Heimat- und Geschichtsverein Schloßborn kennt keine Grenzen

Joachim Frankenbach, 1. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Schloßborn vor der Präsentation im Museum. Foto: Streit

Schloßborn (st) – „Grenzen gestern und heute“, wer bei dieser Aussage nur ein paar Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurückdenkt, der wurde im Rahmen der feierlichen Ansprachen anlässlich der Eröffnung des Museumsfestes des Heimat- und Geschichtsvereines Schloßborn eines Besseren belehrt. Schon bereits vor über 2.000 Jahren zu Zeiten der „alten Römer“ war das Thema Grenzen längst aktuell und wurde an diesem Abend ausführlich behandelt.

Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg wurde am vergangenen Freitag das Museumsfest im Pfarrzentrum mit zahlreichen Rednern eröffnet. Neben Fragen wie „Mit welchen Fakten muss sich Europa heute beschäftigen?“ oder „Warum errichten Völker überhaupt Grenzen?“ bis hin zur aktuellen Lage in Europa befasste sich Heike Kolter (FDP), Vorsitzende der Gemeindevertretung, mit der Frage „Welche Aufgaben verfolgt ein Heimat- und Geschichtsverein?“ CDU-Fraktionsvorstand HTK und Denkmalbeirat, Dr. Frank Ausbüttel, stellte sich der Frage „Grenzverschiebung, demografische Entwicklung vor 2.000 Jahren – wie ist das heute?“ und Hildegard Klär fragte ganz prägnant: „Europa – was ist los mit dir?“

Nach überaus informativen und interessanten Ausführungen begaben sich die Besucher des Abends auf das Gelände des Heimat- und Geschichtsvereins, wo im Erdgeschoss eine überaus professionelle Präsentation vorbereitet war. „Unsere jüngeren Mitglieder haben sich dieser Herausforderung angenommen“, berichtete der 1. Vorsitzende Joachim Frankenbach und erzählt weiter, dass die Umsetzung des Vortrages auf moderne Technik sehr gut gelungen sei. Davon konnten sich die Gäste dann auch direkt überzeugen.

Und da sich das Thema „Grenzen“ nicht nur aktuell, sondern auch sehr umfangreich gestaltet, bot der Heimatverein im Rahmen seines jährlichen Festes eine Ausstellung in den Vereinsräumen der alten Schule gleich in zwei Teilen an: „Der Limes bei Schloßborn“ und „Europa schottet sich ab“.

Aber nicht nur Vorträge, Reden und Präsentationen sollten an diesem Wochenende im Vordergrund stehen. „Wir sehen uns hier auch als eine Stätte der Begegnung“, so Frankenbach. Und der Zuspruch aus der Bevölkerung gab ihm Recht. Über Schloßborns Grenzen hinaus folgten die Besucher der Einladung des Vereins. Am Freitag- und Samstagabend waren alle Tische im Hinterhof des Museums restlos besetzt und es herrschte eine fröhliche Stimmung. Dazu trug mit Sicherheit auch die liebevolle Betreuung der Besucher durch die Mitglieder des Vereins bei. Bei herrlich duftendem Flammkuchen und dazu passenden Weinen ließ es sich hervorragend in dem gemütlichen Hinterhof der ehemaligen Schloßborner Schule verweilen. Gründungsmitglied und Organisator Peter Hofmann berichtet, dass er für die verschiedenen Varianten des Flammkuchens verantwortlich sei. „Wir haben einiges ausprobiert und die besten Kreationen bieten wir nun an.“ Stolz erzählt Hofmann, dass er den Weinlieferanten auf einer Urlaubsreise auf den Kanaren kennengelernt hat: „Seitdem stehen wir in Kontakt und er versorgt uns mit leckeren und erlesenen Weinen.“

Und die kulinarische Versorgung der Gäste hebt sich in der Tat von anderen Festen ab. Neben Flammkuchen bietet der Verein an seinem Fest-Wochenende auch Spundekäs‘, Hausmacher Wurstplatte und heiße Würstchen für die jüngsten Besucher an. Selbstverständlich standen auch alkoholfreie Getränke für die Gäste zur Verfügung. Und die beliebten selbst gebackenen Kuchen durften auch dieses Mal nicht fehlen.

