Das Franziskanerkloster – Kelkheims spirituelles Herzstück

Ein wahrlich imposanter Bau – Kirche und Kloster St. Fanziskus thronen auf dem Gipfel des Mühlbergs. 2009 erschien eine Publikation zur Baugeschichte und zur kunstvollen Ausstattung der Kirche, jetzt gibt es eine erweiterte Neuauflage mit interessanten zusätzlichen Informationen.Foto: Wolfgang Pfankuch

Kelkheim (ju) – Hoch über Kelkheim erhebt sich ein Bauwerk, das weit über seine Mauern hinaus Bedeutung trägt: Kirche und Kloster St. Franziskus. Seit über einem Jahrhundert ist es nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen, sondern auch ein Ort des Glaubens, der Zuflucht und der Geschichte. Hier, auf dem Gipfel des Mühlbergs, wurde ein spirituelles Zentrum geschaffen – eine „Himmelsburg“, die inmitten der weltlichen Burgenlandschaft ein Zeichen des christlichen Glaubens setzen sollte.

Die Entstehung eines bedeutenden Klosters

Die Geschichte dieses Klosters beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Limburger Bischof Dominikus Willi den Bau eines Franziskanerklosters in Kelkheim veranlasste. Bereits damals wurde der Bau als ein prägendes Element des Stadtbildes gesehen, was das Frankfurter Volksblatt zur Weihe im Jahr 1909 festhielt: Es sprach von einem „neuen Wahrzeichen“ der Stadt.

Möglich wurde das ambitionierte Bauprojekt durch eine großzügige Spende der Gräfin Julie von Quadt zu Wykradt und Isny, die mehr als die Hälfte der Baukosten übernahm. Doch ihr Engagement für Kelkheim ging noch weiter: 1916 stiftete sie erneut eine erhebliche Summe, um eine eigene Pfarrei für Kelkheim und Hornau zu ermöglichen. Die enge Verbindung zwischen Stadt und Kloster war von Beginn an tief verwurzelt.

Die Franziskaner – Seelsorger und Wegbegleiter

Mit der Gründung des Klosters übernahmen die Franziskaner die Seelsorge in Kelkheim. Sie begleiteten die Gläubigen im Alltag, organisierten Exerzitien und bildeten Laien im Glauben fort. Die kleine Ordensgemeinschaft wurde rasch zu einer tragenden Säule des katholischen Lebens in der Stadt.

Die Jahre brachten Veränderungen – und auch Zeiten der Not. 1939 besetzte die Gestapo das Kloster, die Franziskaner wurden verhaftet und abtransportiert. Doch selbst in diesen dunklen Jahren blieb ihr Einfluss auf die Menschen spürbar. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten sie zurück, doch 1996 endete ihre über 85-jährige Präsenz in Kelkheim mit dem Weggang von Pater Limper, dem letzten Franziskaner im Amt des Pfarrers.

Wandel und neue Nutzung

Obwohl die Franziskaner nicht mehr in Kelkheim ansässig sind, bleibt ihr Vermächtnis lebendig. Nach dem Krieg wurde das Kloster in Teilen umgenutzt: Es diente als Hilfskrankenhaus und Entbindungsstation, wo bis 1974 über 3.200 Kinder – die sogenannten „Klosterbabys“ – geboren wurden. Später zog die Verwaltung des Bistums Limburg in die Räume ein, doch die Kirche blieb als Ort der Andacht und Spiritualität bestehen.

Die Architektur und sakrale Ausstattung des Klosters sind eindrucksvoll. Der Hauptaltar, die Kanzel, kunstvoll gestaltete Fenster und Figuren wie die Schutzmantelmadonna machen die Kirche zu einem Schatz der religiösen Kunst. Besonders bemerkenswert ist die Verglasung, die ursprünglich in den 1930er Jahren in kräftigen Farben gestaltet wurde – ein faszinierendes Spiel aus Blau, Grün, Gelb und Rot, das durch Kriegszerstörungen verloren ging, aber später rekonstruiert wurde.

Das Gnadenbild – ein Zeichen des Glaubens

Eines der spirituellen Herzstücke des Klosters ist das Gnadenbild Maria von der Immerwährenden Hilfe, das seit 1909 in der Marienkapelle verehrt wird. Diese Ikone, eine Kopie eines berühmten römischen Bildes, ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Symbol tiefen Glaubens. Viele Menschen schreiben ihr wundersame Kräfte zu, und seit über einem Jahrhundert suchen Gläubige hier Trost und Hilfe.

Das Bild schlägt eine symbolische Brücke zwischen Rom, dem Zentrum der katholischen Kirche, und Kelkheim. Es ist ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit mit der franziskanischen Tradition und unterstreicht die besondere Bedeutung des Klosters für die Region.

Die Geschichte bewahren – eine neue Publikation

Bereits zum 100. Jubiläum des Klosters im Jahr 2009 erschien eine erste umfassende Publikation, die sich mit der Baugeschichte und der kunstvollen Ausstattung der Kirche befasste. Die Nachfrage war groß, sodass die Erstauflage bald vergriffen war.

Nun, 16 Jahre später, wurde auf Initiative der Pfarrgemeinde St. Franziskus eine erweiterte Neuauflage realisiert. Die Autoren Dr. Beate Matuschek und Thomas Berger haben das Werk überarbeitet und um neue Erkenntnisse ergänzt. Es bietet auf 64 Seiten eine tiefgehende Betrachtung der Geschichte des Klosters, seiner Nutzung und seiner Bedeutung für Kelkheim. Bei einem Pressetermin im Rathaus schwärmten die beiden Autoren von den Franziskanern, der Kirche und ihrer Bedeutung für Kelkheim. „Pater und Schwestern gehörten zum Stadtbild“, erinnert sich auch Bürgermeister Albrecht Kündiger. Auch Klaus Waldeck, Pfarrer der Großpfarrei St. Franziskus, auf deren Anregung die Publikation entstand, zeigt sich angetan von der Neuauflage. „Beate Matuschek ruft die Bau- und Entstehungsgeschichte einer Kirche in Erinnerung, die als Kulturerbe weit über die katholische Pfarrei in Kelkheim Bedeutung hat. Thomas Berger sind wir dankbar für seine Beiträge zum Gnadenbild und dem Wirken der Franziskaner in Kelkheim – eine Bereicherung für alle“, lobt Waldeck.

Diese Neuauflage wäre ohne die Unterstützung von Sponsoren nicht möglich gewesen. Die Aventis Foundation und Dr. Matthias Bonczkowitz haben das Projekt finanziell gefördert und damit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen und spirituellen Erbes der Stadt geleistet. Das Buch erscheint, wie bereits die erste Auflage, im Verlag H. Kunz GmbH in Kelkheim und ist für einen Preis von 5 Euro erhältlich.

Ein Erbe, das bleibt

Das Franziskanerkloster mag sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt haben, doch seine Bedeutung für Kelkheim bleibt ungebrochen. Es ist nicht nur ein imposantes Wahrzeichen, sondern auch ein Ort der Erinnerung und der Inspiration. Sein spirituelles Erbe lebt weiter – in den Geschichten der Menschen, in den Mauern der Kirche und in der besonderen Atmosphäre, die diesen Ort umgibt.

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