Kelkheim (ju) – Stellen Sie sich vor, Sie blicken im Frühling 2025 aus dem Fenster: Statt saftig grüner Wiesen und sprudelnder Bäche sehen Sie rissige Felder, verdorrte Pflanzen und Flüsse, die kaum noch Wasser führen. Die Böden sind so trocken, dass sie aufbrechen wie altes Leder. Was wie eine Szene aus Südeuropa wirkt, ist in einigen Landstrichen in Deutschland bittere Realität und auch in Kelkheim machen sich die trockenen Monate schon bemerkbar.
Der trockenste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Noch nie seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen vor über 140 Jahren war ein Frühling in Deutschland so trocken wie 2025. Im Durchschnitt fielen nur rund 58 Liter Regen pro Quadratmeter – ein neuer Negativrekord. Besonders dramatisch: In manchen Regionen kam nur ein Zehntel der üblichen Regenmenge vom Himmel. Die Folge? Die Natur leidet, die Landwirtschaft steht unter Druck und die Gefahr von Waldbränden steigt. In den letzten Tagen kam es zwischen Teufelsquartier und Sandplacken, auf der Glashüttener Gemarkung und am kleinen Feldberg zu Waldbränden.
Ist das wirklich neu? Ein Blick in die Wettergeschichte
Viele fragen sich: Gab es solche Dürren nicht schon früher? Und wie wissen wir eigentlich, wie das Wetter vor Hunderten von Jahren war, als es noch keine Wetterstationen gab?
Die Antwort: Ja, extreme Dürren gab es auch in der Vergangenheit – zum Beispiel die legendäre „Megadürre“ von 1540, als Flüsse fast versiegten und Brunnen austrockneten. Doch die Dürre 2025 ist die schlimmste seit Beginn der modernen Messungen. Sie kommt früher im Jahr, ist flächendeckender und betrifft sogar tiefere Bodenschichten. Das macht sie besonders bedrohlich.
Wie Wissenschaftler das Klima der Vergangenheit erforschen
Obwohl es vor 500 Jahren keine Thermometer gab, können Forscher das Klima der Vergangenheit erstaunlich genau rekonstruieren – dank natürlicher Archive:
• Baumringe: Jeder Ring steht für ein Jahr. In trockenen Jahren wachsen Bäume langsamer, die Ringe werden schmaler. So lässt sich ablesen, wann es besonders trocken war.
• Eisbohrkerne: In den Eisschichten der Pole sind Luftblasen aus vergangenen Zeiten eingeschlossen. Sie verraten, wie viel CO2 damals in der Luft war und wie warm es war.
• Seesedimente: Jedes Jahr lagern sich am Grund von Seen Schichten ab. Anhand ihrer Zusammensetzung erkennen Forscher, ob es damals viel oder wenig geregnet hat.
• Alte Dokumente und Chroniken: Berichte über ausgetrocknete Flüsse, schlechte Ernten oder Waldbrände liefern weitere Hinweise.
All diese Methoden werden miteinander verglichen – stimmen die Ergebnisse überein, gelten sie als sehr zuverlässig. Für die letzten 150 Jahre können Forscher die natürlichen Archive sogar direkt mit den Daten der Wetterstationen abgleichen.
Was macht die aktuelle Dürre so besonders?
Die Dürre 2025 ist nicht nur ein Wetterphänomen, sondern ein deutliches Zeichen für die Klimakrise. Solche extremen Trockenperioden treten immer häufiger auf – und sie beginnen immer früher im Jahr. Die Folgen sind weitreichend: Ernteausfälle, Wassermangel, steigende Preise und eine Natur, die immer stärker unter Stress gerät.
Die Vergangenheit zeigt, wie ernst die Lage ist
Die Wissenschaft kann heute sehr genau sagen, wann es in der Vergangenheit Dürren gab – und wie sie sich von den heutigen unterscheiden. Die aktuelle Dürre ist ein Warnsignal: Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen. Was wir jetzt erleben, könnte schon bald zur neuen Normalität werden. Es liegt an uns, gegenzusteuern – damit grüne Frühlinge und volle Flüsse nicht nur Erinnerungen bleiben.