Wer nun gut gestärkt noch die anderen Räume und damit die „normale“ Ausstellung des Heimatmuseums besuchte, wurde überall von freundlichen und auskunftsfreudigen Mitgliedern des Vereines empfangen. So gab es für versierte Handwerker einen Einblick in die Gerätschaften aus vergangenen Zeiten und so manchem Besucher wurde klar, dass sich die Handwerker früher mit Arbeiten, die heute eine Kleinigkeit bedeuten, sehr schwer taten.

Im ersten Stock konnte man ein Schlafzimmer von „Anno dazumal“ bewundern. „Leider wurde uns der ‚Pisspott‘ geklaut“, berichtet Vereinsmitglied Hermann Gossenauer, der – so meint man – zu jedem Gegenstand im Museum eine Geschichte erzählen kann. Mit seiner freundlichen und lustigen Art ergänzt er noch: „Vielleicht litt der Dieb unter seniler Bettflucht und brauchte diesen Pott für eigene Zwecke!“

Nichtsdestotrotz – schon schade, wenn solche, von der Bevölkerung gespendeten Ausstellungstücke – nicht weiterhin gezeigt werden können. Im letzten Ausstellungsraum traf man auf das Vereinsmitglied Herrn Niksch, der für die Instandsetzung und Restauration des alten Uhrwerkes der Kirchturmuhr verantwortlich zeichnet.

„Seit der Gründung des Vereins 1999 und mit dem Einzug in die alte Schule hat sich sehr viel verändert“, erzählt Joachim Frankenbach. Den vielen handwerklich begabten und überaus engagierten Mitgliedern sei es zu verdanken, dass sich alles in einem so guten Zustand befindet. Und in der Tat, der Besucher merkt beim Durchstreifen der Ausstellungsräume, dass alles mit viel Liebe und Sorgfalt präsentiert wird. „Die meisten Ausstellungsstücke bekommen wir von Bürgern aus Schloßborn zur Verfügung gestellt,“ berichtet Friedel Conrady, die gute Seele des Museums. Nicht nur ihm, sondern allen Mitgliedern des Vereins merkt man an, dass sie hinter dem stehen, was sie hier machen.

„Mittlerweile umfasst der Verein rund 75 Mitglieder“, erzählt eines der jüngeren Mitglieder, Armin Rehme, „und trotzdem freuen wir uns immer wieder, wenn uns die anderen Vereine zum Beispiel beim Aufbau unserer Feste unterstützen.“ In diesem Jahr halfen der Turnverein und der Angelsportverein beim Aufbau der Tische und Zelte. Rehme weiter: „Es ist wirklich toll, wie hier in Schloßborn der Zusammenhalt der Vereine ist.“

Auch für die Zukunft hat sich der Heimat- und Geschichtsverein Schloßborn e.V. einige Ziele gesetzt. So finden ab November wieder regelmäßig die beliebten Schlachtessen statt, an denen auch Apfelwein angeboten wird. Ein weiteres Highlight wird selbstverständlich der romantische Schloßborner Weihnachtsmarkt sein, der unter der Federführung des Heimatvereines am Samstag vor dem 1. Advent im Pfarrhof stattfinden wird. Auch über die verschiedenen Festivitäten hinaus möchte der Verein weiterhin aktiv sein. „Wir sind das älteste Dorf im Hochtaunuskreis“, berichtet der 1. Vorsitzende, „da gibt es einiges zu berichten und daher wollen wir auch verstärkt mit dem Tourismusverband zusammenarbeiten.“

Der Heimat- und Geschichtsverein Schloßborn e.V. – ein Verein, der weit über die Ortsgrenze hinaus bekannt und beliebt ist. Ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen; sei es durch Ausstellungen, Bücher oder Erzählungen.



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