Kelkheim (kez) – Die Taunusbahn war seit 1993 ein einzigartiges Erfolgsprojekt im Hochtaunuskreis – übrigens der erste Landkreis in Deutschland, der bereits 1989 seine regionale Eisenbahnstrecke kommunalisiert hatte. Seitdem stiegen die Fahrgastzahlen von zuerst 1.500 täglich bis auf 11.000, was eine Steigerung von rekordverdächtigen 700 Prozent bedeutete.
Doch dieser verkehrspolitische Erfolg sollte dann mit dem Fahrplan- und Betreiberwechsel am 11. Dezember 2022 verspielt werden. Denn der RMV hatte sich bereits vorher für ein anderes Projekt zum Ersatz für die veralteten Dieselfahrzeuge der Taunusbahn im Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro entschieden. Jetzt wurden auf der Strecke der Taunusbahn ganz neue Wasserstoffzüge (Coradia iLint-Triebfahrzeuge von Alstom) mit einer bisher leider vollkommen unausgereiften Technologie eingesetzt. Das führte in der Folge bei den bisherigen Nutzerinnen und Nutzern im Usinger Land zu fassungslosem Entsetzen und zum dortigen Niedergang des Schienenverkehrs. Denn nun konnte man nur noch von Glück reden, wenn ein eigentlich fahrplanmäßiger Wasserstoffzug auch wirklich gefahren ist (erst im Dezember 2023 wurde die Flotte von insgesamt 27 Zügen von Alstom komplett ausgeliefert). Zudem fielen diese Wasserstoffzüge recht oft wegen der technischen Probleme mit den hoch komplexen Brennstoffzellen und auch wegen des fehlenden Personals aus (wovon auch die Anlieger an der Regionalbahnstrecke 12 Königstein-Höchst ein Liedchen singen können, Anm. der Redaktion). Nach Einschätzung der Fahrgast-Lobby Hochtaunus sind Wasserstoffzüge wegen des hohen Energieverbrauchs und der extrem niedrigen Energieeffizienz wohl auch nicht für den gebirgigen Taunus geeignet, sondern eher für ebene Landschaften.
Zu fragen wäre in diesem Zusammenhang, warum der RMV nicht erst testweise solche Züge eingesetzt hat, sondern gleich die ganze Zugflotte umgestellt wurde. Das war eine krasse Fehlentscheidung des RMV. Wer trägt dafür eigentlich die entstandenen immensen Kosten? Denn Elektrofahrzeuge wären wegen des wesentlich höheren Wirkungsgrads und der bei den Wasserstoffzügen zudem zusätzlich entstehenden Abwärme sehr viel wirtschaftlicher gewesen.
Beim Ausfall dieser Züge konnte man sich zudem auch nicht auf den Schienenersatzverkehr mit Bussen verlassen, und auch die entsprechenden Verkehrsinformationen waren äußerst mangelhaft.
Die Folge bei unserer bisher so beliebten Taunusbahn war ein „drastischer Rückgang“ der Fahrgastzahlen (lt. VHT-Geschäftsführer Denfeld). Die auf die Taunusbahn besonders angewiesenen Fahrgäste aus dem Usinger Land – Berufspendler und Schüler – wurden so beispiellos als „Versuchskaninchen“ missbraucht.
Dieselzüge – dann Hybridtechnik?
Die Fahrgast-Lobby Hochtaunus fordert für die weitere Planung:
Kurzfristig muss eine zuverlässige Ersatzlösung in Form von Dieselzügen zur Bedienung im Usinger Land gefunden werden. Die (seit Sommer per Planfeststellungsbeschluss amtliche, Anm. der Redaktion) Elektrifizierung der Taunusbahn-Strecke von Friedrichsdorf bis nach Usingen (etwa 18 km Länge) sollte umgehend beschleunigt werden.
In Zusammenhang damit sollte zudem umgehend eine technische Prüfung von alternativen Schienenfahrzeugen für die Taunusbahn erfolgen. Hierbei könnten u. E. nach mittelfristig – nach Elektrifizierung der Strecke bis nach Usingen – sogenannte Hybridzüge bzw. BEMU (Battery Electric Multiple Units), die Stromabnehmer mit aufladbarem Akku kombinieren, eingesetzt werden. Das sind Batteriezüge, die unterwegs nachladen, wofür sie allerdings zumindest Oberleitungsinseln brauchten.
Die Fahrgast-Lobby Hochtaunus würde es begrüßen, wenn sich der Aufsichtsratsvorsitzende des RMV, Landrat Ulrich Krebs, für solche zukunftsträchtigen und zuverlässigen Schienenfahrzeuge einsetzen würde.