Arabische Schriftzeichen in der Stadtbibliothek

Nein, keine Angst, die Kelkheimer sollen in Zukunft keine Literatur aus dem Vorderen Orient lesen, jedenfalls nicht in arabischer Schrift. Arabisch in einigen neuen Medien der Bibliothek hat einen besonderen Grund. Diese Buchstaben aus dem Morgenland sollen helfen, vor allem jungen Asylbewerbern und Immigranten das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern. Das ging einher mit der Einrichtung einer neuen Lese- und Sprachlernabteilung, in der – bitte nicht falsch zu verstehen – Deutsch als Fremdsprache gelehrt wird.

Grundlage dafür ist ein Gespräch zwischen Bibliotheksleiterin Annemie Klein und der Leiterin des Kulturreferats Dr. Beate Matuschek. Daraus ergab sich der Antrag des Kulturreferats Fördermittel beim Land Hessen zum Ankauf von Sprachlernmedien und Programme für ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger wie auch Geflüchtete zu beantragen.

Das klappte. Die Hessische Landesbibliothek bewilligte 12.500 Euro, die es ermöglichten eine Lese- und Sprachlernabteilung mit Medien und Kursen zum Thema „Fremde Sprachen – Deutsch leicht erlernt“ einzurichten.

In Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat wurden zudem Medien unter dem Titel „Acht wöchentliche Deutschkurse“ angekauft. Und jetzt bei einer Pressekonferenz in einem großen Plastikbehälter vorgestellt. Der Deutschunterricht findet parallel seit 2015 im Gutenbergraum der Stadtbibliothek statt.

Angeboten werden Bildwörterbücher, Sprachkurse und Hörboxen für alle, die Deutsch als Fremdsprache lernen möchten. Diese sind in den Ausgangssprachen wie beispielsweise Englisch, Arabisch, Bulgarisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch vorhanden. Wie das funktioniert, erlebte Bürgermeister Albrecht Kündiger, als sich der Pressekonferenz Elfie Jonas mit einem Schützling aus Syrien zugesellte, dem 20-jährigen Amyad Hassien, der vor neun Monaten aus Syrien kam und hier bei null begann.

Zu Hause zur Schule gehen? Kein Gedanke. Geld verdienen – hier musste er nun das Alphabet lernen, um mit der deutschen Sprache klarzukommen.

Und das funktioniert, wie die Lehrerin, die in der Flüchtlingshilfe Kelkheim mitarbeitet, sagte. Der Bürgermeister konnte sich – zwar nur bruchstückweise – aber doch durchaus verständlich mit dem Gast unterhalten. Amyad lebt mit zwei Brüdern und einer Schwester in der Wilhelmstraße. Offensichtlich hat bei ihm schon der eine Buchtitel „Deutsch in 30 Tagen“ funktioniert.

Kündiger sagte dazu, dass mit diesem Angebot eine hervorragende Ergänzung für die Arbeit im ehrenamtlichen Engagement möglich werde, zumal in allen Einrichtungen der Flüchtigshilfe Deutschkurse angeboten werden.

Vier Computer mit Internet und Office stehen begleitend in der Lernwelt zur Verfügung. Ein spezieller Deutsch-Lern-Computer wurde vom Kulturreferat beim Land Hessen für 2016 beantragt.

Rund 170 Hörbücher, Bestseller, Zeitschriften, Computerprogramme sowie Romane für Erwachsene und Kinder in englischer und französischer Sprache können ebenfalls kostenlos entliehen werden. Und Mafalda Pinto-Schneider (Flüchtlingshilfe) unterstrich: „Das Interesse Deutsch zu lernen, ist deutlich.“

So weit dieses Thema. Für den Bürgermeister ergab sich aber auch die Gelegenheit, in aller Deutlichkeit zu sagen, wie sehr ihm die Bibliothek am Herzen liegt. „Die Bibliothek gehört zu einem der schönsten Orte, die wir in der Stadtmitte haben. Hier besteht die Möglichkeit, Kinder an das Lesen heranzuführen.“

Es gebe auch gar keinen Grund, die Bibliothek an eine andere Stelle zu verlegen, wie offensichtlich von Zeit zu Zeit von der einen oder anderen Seite gewünscht wird. Die Zahlen, die bei der Pressekonferenz vorgestellt wurden, zeigen, dass die Bibliothek eine Spitzenstellung im Kreis einnimmt.

Ungefähr jeder vierte Kelkheimer hat einen Ausweis für die Stadtbibliothek.

Dazu gehört das große Angebot und die moderaten Preise. Und die Auswahl ist riesengroß. Im Programm 100.000 virtuelle Medien und es sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die einen großen Teil der Leser ausmachen, sondern es kommen auch viele Senioren, da das Angebot auch in dieser Richtung entsprechend reichhaltig ausgerichtet ist.

Im Bild oben: der Bürgermeister mit dem Gast aus Syrien, auf dem Foto unten: Annemie Klein und Salomè Korschinowski stöbern in der Box mit den Büchern für den Deutschunterricht – hier braucht nicht bei null angefangen zu werden.

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