Da kommt auch der Bürgermeister auf den Ruppertshainer Sportplatz, am Montagmittag, dienstlich, aber ohne Spaten oder vorbereitete Rede, dafür mit einem knallroten hr3-Mikrofon vor der Nase: „Kelkheim ist bekannter geworden“, sagt Albrecht Kündiger hocherfreut in das Aufnahmegerät von Morgenmoderator Daniel Fischer und gratuliert Mike Hempel.
Der, frisch gekürter „Amateurfußballer des Jahres 2015“, ist gleich darauf „gerührt“ und „völlig platt“, denn die „Ruppscher Platt“ (der Sportplatz des Stadtteils Ruppertshain, Anm. d. Red. für auswärtige Leser) erhält ab sofort den Namenszusatz „Mike-Hempel-Arena“. Auch das verkündet der Bürgermeister höchst offiziell und direkt über den Rundfunk, das zugehörige Banner flattert bereits im stürmischen Frühlingswind.
Wind bekommen von dem deutschlandweiten Titelgewinn hatte Daniel Fischer übrigens direkt aus erster Hand, denn er ist Trainingskamerad bei den „alten Herren“ des SVR 1891 und gehört damit letztendlich zu den „Jungs“, die beschlossen hatten, sich auf ungewöhnliche Weise bei Mike für seine „langjährigen sportlichen und menschlichen Leistungen“ zu bedanken.
Wie bereits berichtet, hatten sie daraufhin ein Video gedreht, das als Grundlage zur Bewerbung bei „www.fussball.de“ nötig ist, um sich dort – im Auftrag des DFB – zum Fußballer des Jahres küren zu lassen. Das alles natürlich unter den wachsamen Augen vom Vereinspräsident der „Lilanen“, Oliver Glomb.
Der steht auch jetzt wieder bei seinem Mannschaftskapitän, bereit Rückendeckung zu geben, falls der auch für seine Bescheidenheit bekannte Kicker angesichts des großen Erfolges ins Stottern kommt, doch das ist nun auch wieder nicht nötig.
„Es war schon toll, unter die letzten fünf Kandidaten in der Endrunde zu kommen“, aber dass es dann noch weiterging hat in seinen Augen einen klaren Grund: „Ich hatte eben die besten Fans.“ Dann versagt ihm zwar doch die Stimme, das hat aber nichts mit Tränen zu tun, sondern mit dem riesigen Muffin, in den er hineingebissen hat. „Dafür hat Bäcker Ungeheuer heute extra aufgemacht“, erklärt Moderator Fischer und schiebt eine Stiege ofenwarmer Laugenbrötchen im Fußball-Design hinterher: „Ab sofort verkauft er auch Mike-Hempel-Brötchen.“
Wer solche Freunde hat, kann sich offenbar wirklich an größere Ziele wagen, aber der 43-jährige Innenverteidiger – der seit dem letzten Jahr mit seinem Sohn David in der gleichen Mannschaft spielt und mit ihm gemeinsam in die Kreisoberliga aufgestiegen ist – hat auch eine sehr sympathische Ader, mit der es letztlich gelang, 37,9 Prozent von über 12.000 Stimmen aus ganz Deutschland zu holen. Genaugenommen waren es 24.000, die Zahl gilt aber für die parallel laufenden Frauen- und Männervotings gemeinsam. Klarer messbar dagegen der Abstand zu Platz zwei, der Berliner lag mit 28,4 Prozent fast um einen Zehner zurück.
Vermutlich haben auch die Narren einen deutlichen Anteil an den vielen Stimmen, denn auch im Fasching ist Mike mit seiner ganzen Familie aktiv und folgerichtig kam die Werbung für ihn sogar aus der Bütt. Ein Punkt sei schließlich noch erwähnt, denn er ging im ganzen Trubel des Fußballjubels unter, nämlich, dass Mike selbstverständlich neben allem Ehrenamt auch noch einem Beruf nachgeht, der ihn ebenfalls erfüllt. Allerdings ist er, wie die Vereinskameraden erfreut berichten, „Zimmermannsmeister“ und damit schon wieder prädestiniert für An- und Umbauten aller Art am Vereinsheim, was auch deutlich zu sehen ist.
Daneben wird künftig nun auch der Banner mit der Aufschrift „Mike-Hempel-Arena“ gut sichtbar über den Sportplatz leuchten, die Einweihung wird beim nächsten Heimspiel am 13. März (Sonntag) hoffentlich auch mit einem siegreichen Spiel gefeiert.