Voller Saal, volle Gläser, volle Narrhalla

Mit Beifall und einem dreifach donnernden „Sellwich Helau! Eulen Helau!“ begleitet das närrische Publikum im Saal den Einmarsch der Garden und des Elferrats. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Sicher durch närrische Gewässer mit stürmischen Wellen voller Applaus und Heiterkeit steuerte Sitzungspräsidentin und Vorsitzende Melanie Bingenheimer vom Seulberger Karneval Verein (SKV) „Die Taunus Eulen“ den mit einer Piraten-Flagge geschmückten „Eulen-Kutter“.

Kein Platz war mehr frei in der Sporthalle Seulberg bei der „Großen Fremdensitzung“ des Seulberger Karneval Vereins (SKV). Die Aktiven hatten für ihr Publikum erneut einen abwechslungsreichen Abend zusammengestellt. Die 16 Programmpunkte umfassende Bandbreite reichte vom umjubelten Einmarsch der Garden und des Elferrates über Büttenreden, Gesangseinlagen, Garde- und Schautänze bis zum großen Finale.

In ihrer Begrüßung berichtete Melanie Bingenheimer davon wie sie „ganz entspannt aus dem heiligen Fluss Ganges stieg und im neuen, klimagerechten Narrenschiff zur Fastnacht nach Sellwich segelte.“ „Die Narrhalla, die ist voll, dann wird der Abend wieder toll!“, prophezeite die Sitzungspräsidentin. Um dann das Publikum im Narrenschiff auf eine Entdeckungs- und Erlebnisreise durch den südlichen Friedrichsdorfer Stadtteil und die Welt zu schicken.

Die zehn von Trainerin Kerstin Günther gecoachten Tänzerinnen der „Kleine Garde“ eröffnete den Reigen der Tanz-Darbietungen mit einem klassischen Gardetanz. Später wirbelten die Sechs – bis Zehnjährigen noch einmal im Hawaii-Outfit zu „Vamos A La Playa“-Klängen über die Bühne. Da waren bereits die ersten stürmisch herbeigeklatschten Zugaben fällig. Auch die Tänzerinnen der „Mittleren Garde“ (elf bis 14 Jahre) und der „Großen Garde“ (17 bis 23 Jahre) begeisterten die Zuschauer im Laufe des Abends mit ihren schwungvollen Choreografien. Die Schleier eulen zeigen ihre Tanzkünste unter anderem als wilde Piraten. Tanzen ist auch die große Leidenschaft von Antonio Ponzi und Isabeau Fäcks sowie den Tänzern des Selwicher Männerballetts.

In die Bütt stiegen an diesem Abend gleich zwei schlagkräftige Duos. Zuerst lieferte sich Mutter Moni Peschke mit ihrer pubertären Tochter Darleen einen Nerven aufreibenden Schlagabtausch über das bisschen Haushalt, unaufgeräumte Zimmer und lange Partynächte. „Ein guter Schnaps, ein süßer Bub, vorbei ist es mit der guten Kinderstub’!“, verkündete Darleen schelmisch lächelnd bei ihrer Büttenpremiere ihrer Mutter. Einigkeit zwischen den Generationen herrschte beim Urteil über Frauenarztbesuche.

Leben ohne Frauen und WM

Auch bei seinem zweiten Auftritt in der Bütt hatte der Pointen-starke Max Landvogt die Lacher auf seiner Seite und sein Partner Antonio Ponzi wenig zu lachen. Der kecke Dreizehnjährige klärte den frisch verheirateten Antonio darüber auf, wie Verabredungen im Zeitalter von Youtube, Instagram, Netflix und anderen digitalen Medien funktioniert. Mit einem Wisch über sein Handy entschied der Siebtklässler aus der Philipp-Reis-Schule, ob er die Auserwählte „datet“ oder nicht. Antonio stimmte ihm bei allen Herausforderungen für Männer zu, dass „ein Leben ohne Frauen wie ein Leben ohne WM ist“. Auch auf die Frage von Max, warum die Mädchen bei „Germany’s next Topmodel“ immer heulten, hatte der frauenerfahrene Antonio eine Antwort parat: „Kein Wunder, die haben Hunger“. Sein Fett vom Junior weg bekam der im Elferrat sitzende Vater von Max: „Wenn ich heute Abend nicht lustig sein sollte, dann schiebe ich es einfach auf meinen Vater. Der ist Beamter.“ Und dann verkündete Max stolz die vier Säulen des Beamtentums: „Das haben wir schon immer so gemacht“, „Das war noch nie so“, „Da könnte ja jeder kommen“ und „Dafür bin ich nicht zuständig“.

Nach zwei Jahren wieder in Selwich war Gerda Ganz, die ihre Fans gleich in zwei Auftritten mit auf tierische Travestievergnügungen nahm. Gekonnt lästere sie über das Älterwerden mit Sprüchen wie „Menopause, das ist die Zeit, wenn die Rose zur Hagebutte wird und das Blut in die Krampfadern wandert.“

„Ich bin pleite“ stimmten die „Goldkehlchen auf die Melodie von „Griechischer Wein“ an. Der Selwicher-Schlagertext stammte von Elferrat-Mitglied Antonio Ponzi, der an diesem Abend als Tänzer, Büttenredner und Sänger auf der Bühne stand. Nochmals kräftig die Stimmung in der Turnhalle zum Sieden brachten die Samba-Jünger aus Neuenhain bei ihrem umjubelten Auftritt.

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