Zwei Jahre lang junge Flüchtlinge im Haus Montesita in Eppenhain

Von vielen Kelkheimern bisher kaum oder gar nicht zur Kenntnis genommen: Aber seit gut zwei Jahren werden in der Stationären Jugendhilfe Haus Montesita in Eppenhain unbegleitete minderjährige Ausländer betreut. Betrieben wird die Einrichtung im Auftrag des Main-Taunus-Kreises vom Verein „Jugendberatung und Jugendhilfe“ (JJ). Untergebracht sind dort 31 junge Menschen, die ohne Angehörige aus ihren Heimatländern geflohen sind. Darunter sind vier Mädchen. Sie stammen aus Afghanistan, Eritrea, Syrien und anderen Ländern. Die meisten von ihnen besuchen Intensivklassen an der Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel und an der Brühlwiesenschule in Hofheim.

In diesen Tagen zog Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier bei einer Pressekonferenz eine Zwischenbilanz zu einem Thema, das den Kreis nun schon seit fünf Jahren beschäftigt. Die Zahl von zunächst 25 stieg schnell auf 285 unbegleitete Jugendliche, die auf der Flucht hier gestrandet sind, teilweise traumatisiert, belastet mit unbegreiflichen Erlebnissen. „Aus dem Haus Montesita gibt es sehr ermutigende Geschichten“, erläutert der Jugenddezernent. Als Beispiel nennt er einen jungen Mann, der für die SG 01 Hoechst so erfolgreich Fußball spielt, dass er sogar Autogrammkarten signiert. Mittlerweile ist er aus dem Haus Montesita ausgezogen, macht in der Abendschule den Realschulabschluss und arbeitet vormittags. „Es gibt aber auch junge Leute, die mit falschen Vorstellungen nach Deutschland gekommen sind und die große Mühe haben, hier zurechtzukommen. Beides gehört zur Wahrheit dazu.“ Das ist ein Thema mit vielen Facetten.

Das Ziel ist die Integration dieser jungen Menschen, Verselbständigung, der EEG in die Selbständigkeit.

Jedoch, um hier ein normales Leben führen zu können, sind nicht nur die deutsche Sprache notwendig, sondern auch eine Berufsausbildung.

Die Sprache lernen junge Leute relativ schnell, aber von zu Hause sind sie – auch in Amerika ist das der Fall – keine Lehrlingsausbildung gewöhnt wie in Deutschland, die in den meisten Fällen drei Jahre beträgt. In Afghanistan zum Beispiel könne es durchaus heißen: Gleich ins Handwerk des Vaters oder Nachbarn, oder aber auf die Universität. Um als Studierter heimzukommen. Und jetzt zurück nach Eppenhain: Nach Angaben von David Winckler, Mitarbeiter seit der Eröffnung des Hauses im März 2015, ist ein Hauptschulabschluss für viele der jungen Flüchtlinge nur schwer zu erreichen – der Grund sind Schwierigkeiten mit der Schriftsprache. Er betont die Rolle von Praktika. „Auf diese Weise haben mehrere der jungen Leute Kontakte zu Firmen geknüpft. Einer hat zum Beispiel in Kelkheim eine Ausbildung als Schreiner begonnen, zwei weitere als Elektrotechniker.“

Wichtig sei für die Integration auch der Sport: Viele spielten etwa bei der TuS Hornau Fußball. Als besonders wichtig wird die Zusammenarbeit mit den Schulen, vor allem den Berufsschulen erachtet.

Eine Voraussetzung für die Aufnahme einer Lehrstelle sei auch ein Praktikum, um festzustellen,. ob der Beruf dem Jugendlichen „liegt“. Die Handwerker, die bisher junge Leute aus dem Ausland übernommen haben, sprechen von guten Erfahrungen, wissbegierigen Jugendlichen, es gebe aber auch „Pannen“, die teilweise von der Mentalität der Menschen im Herkunftsland herrührten, wo unter dem wohl das Thema Arbeitsdisziplin anders gesehen werde als hier. Es sei zuweilen schwer, den Leistungsanforderungen gerecht zu werden. Dies jedoch wohl eher als Ausnahmefälle, denn als die Regel zu sehen.

Ein halbes Jahr hätte der eine oder andere nur gebraucht, um Deutsch zu lernen. Es macht Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Und auch eine Aufgabe: Den jungen Menschen verständnisvolle Wegbegleier zu sein, um ihnen Wege zu ebnen.

Im MTK leben derzeit 292 – meist männliche – unbegleitete minderjährige Ausländer. Sie sind größtenteils aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und Somalia geflohen.

Bei ihrer Betreuung arbeitet der Kreis mit fünf Jugendhilfeträgern zusammen. So betreibt JJ außer dem Haus Montesita in Eppenhain auch die Villa Hochschild in Eppenhain und die Villa Anna in Eppstein.

Außerdem gibt es Einrichtungen, die von der Arbeiterwohlfahrt, dem Träger „Impuls“, dem Caritasverband Frankfurt und dem Caritasverband Main-Taunus betrieben werden.

Rund 90 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Ausländer sind alphabetisiert, rund 20 Prozent aber nicht in lateinischer Schrift.



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