Schloßborner Laienbühne geht durch Traum und Zeit

Ein gelungener Auftritt wird gefeiert: Das Ensemble und das Publikum singen gemeinsam ein Abschlusslied.Foto: Ellen Elsesser

Schloßborn (ee) – „Miteinander erreicht man doch mehr als gegeneinander.“ Unter diesem Leitspruch stand vergangenes Wochenende Kilian Marx’ Eigeninszenierung „Ein Sommertagstraum“, in Mundart aufgeführt und aufgrund der Renovierung der Mehrzweckhalle im Schlossborner Heimatmuseum. Die Aufführung fand als Open-Air-Veranstaltung statt, welche es seit zehn Jahren nicht gegeben hatte. Inspiration für das Stück fand Marx nach eigenen Angaben durch ein Buch des früheren Bürgermeisters Johann Friedrich Marx.

Nicht nur Schauspieler der Laienbühne besetzten die Rollen, sondern ebenfalls Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins bereicherten das Schauspiel durch eine kreative Charakterverkörperung, wie beispielsweise der Sänger (Martin Pritz) sowie der Historiker (Christoph Klomann), der historische Aufklärung durch zahlreiche sachliche Einschübe betrieb.

Freiwillige fanden sich auch im Publikum, die kleine Textrollen übernahmen. Das gelebte Interaktivtheater bot dem Publikum die Möglichkeit, aktiv im Stück mitzuspielen. So wurde beim Auftritt der Tiere, von Lamm über Ente bis Hahn, tatkräftig mitgemacht beim Kreieren einer passenden Geräuschkulisse ebenso wie für das Trommeln antrabender Pferde aus der Ferne. Das Stück wurde zusätzlich durch Lieder, sowohl Rap als auch Volkslieder, zum Anhören und Mitsingen untermalt (Fred Wenzler, Martin Pritz).

Eine traumhafte Aufführung

Um 15.30 Uhr ging die Premiere am Samstag los. Das Publikum nahm Platz und der Traum begann. „Es soll doch niemand merken, dass heute Generalprobe ist“, bemerkt der Regisseur, gespielt von Kilian Marx. Um diesen Sachverhalt zu verschleiern, versetzt der Moderator (Philipp Chalupsky) die Menge in einen hypnotischen Schlummer, der sie um 250 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Jedoch wird auch dieser Traum nicht die starke Trunkenheit des Schirmherrn (Frank Roemstedt) durch den starken Borner Äppelwoi, das plötzliche Auftreten eines Schauspielers im falschen Stück (Bernd Weißflug) oder das spontane Einsetzen des Nachtwächters (Manfred Kunz) verschleiern.

So beginnt die Reise durch die Geschichte Borns zu Schloßborn, von „anno Tobak bis heute“, wie wir es kennen. Natürlich darf auch in dieser Inszenierung nicht die geliebte Kabbelei zwischen Krautköpp und Schnaacke fehlen.

Marktrecht und Gerichtsverhandlung für Born

Der Name Schloßborn schließt sich aus den Worten „Born“ (Brunnen) und Schloss, gemeint ist das Jagdschloss, zusammen. An eben dem namensgebenden Brunnen stehen die drei Waschweiber Norma, Else und Kättl (Alex Pollet, Conny Ernst, Nicole Heil), welche sich über die aktuellen Neuigkeiten austauschen. Der Großinquisitor kommt in die Stadt, um das Julchen (ebenso Nicole Heil), eine Hexe, so sagt man, die einen Mann verführt haben soll, zu verurteilen. All das geschieht am Himmelfahrtstag. Doch Julchen ist nicht die Einzige, auf die der Galgen wartet. Der Schinderhannes wird auf Geheiß des Bürgermeisters (Basti Beck) von zwei Soldaten (Walter Vest, Volker Bartmann) gesucht. Doch um den altertümlichen Brunnen herum wird nicht nur getratscht. Es wird auch gefeilscht.

