500 Balkonkraftwerke für Kelkheim – ein Statement für den Ökostrom

Steckersolargeräte haben viele Namen: Bürgermeister Kündiger, Stefan Tomik von der SolarInvest Main-Taunus eG mit „Vertreter“ Lutz-Hendrik Groot Bramel und Klimaschutzmanager Carsten Hammer nahmen das Kraftwerk zu demonstrativen Zwecken im Rathaus „unter die Lupe“. Fotos: Mirjam Kuschel

Kelkheim
(mk) – „Uns ist natürlich bewusst, dass unwahrscheinlich viel am Preis hängt“, so Groot Bramel am Dienstag im Rathaus. „Allerdings müssen wir doch sehen, dass wir jede Kilowattstunde Energie optimal nutzen, die wir autark erzeugen können – ohne dabei zusätzlich Kohle oder Gas weiterhin zu verbrauchen. Die Gaskraftwerke laufen auf Hochtouren und wir müssen auch die Atomkraftwerke beispielsweise in Frankreich unterstützen (…). Und da ist dies hier doch eine Maßnahme mit dem richtigen Ansatz in Kelkheim.“ Jede Bürgerin und jeder Bürger könne selbst etwas dazu beitragen. Es nutze nichts, mahnte Groot Bramel, nur auf die Politik zu zeigen und zu sagen „Macht ihr mal“.

Förderprogramm

Genau dies sei die Motivation der Stadt Kelkheim dahinter gewesen, das Förderprogramm zur Bezuschussung von Photovoltaik-Technik zu beschließen, bekräftigte der Rathauschef die Aussage von Groot Bramel, der sich für viele Umweltthemen der Stadt engagiert. „Und letztlich ist es ein Anreiz für die Bürgerinnen und Bürger darüber hinaus noch viele andere Dinge selbst angehen zu können.“

Das Förderprogramm „500 Balkone für Kelkheim“ wurde auf der Grundlage des Integrierten Klimaschutzkonzeptes sowie des energie- und klimapolitischen Leitbildes der Stadt Kelkheim ins Leben gerufen, um die Versorgung mit erneuerbaren Energien voran zu bringen.

Die Anschaffung solcher „Balkonkraftwerke“ fördert die Stadt pauschal mit 100 Euro pro Haushalt in Kelkheim (insgesamt also mit 50.000 Euro). Die Photovoltaik-Technik sei ein wesentliches „Zugpferd“ der Energiewende und des Klimaschutzes. Zunächst war diese Technik hauptsächlich für Eigentümer von Gebäuden mit einer geeigneten Dachfläche interessant. Mit dieser „Steckersolaranlage“ profitierten auch Mieter von dem Solarstrom, um die gewonnene Energie optimal nutzen zu können. Somit muss zumindest weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden, was sich dann für den Verbraucher auf der Stromrechnung positiv verzeichnen ließe. Die Resonanz sei sehr gut, so Stefan Tomik von SolarInvest.

Solarmodul ist ein Marathonläufer, kein Sprinter!

„Ein Balkonkraftwerk ist dafür bestimmt, dass die Energie sofort verbraucht wird – es hat keinen Speicher“, erläuterte Tomik eindringlich. Schalte man sein Kochfeld ein, verbrauche man „ruckzuck mal eben“ 2.000 Watt. Ein Fön um die 1.800 und ein Heizlüfter sogar um die 3.600 Watt. Dies sei mit einem Modul zwar nicht abgedeckt, jedoch bezöge der Verbraucher zunächst den vorhandenen Strom aus dem Solarpanel und dann erst von dem Netzstrom.

Bei geringem Verbrauch, bei dem vielleicht nur ein Kühlschrank, W-LAN-Router oder ein Kleingerät am Netz hängt, könne der Stromzähler sogar stillstehen. Auch bei einem Waschmaschinengang im „Eco-Programm“ könne die Sonnenenergie sofort umgewandelt werden und das rechne sich auf das Jahr gesehen. Hier ein anschauliches Beispiel dafür: Das Modul liefert ungefähr 300 Watt/h (umgerechnet 0,3 Kilowatt/h) bei Sonneneinstrahlung. Pro sonnenreichem Tag könnten somit zwei bis drei Kilowatt umgewandelt werden – an einem trüben Novembertag natürlich weniger, beispielsweise nur ein Kilowatt. Auf das Jahr hochgerechnet eine Summe, bei der es sich lohnt einmal nachzurechnen. Mal ganz abgesehen davon, dass hier von Ökostrom die Rede ist.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Sie heißen deswegen Balkonkraftwerke, denn sie hängen beispielsweise am Balkongeländer, stehen im Garten, auf dem Carport oder der Terrasse. Das Solarmodul erzeugt Gleichstrom aus Sonnenenergie, der Wechselrichter wandelt diesen in Wechselstrom um. Der Stecker kann dann direkt über eine Steckdose im Haushalt oder den Balkon angeschlossen werden. Die Technik ist laut SolarInvest ausgereift, sicher und wird bereits hunderttausendfach eingesetzt.

Puncto Sicherheit

Der Stecker wird durch eine „NA-Schutzschaltung“ erst mit Strom versorgt, sobald dieser in der Steckdose steckt. Das heißt im Klartext: Das Gerät schaltet sich automatisch ab, sobald der Stecker gezogen wird. Die Stadt fördert ausschließlich Module, welche „nachweislich die gesetzlichen und normativen Anforderungen zur Produktsicherheit (beispielsweise eine CE-Kennzeichnung, Netzanschlussnorm 4105 oder den DGS-Sicherheitsstandard) erfüllen“, heißt es in den Förderbestimmungen der Förderrichtlinie des Magistrats.

Infos und Bezug über SolarInvest

Über die vielen Vorteile der „mobilen“ Solarpanels, unter anderem die Flexibilität, als Mieter das Balkonkraftwerk bei einem Umzug einfach mitnehmen zu können, gibt die Seite www.hauptsache-gruen.de in Kooperation mit der SolarInvest, Stefan Tomik, viele nützliche Hinweise und zahlreiche Informationen zu Bestellung, Angebot, Lieferung und Preise. Die bei einer großen Photovoltaikanlage übliche Bürokratie entfällt – als Verbraucher muss man das Modul lediglich dem Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur anzeigen.

Formlose Anfrage über die Stadt

Um es für die Bürger in Kelkheim so unbürokratisch wie möglich zu halten, erfolgt der „Förderantrag“ formlos. Lediglich folgende Unterlagen müssen eingereicht werden: der Kaufbeleg, der Nachweis über die Registrierung im Marktstammdatenregister, eine Eigentumsbestätigung beziehungsweise eine Genehmigung des Wohnungseigentümers/ der Wohneigentümergemeinschaft, gegebenenfalls eine Genehmigung der zuständigen Denkmalschutzbehörde (nur bei Gebäuden unter Denkmalschutz) sowie die unterschriebene Einwilligungserklärung zum Datenschutz. Die Unterlagen können postalisch versendet werden an den Magistrat der Stadt Kelkheim, Amt 3 / Abteilung Umwelt, Gagernring 6 in 65779 Kelkheim oder als Alternative digital an: klimaschutz[at]kelkheim[dot]de.

Schlecht zu erkennen, aber das Messgerät zeigte um die 300 Watt Sonnenlicht-Energie.

Weitere Artikelbilder



X