Von der Bardo-Urkunde bis zur Gebietsreform: Lebhafte Schloßborner Geschiche

Für den Vortrag von Christoph Klomann zur Geschichte Schloßborns interessierten sich viele Bürger, Martin Pritz begleitete auf dem Akkordeon.Foto: privat

Schloßborn (kw) – Nach der lange erwarteten Veröffentlichung und Vorstellung der Marxschen Chronik im vergangenen Jahr fand jetzt auch ein gut besuchter weiterer Vortragsabend zur Geschichte Schloßborns statt. Rund 50 Gäste folgten der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins ins katholische Gemeindehaus.

Der Abend begann mit dem gemeinsamen Singen eines Schloßborn-Liedes, dem viele der Anwesenden beinahe Hymnenstatus zuschreiben. Text und Melodie stammen von Karl Bankowski, einem ehemaligen Grundschullehrer, der das Lied in den 1980er-Jahren anlässlich einer Karnevalssitzung verfasste. Das Lied wurde vor einiger Zeit wiederentdeckt und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Es beginnt mit „Schloßborn, Schloßborn, du stilles Dorf im Schatten deiner Wälder ...“ und endet mit „In meinem Heimatdorf Schloßborn fühl’ ich mich nie verloren“. Für die musikalische Begleitung sorgte Martin Pritz auf dem Akkordeon.

Nach dieser stimmungsvollen Einstimmung begrüßte Klaus Hindrichs, Erster Beigeordneter der Gemeinde, die Gäste mit einem kurzen Grußwort in Vertretung des Bürgermeisters. Im Anschluss begann Christoph Klomann mit seinem reich bebilderten Vortrag.

Nach einem kurzen Überblick zur geografischen Lage der Gemarkung spannte Klomann den historischen Bogen von den frühzeitlichen Spuren römischer, keltischer und germanischer Siedlungen bis hin zur berühmten Bardo-Urkunde. Dabei kam auch die erste Kirche im westlichen Taunus zur Sprache, die Willigis persönlich gestiftet hatte – ein bedeutsames Zeugnis der frühen Geschichte Schloßborns.

Im Abschnitt zur Frühen Neuzeit ging es unter anderem um die Auswirkungen der Pest, den Dreißigjährigen Krieg und den berüchtigten Schinderhannes, der nachweislich in der sogenannten Hasenmühle aktiv war.

Ein besonderes Augenmerk galt dem 20. Jahrhundert: Hier betonte Klomann, dass sich die katholisch geprägte Bevölkerung Schloßborns in der NS-Zeit weniger vom Nationalsozialismus vereinnahmen ließ als in anderen Gemeinden. Über 60 Prozent der Wählerschaft unterstützten weiterhin die Zentrumspartei. Einzelne Ereignisse – vor allem gegen Kriegsende – deuten zudem auf eine kritische oder zumindest zurückhaltende Haltung gegenüber dem Regime hin.

Der Vortrag endete mit der Gebietsreform von 1972, durch die Schloßborn seine Eigenständigkeit als Gemeinde verlor.

Eingerahmt von so viel lebendiger Geschichte wechselten an diesem Abend auch die letzten fünf Exemplare der Marxschen Chronik in die Hände interessierter Bürgerinnen und Bürger.

Neben spannenden historischen Einblicken brachte der Abend auch einen beachtlichen Spendenbetrag von 300 Euro für die Restaurierung der 1952 eingeweihten Waldkapelle ein. Diese war im vergangenen Jahr durch Vandalismus beschädigt worden – der Schaden von etwa 1.500 Euro wurde mittlerweile von der Kirchengemeinde behoben. Norbert Mezger vom Kirchenverwaltungsrat erläuterte den Spendenzweck und warb erfolgreich um Unterstützung.



X