Was wäre der offene Handel und Warenverkehr im 18. Jahrhundert ohne Marktrecht? Gut, dass auf dem Jagdschloss ein ebensolches Fleckchen existiert. Der weit gereiste sizilianische Bürgermeister und seine machthungrige, dominante wie auch korrupte Ehefrau Penny (Michi Beck) eröffnen das Spektakel, das geladene wie auch ungebetene Gäste, wie die Quacksalberin (Franka Josic), locken wird.

Großinquisitor oder Hochstapler?

Die Soldaten kehren schließlich mit einem vornehm gekleideten Mann zurück, der angibt, der angereiste Großinquisitor und fälschlicherweise festgenommen worden zu sein. Er hört sich die Beschwerden der Einwohner an, bis sich dieser umgehend in die Gerichtsverhandlungen zur Anhörung begibt, in denen er drei Fälle bearbeitet, bis er schließlich zu Julchens Fall gelangt. Er ordnet für ihr schnelles Geständnis eine peinliche Anhörung, auch Folterung genannt, an und verlangt, sie dafür persönlich mit nach Mainz zu nehmen. Wie sich herausstellt, entpuppt sich der edel geglaubte Mann als der gesuchte Räuber und Mörder Johannes Bückler, der „Schinderhannes“ (Matthias Högn).

Aufgelöst wird dieses Missverständnis durch die Festnahme des echten Großinquisitors (Bernd Weißflug), der in den Kleidern des Räubers nach einem Überfall an der Schinderhanneseiche mitgenommen wurde. Da allerdings alle Bewohner durch die Gerichtsverhandlungen bereits zufriedengestellt sind und es nichts weiter zu regeln gibt, begibt sich der echte Großinquisitor wieder auf seinen Rückweg. Der Schinderhannes sollte erst wieder 1803 in Mainz öffentlich angetroffen werden – bei seiner Hinrichtung.

Die Moral von der Geschicht‘

Penny, die ihre Zukunft lesen lassen möchte, beschließt, die Seherin Miraculina (Brigitte Klomann) um Rat zu fragen. Die neugierigen Waschweiber fragen nun auch nach der Zukunft der Heimat. Miraculina sagt daraufhin die Erfindung häuslicher Hilfsmittel und technischer Geräte voraus, die die Menschen vereinsamen und stagnieren lassen, sowie kommende Kriege aufgrund von Größenwahn.

Gesellschaftliche und politische Fragen finden hier somit ebenso Anklang wie die Frage, welcher Äppelwoi denn nun der stärkste sei. Heute wie damals sei ein gemeinschaftlicher und toleranter Umgang der Weg zu einem besseren Miteinander mit mehr Möglichkeiten bei der Lösungssuche in Politik und Gesellschaft. Der Charakter der Penny, die jeden Gegenspieler zur Machterhaltung durch Strafen und Hinrichtungen versucht, aus dem Weg zu räumen, und der des Bürgermeisters stellen hierbei einen konkreten Kontrast zwischen Repression und vertrauensvollem Miteinander dar.

Auch Social Media wird hierbei als hinderliches Mittel für den menschlichen Zusammenhalt gesehen, da dieser Einsamkeit und schlechte Kommunikation begünstige.

Ein Ende für einen guten Zweck

Am Ende der Vorstellung übergab der neue Vorstand der Laienbühne um die 1. Vorsitzende Marion Meyer einen Scheck an die Hospizgemeinschaft Arche Noah in Höhe von 500 Euro sowie eine Summe an den Schlossborner Heimat- und Geschichtsverein. Zudem wurde sich bei dem ersten Ritter Graf Johannes von Schnarckenheim für den Leih seiner Rüstung bedankt, die er zur Verfügung gestellt habe.

Nach dem Event ist vor dem Event. Am kommenden Samstag können sich Freunde des Heimat- und Geschichtsvereins auf das Museumsfest freuen (16 bis 22 Uhr).

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