Zwanzig Jahre Singen und Wandern mit der Euterpe – 88.000 Kilometer

Am Morgen des 23. Februar 1995 lagen in Kelkheim-Hornau knapp fünf Zentimeter Schnee - es taute. Trotzdem trafen sich an diesem Donnerstag um 9 Uhr acht wetterfeste Mitglieder des Gesangvereins Euterpe, um erstmals gemeinsam von Hornau (222 m über NN) aus den Versuch einer Winterbesteigung des Fuchstanz ( 622 m ü. NN ) zu wagen. Durch eine zauberhafte Winterlandschaft mit Einkehr am Fuchstanz führte der Weg. Die erste Tagestour von 20 Kilometer Länge hatten alle Teilnehmer (Maxi Conrad, Manfred Conrad, Heinz Färber, Berthold Körner, Walter Lolies, Helmuth Müller, Karl-Heinz Ott, Klaus-Detlef Voigt) problemlos geschafft - untrainiert, gewissermaßen im Kaltstart aus dem heimischen Sessel.

Dieses gemeinsame Erlebnis verlangte nach weiteren Herausforderungen. Die Wandergruppe der Euterpe war aus der Taufe gehoben. Man beschloss, ab sofort am letzten Donnerstag eines jeden Monats eine Tageswanderung von etwa zwanzig Kilometern in ein neues Programm aufzunehmen. Für die Durchführung dieser Wanderungen war Wanderführer Helmuth Müller bis zu seinem tragischen Unfalltod im Jahr 2007 zuständig. Seither übernimmt diese Aufgabe für jede Wanderung ein anderes Mitglied der Gruppe, die Koordination für das gesamte Wanderjahr liegt in den Händen von Manfred Conrad.

Was sich zunächst einige Euterpe-Rentner als Freizeitbeschäftigung ausgedacht hatten, erfuhr eine ungeahnte Eigendynamik. Die Kombination von körperlicher Betätigung an frischer Luft, dabei die heimische Umgebung kennenlernen, Neuigkeiten und private Erfahrungen austauschen, Geselligkeit pflegen, ab und zu ein Wanderlied singen, das traf die Interessenlage einer ständig wachsenden Teilnehmerzahl. Bei guter Witterung waren zuweilen mehr als 30 Wanderer dabei. Den Aufbruch einer solch großen Gruppe kommentierten einmal unbeteiligte Passanten als „Flucht aus Hornau“.

Zunehmendes Alter und leider auch nachlassende Kräfte vieler Mitwanderer brachten es mit sich, die Anforderungen und Länge der Wanderstrecken entsprechend anzupassen. Viele Touren zeigen aber immer wieder neben den Schönheiten der Natur auch Sehenswürdigkeiten, Kunst und Kultur. „Wir haben den Rheinsteig bis Kestert erwandert, die Bonifatius-Route von Mainz bis Fulda, viele Etappen der Regionalparkroute Rhein-Main“, heißt es in den Erinnerungen von Hartmut Hartleb. Eine gemeinsame Einkehr, meist gegen Ende der erwanderten Strecke, gehört zu jeder Wanderung dazu. „Genauso liebenswert ist unsere Tradition der Banana-Time - das kennen nur Insider: Meist nach Absolvierung der ersten Hälfte jeder Wanderung erschallt ein Sängerruf an einer zur Rast einladenden Stelle und alle Wanderer stärken sich für die nächste Etappe - meist mit der aus dem Rucksack gepackten Banane.“

Etwa 88.000 Kilometer - mehr als zweimal um die Erde wurden bei 240 Wanderungen in 20 Jahren gelaufen, zählt man die Strecken eines jeden Wanderers zu einer Gesamtstrecke zusammen.

Einige der Wanderer wollten außer den regelmäßigen monatlichen Touren auch einmal im Jahr gemeinsam auf Wanderreise gehen. Die Fernwandergruppe um Bartholomäus Henning führte in vielen Jahren 18 Wanderreisen durch. Zum Beispiel nach Mallorca und ins Elsass.

Für diejenigen Mitwanderer, die den Anforderungen der „Großen Wanderung“ nicht mehr gewachsen sind, führt seit 2005 Hartmut Hartleb auf Vorschlag von Walter Elzenheimer an jedem zweiten Donnerstag im Monat eine „Kleine Wanderung“ von etwa acht Kilometern.

„So blicken wir nun auf 20 Jahre gewachsene Tradition Singen und Wandern mit Euterpe zurück. Auch neue Interessierte sind in unserer Gruppe willkommen. Die nächste Wanderung wird wie immer im Veranstaltungskalender (Kelkheimer Amtsblatt) der jeweiligen Woche bekannt gegeben“, heißt es als Abschluss im Bericht von Hartmut Hartleb.

Das obere Bild entstand jetzt bei einer Wanderung; das andere illustriert die erste Wanderung.

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