Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn wird 120 Jahre

Der Bahnhof Kelkheim-Hornau vor dem Umbau 1983. Fotos: Joachim Schwarzer

Für viele Kelkheimerinnen und Kelkheimer gehört es zur alltäglichen Routine – früh morgens in die „K-Bahn“ an den Bahnhöfen in Kelkheim zu springen, um noch pünktlich am Arbeitsplatz anzukommen oder umgekehrt, abends wieder pünktlich zu Hause zu sein. Doch kaum Jemandem ist bewusst, dass dies nicht immer selbstverständlich war und wie viel Arbeit und Geschichte dahinter verborgen steckt.

In diesem Jahr, genau am 24. Februar, wurde die „Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn“ 120 Jahre alt. Damals zu diesem Datum – im Jahr 1902 – fuhr offiziell der erste Zug zwischen Frankfurt-Höchst und Königstein im Taunus.

Blick in die Geschichte

Am 12. März 1901 erwarb die Aktiengesellschaft für „Bahnbau und -betrieb“ die Konzession für die Bahnstrecke Höchst-Königstein und begann sofort mit dem Bau. Bereits am 18. und 19. Februar 1902 fanden die polizeilichen Abnahmefahrten statt. Am 20. Februar 1902 erfolgte die Eröffnungsfeier und am 24. Februar 1902 wurde der „Regelbetrieb“ aufgenommen. Die Baukosten betrugen 1.660.000 Mark. Davon wurden 600.000 Mark von Preußen, dem Bezirksverband Hessen-Nassau, dem Kreis Höchst und dem Obertaunuskreis aufgebracht, der deutlich größere Rest aber privat finanziert.

Die Bahn verfügte über drei Lokomotiven der preußischen Gattung T9.1 sowie über 12 Personenwagen, zwei kombinierte Post-/Packwagen und drei Güterwagen. Ungewöhnlich für Kleinbahnen war, dass die „Wagenklassen 1 bis 3“ angeboten wurden.

Die Bahn hatte ihren Schwerpunkt auf der Personenbeförderung. Es wurden in der Geschichte der Bahn lediglich drei Gleisanschlüsse für Industrieanlagen erbaut (und jeweils nach einigen Jahren geschlossen):

Das Industriestammgleis der Stadt Höchst zwischen Höchst und Unterliederbach in Richtung heutiger Jahrhunderthalle, der Anschluss einer Ziegelei in Kelkheim und ein Anschluss auf freier Strecke bei Bahnkilometer 12,5. Hier wurden in den 1920er Jahren Bruchsteine für den Bau des Rhein-Main-Schnellweges verladen und zur Baustelle gefahren.

Kraftverkehr Königstein

Im Jahr 1927 wurde der Kraftverkehr Königstein eingerichtet. Es handelte sich um eine Buslinie von Frankfurt über Kronberg nach Königstein. Am 1. Dezember 1946 erfolgte aufgrund des Sozialisierungsartikels 41 der Hessischen Verfassung die Verstaatlichung des 64 %-Anteils der AG für Verkehrswesen. Die Bahn wurde in die HLB eingegliedert, die Betriebsführung ging an die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft.

„Modernisierungsprogramm“ 1959

Mit dem Sommerfahrplan 1959 erfolgte die überwiegende Umstellung von Dampf auf Diesel. Die dritte Wagenklasse entfiel, da die meisten alten Personenwagen ausgemustert wurden. Neu beschafft wurden indes zunächst drei Trieb- sowie vier Beiwagen der Maschinenfabrik Esslingen. Am 30. Mai 1969 wurde die letzte Dampflok außer Dienst gestellt. Von der Deutschen Bundesbahn wurden daher Lokomotiven der Gattungen 212 und 216 angemietet für den Güterverkehr sowie die Führung des Berufsverkehrszuges. Als 1976 der Stückgutverkehr aufgegeben wurde, verkehrten noch drei wöchentliche Güterzüge, wegen des geringen Frachtaufkommens bespannt mit Triebwagen.

Nur während der „Rübenernte“ gab es täglichen Güterverkehr mit Lokbespannung. Seit 1970 erfolgt eine Diskussion über die Umwandlung in eine S-Bahn.

HLB übernimmt ab 1983

In der Folgezeit wurde die Integration in den Frankfurter Verkehrsverbund vorangetrieben, welche 1987 erfolgte, mit der FKE als drittem Gesellschafter. Bis dahin wurden neue Fahrzeuge des Typs VT 2E beschafft und die Bahnsteige der Stationen modernisiert und auf 76 cm über Bahnsteigoberkante erhöht. In der Folgezeit florierte die zehn Jahre zuvor noch stillegungsgefährdete Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn. Ab Herbst 1992 übernahm die FKE die Betriebsführung auf der Taunusbahn von der Deutschen Bundesbahn, die ihrerseits diese Strecke stilllegen wollte. Seit Juni 1997 bedient die FKE zudem die Sodener Bahn, die zuvor Teil der S-Bahn-Linie 3 gewesen war.

Seit Beginn 2006 firmiert die FKE als „HLB Basis AG“ und ist für die gesamte Landesbahn (Infrastruktur und Fahrzeuge) zuständig. Das „operative Geschäft“ übernimmt die HLB Hessenbahn GmbH und Hessenbus GmbH.

Unfälle

Am 17. November 1966 forderte ein im abendlichen Berufsverkehr kollidierender Zug mit dem Triebwagen eines anderen Zuges sieben Tote und 95 Verletzte. Ebenso bundesweite Beachtung erfuhr ein Attentat am 16. September 1976. Unbekannte hatten hier zwischen Schneidhain und Hornau hinter einer Kurve Sandsteine aufgetürmt. Der Triebwagen entgleiste und der Triebwagenführer wurde verletzt, alle Passagiere blieben unverletzt. Die Täter wurden nie gefasst.

Up-to-Date

Seit April 1987 wurden in Königstein Gleis- und Bahnhofanlagen umgebaut und modernisiert. Im September wurde die alte Triebwagenhalle abgerissen und im Jahr 1990 durch die neue Triebwagenhalle mit angeschlossener moderner Werkstatt und Waschanlage ersetzt. 2002 fand die „100-Jahr-Feier“ mit offizieller Übergabe der neugestalteten Flächen rund um den Bahnhof statt (P+R, Bushaltestation, Kiosk).

Im Juni 2006 wurden zehn neue Triebwagen vom Typ „Lint“ angeliefert, die im Verbundbetrieb mit der Königsteiner Eisenbahn und der Taunusbahn eingesetzt werden. Am 18. Januar dieses Jahres wurde mit dem „VT 5“ der erste Triebwagen vom Typ „VT 2 E“ aus dem Jahr 1987 auf dem Bahngelände verschrottet.

Ab Ende 2022 sollen auf vier Linien 27 Wasserstoffzüge des Herstellers „Alstom“ fahren. Getreu dem Motto: „Nichts ist beständiger als der Wandel“ bleibt es spannend bei der Entwicklung der „Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn“ und rund um die Kelkheimer Bahnhöfe. Denn mit der geplanten 15-Minuten-Taktung kommen auf Kelkheim viele bauliche und verkehrstechnische Veränderungen zu.

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