Friedrichsdorfer Tournavigators Kai Birkmann. Er führt die Gruppe an, die Sonntag in Heilbronn startete und sechs Tage später am Samstag ihr Ziel Erfurt erreichen möchte. Auf ihrem 560 Kilometer langem Weg besuchen sie zahlreiche Krankenhäuser, in denen eine Organspende ihren Anfang nimmt. „Die Ärzte bekommen nicht mit, wohin die Organe gehen und sehen nicht das Ergebnis ihrer Arbeit. Das wollen wir ändern und ihnen „Danke“ sagen. Wir sind schließlich der lebende Beweis des Erfolgs der Organspende“, berichtet Kai Birkmann. Der 62-jährige ist ein Lebendspender. Er spendete 2015 eine Niere an seine Frau. Diese wartete zu diesem Zeitpunkt seit acht Jahren vergeblich auf eine Niere, was nochmal das Problem der zu wenigen Spender aufzeigt. „Dass es zu wenige Spender gibt, liegt auch daran, dass nur dann gespendet werden kann, wenn ein Organspendeausweis ausgefüllt wurde und die Angehörigen zustimmen. Doch die meisten Leute haben sich mit diesem Thema noch nie auseinandergesetzt“, erzählt der Friedrichsdorfer, „Wir wollen eine Widerspruchslösung. Das heißt, jeder wäre ein zukünftiger Organspender, wenn er dem nicht klar widerspricht. Nur bei einem Widerspruch ist er kein Spender.“
Die Radtour „Pro Organspende“ des Veranstalters „TransDia“ findet dieses Jahr bereits zum 16. Mal statt. Kai Birkmann fährt bereits seit acht Jahren mit und führt dieses Jahr zum ersten Mal die Gruppe an. Die Mitglieder sind zwischen 35 und 75 Jahren alt und auf unterschiedlichsten Fahrrädern unterwegs. Darunter Rennräder, Mountainbikes und Trekkingräder, manche mit E-Motor, die meisten aber ohne. Die am dritten Tag der Tour 99 Kilometer lange Teiletappe führte sie von Darmstadt über Köppern nach Bad Nauheim. Auf ihrem Weg besuchten sie das Klinikum Darmstadt, das KfH Neu-Isenburg und die DSO Frankfurt. Fröhlich klingelnd kamen sie in Köppern an, um eine kleine Pause einzulegen und sich zu stärken. Auch das regnerische Wetter vertrieb ihre gute Laune nicht. „Während der Fahrradtour wachsen wir zusammen, tauschen unsere Erfahrungen aus und feiern unsere zweite Chance“, betont Gudrun Manuwald-Seemüller, die Vorsitzende von „TransDia“, „Wir wollen, dass Organtransplantation zur Normalität wird und keine Ausnahme bleibt.“
Über „Organspende“ nachdenken
Mathias Greb hatte vor kurzem das Glück eine Niere gespendet zu bekommen. „Ich habe über neun Jahre auf eine Niere gewartet. Als dieses Jahr im März der Anruf kam, bin ich direkt in die Transplantationsklinik gefahren und wurde operiert. Danach blieb ich noch zweieinhalb Wochen im Krankenhaus zur Kontrolle“, berichtet Greb, der aus der Nähe von Stuttgart kommt, „Vor der Transplantation musste ich drei Mal in der Woche zur Dialyse. Meistens ging es mir kurz nach der Dialyse nicht so gut.“ Er wünsche sich, dass sich jeder einmal mit dem Thema „Organspende“ auseinandersetze, sagte der Friedrichsdorfer Tournavigator Birkmann: „Jeder sollte eine Entscheidung für sich treffen, das Ergebnis dokumentieren und mit den Angehörigen darüber reden.“