Aus vier Gemeinden wird eine Stadt

Tische und Bänke sind voll beim Festakt auf dem Sportgelände. Unter den Gästen sind Landtagsabgeordneter Holger Bellino, Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi (vorne v. l.) sowie Altbürgermeister Horst Burghardt (Mitte). Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Mit einem Open-Air-Festakt auf dem Sportplatzgelände und einem fröhlichen Fest feierte die Stadt Friedrichsdorf mit vielen Gästen, Gratulanten und Bürgern ihr 50-jähriges Bestehen. Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerd Brücks begrüßte 400 Teilnehmer.

Anlass für den Festakt mit anschließender Party war die am 1. Juli 1972 erfolgte Unterzeichnung des Vertrags zur Fusion der vier selbstständigen Gemeinden Seulberg, Friedrichsdorf, Köppern und Burgholzhausen zu einer neuen Gesamtstadt. Rechtswirksam wurde der Fusionsvertrag am 1. August 1972. Unterzeichnet wurde die Urkunde von Bürgermeister Wilfried Fey aus Seulberg, seinem Kollegen Walther Ziess aus Friedrichsdorf, Fritz Levermann aus Köppern und Dietmar Griska aus Burgholzhausen. Seit 1970 hatten die Bürgermeister unter der Leitung des Seulberger Bürgermeisters miteinander verhandelt.

Dem Zusammenschluss vorausgegangen waren heftige Diskussionen in den Gemeindevertretungen, zahlreiche Bedenken seitens der Bürger, Verhandlungen mit Nachbargemeinden und kühne Expansionsträume. So sah der Möller-Plan die Schaffung einer „Regionalstadt Frankfurt“ vor, die sich im Westen bis zum Vordertaunus erstrecken sollte. Bürgermeister Lars Keitel erinnerte in seiner Festrede daran, dass es Anfang der 1970er-Jahre 2600 Städte und Gemeinden sowie 40 Landkreise in Hessen gab. Nach der von vielen Bürgern ungeliebten Gebietsreform waren es noch 422 Städte und Gemeinden sowie 21 Kreise. Sie alle sollten bessere Chancen als die vielen kleinen Gemeinden und Kreise haben, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Die vier Friedrichsdorfer Fusionspartner blickten jeweils auf eine lange Geschichte als selbstständige Gemeinden zurück. Seulberg ist 1200 Jahre alt, Burgholzhausen feiert in diesem Jahr sein 800-jähriges Bestehen und gehörte vor der Fusion zum ehemaligen Kreis Friedberg. Die älteste erhaltene Erwähnung von Köppern stammt aus dem Jahr 1269. Und im Sommer 1686 kamen auf Einladung von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg die ersten hugenottischen Glaubensflüchtlinge im heutigen Friedrichsdorf an. Zu den Gründern der Stadt gehören 36 Familien. Seit 1771 hat Friedrichsdorf Stadtrechte. Bürgermeister Keitel sagte mit Blick auf die fusionierten Gemeinden, dass es sich bei ihnen um ein „gutes Quartett“ handelt.

Es gab zahlreiche Vorschläge, wie die neue Stadt heißen sollte. Die Bandbreite reichte von „Keltanhain“ über „Waldstadt“ bis zu Keitels Favoriten „Zwiebackhausen“. Am Ende einigten sich die Gründungsväter auf Friedrichsdorf als Stadtnamen. 1974 wurden eine neue Flagge und ein Stadtwappen genehmigt. Dann ging es daran, die zentralen Investitionsprogramme der Gesamtstadt und die mit der Fusion verbundenen Erwartungen der neuen Stadtteile zu erfüllen. Dazu gehörten unter anderem die Sicherstellung der Wasserversorgung, der Bau eines Hallenbads, die Erneuerung der Ortskerne, der Bau des Bürgerhauses, des „in Beton gegossenen“ Rathauses, die Erschließung von Gewerbeflächen mit Schaffung von 2500 Arbeitsplätzen und die Ausweisung von Baugebieten.

Die Herausforderung bestand darin, „die Gesamtstadt zu leben und neu zu gestalten, das Profil der Stadtteile sowie die Gemeinschaft innerorts und im Ganzen zu stärken“. Der Bürgermeister betonte: „Wir alle machen die Stadt aus und entwickeln sie.“ Friedrichsdorf mit Dillingen und seine drei Stadtteile, die die Flächen zur Verfügung stellten, hätten sich zu einer blühenden Stadt entwickelt, lobte Keitel.

Im Namen der 13 Städte und Gemeinden des Hochtaunuskreises gratulierte Landrat Ulrich Krebs zum Stadtjubiläum. Die Gebietsreform sei ein Gewinn für alle gewesen. Das teuerste Bauwerk des Kreises, die Philipp-Reis-Schule, die sich bewährt habe, liegt in der Stadt. Eine große Aufgabe für die kommenden Jahre sieht der Landrat für die Stadt und den Kreis darin, Menschen, die von außen kommen wie einst die Hugenotten, in die Gemeinschaft zu integrieren. Zu den Gratulanten gehörte auch Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi. Er lobte, dass Friedrichsdorf wie eine glückliche Familie ist, in der es ab und zu einmal knirscht, was aber zu einer Familie gehört. Mit „Ladies Night“ läutete die Band „Nite- Shift“ nach dem offiziellen Festakt den gemütlichen Teil des unter dem Motto „Vier gewinnt“ stehenden Stadtjubiläums ein.

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