Von Google, Alexa, Nicknames und „Chat-Dingsda“ Grundschüler üben sich in Medienkompetenz

Bunte Bilder und einfallsreiche Nicknames – bei der Gestaltung ihrer Steckbriefe für WhatsApp, waren die Jungen und Mädchen sehr kreativ.

Kelkheim (ju) – Wer ist lustiger – Alexa oder Mama und Papa? Bei dieser Frage von Dr. Jörg Astheimer müssen die Drittklässler nicht lange überlegen. Natürlich Mama und Papa! Und warum? Weil sie spontaner sind und weil sie überlegen können, ob etwas witzig ist oder nicht. Astheimer ist beeindruckt. Der Experte im Bereich Medienkompetenz ist nicht zum ersten Mal in der Pestalozzi-Schule, aber zum ersten Mal in der 3. Klasse. Bisher bot er seine Seminare nur für die vierten Klassen an, aber da der Rotary Club Kelkheim ein bisschen Geld draufgelegt hat, kommen jetzt auch die Drittklässler in den Genuss, etwas über die Gefahren, aber auch die Vorteile der digitalen Medien zu lernen. Rotary-Präsident Jürgen Machalett ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, in der Klasse vorbeizuschauen und mitzuerleben, wie so ein Seminar abläuft.

Die Tücken der digitalen Medien

Dr. Jörg Astheimer behandelt Themen wie den sicheren Umgang mit Smartphones und dem Internet, den Schutz persönlicher Daten und den Umgang mit Cybermobbing. Jeweils vier Schulstunden stehen ihm dafür zur Verfügung und die nutzt er. Hier in der dritten Klasse trifft er auf Kinder, die zwar Erfahrung mit Handy, iPad und Spielekonsole haben, „aber grundsätzlich noch weit weg sind von den Themen, die Gefahr bringen können. Sie sind offen und neugierig. Und was hinzukommt: Man merkt, dass die Kids zu Hause von ihren Eltern betreut werden. Das macht unglaublich viel aus“, gesteht Astheimer.

So erklärt der Experte den Kindern, wie Google funktioniert, was man Tolles damit anstellen kann, aber auch, wie die Wege, die man beschritten hat, nachverfolgbar sind. Besonderen Spaß haben die Jungen und Mädchen daran, mit „Chat-Dingsda“ (gemeint ist Chat GTP) Bilder zu generieren. Aus Bildern ihrer Lieblingstiere hat die künstliche Intelligenz ganz schnell ein süßes Bild gebastelt, das Astheimer an die Tafel projiziert. Aber auch hier macht er die Schüler darauf aufmerksam, dass man achtgeben muss: auf Urheberrecht und Datenschutz und dass man sich im Klaren darüber sein müsse, dass Bilder, die man sieht, nicht immer echt sind. Kindgerecht und auf Augenhöhe erklärt Astheimer die Tücken der digitalen Welt und die Kids sind mit Feuereifer dabei.

Kreative Nicknames

Und wissen schon so einiges. Denn als Astheimer fragt, was ein Screenshot ist, weiß Bendix ganz genau, wie man den auf einem Handy macht. Er erklärt es seinen Klassenkameraden, denn wenn man beleidigt, bepöbelt oder belästigt wird im Netz, dann kann man auf diese Art und Weise Beweise sammeln und sie der Polizei zukommen lassen, erklärt Astheimer. Neben der Aufklärung versucht der Experte mit kreativen Elementen, den Schülern die Gefahren des Netzes näher zu bringen. So darf jedes Kind einen Steckbrief mit Nickname und Bild gestalten, denn in vielen Apps müsse man sich anmelden und das sollte man nicht mit dem echten Namen und echtem Foto tun. Beeindruckt zeigt Astheimer den Kids die Bilder ihrer Klassenkameraden und verrät manchmal noch den selbstgewählten Nickname und siehe da: Man kennt sich gut in der Klasse, weiß von Vorlieben oder Lieblingsclubs.

Bei fast allen Steckbriefen liegen die Kinder richtig, erraten, wer sich dahinter versteckt. Aber das geht eben nur, wenn man sich kennt, für Außenstehende lässt sich nicht erschließen, wer wer ist.

Games, die süchtig machen

Neben den Gefahren, die von den digitalen Medien ausgehen können, behandelt Astheimer noch ein ganz anderes Thema: Videospiele. Denn nicht wenige der Kids haben Switch, Playstation oder XBox zu Hause stehen oder spielen auf dem Handy. Namen wie Roblox und Brawl Star fallen, Spiele, die mit Belohnungssystem und sozialer Interaktion arbeiten und somit gerade Kinder in die Abhängigkeit führen können. „Wodurch lernt ihr mehr – durch Sport oder Computerspiele?“, möchte Astheimer von den Kindern wissen. Keine Frage, alle sind sich einig, dass Sport viel mehr Spaß macht. Man ist draußen, trifft Freunde, macht das, was einem Freude bereitet, wird besser, hat Erfolge, wird kräftiger und lernt im besten Fall noch, sich zu verteidigen. Und wieder einmal ist Jörg Astheimer darin bestätigt, dass es wichtig ist, den Jungen und Mädchen zu zeigen, was im echten Leben wichtig ist und sie vergleichen zu lassen.

Der Experte

Dr. Jörg Astheimer hat umfangreiche Erfahrung in der Medienforschung und hat an verschiedenen Universitäten geforscht, darunter die Goethe-Universität Frankfurt und die Universität Basel. Seine Arbeit zielt darauf ab, sowohl Kindern als auch Erwachsenen die Chancen und Risiken der digitalen Welt näherzubringen und sie zu einem bewussten und gesunden Umgang mit Medien zu befähigen.

Medienkompetenz

Medienkompetenz ist die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte sachkundig, kritisch und verantwortungsvoll zu nutzen. Für Kinder ist es besonders wichtig, Medienkompetenz zu erlernen, weil sie dadurch verschiedene Werkzeuge an die Hand bekommen.

Sie lernen, wie sie sich sicher im Internet bewegen und sich vor Gefahren wie Cybermobbing oder Datenschutzverletzungen schützen können. Außerdem wird ihr kritisches Denken gefördert. Die Jungen und Mädchen entwickeln die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen und Fake News zu erkennen. Medienkompetenz fördert die Selbstständigkeit und das eigenverantwortliche Handeln im digitalen Raum.

Des weiteren lernen die Kinder, Medien kreativ zu nutzen, um ihre eigenen Ideen und Gedanken auszudrücken. Durch die Förderung von Medienkompetenz werden Kinder darauf vorbereitet, durch die digitale Welt sicher und verantwortungsvoll zu navigieren und die vielfältigen Möglichkeiten, die Medien bieten, sinnvoll zu nutzen.

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