Großfeuer in Münster verlangt den Feuerwehren alles ab

Da ein Betreten der Lagerhalle nicht mehr möglich war, mussten die Löscharbeiten von außen über Drehleitern durchgeführt werden.Foto: Frank Weiner

Bad Soden/Kelkheim (ju) – Am Dienstagmorgen wurden die Münsterer durch einen lauten Knall in ihrer Morgenroutine erschreckt. Bei den Kelkheimer Feuerwehren schrillten um 7.27 Uhr die Melder, sämtliche Einsatzkräfte wurden alarmiert. Da ahnten die Feuerwehrmänner und -frauen noch nicht, dass sie heute nicht mehr ins Büro oder auf die Arbeit können. Die Meldung lautete: Brand in einer Lackiererei.

Als wenige Minuten später das erste Löschfahrzeug eintraf, schlugen bereits hohe Flammen aus der Halle, welche zu diesem Zeitpunkt bereits in Vollbrand stand. Dicke Rauchwolken zogen über Münster in Richtung Liederbach, waren selbst am Bahnhof Mitte, in Bad Soden und von der B8 aus zu sehen. Das Feuer hatte bereits auf den Brennstoffhandel, welcher sich ebenfalls in der Halle befand, übergegriffen. Ein erschreckendes Szenario.

Sofort richteten die Wehren eine Riegelstellung zu benachbarten Reihenhaussiedlung und einem Autohändler ein. Die Löscharbeiten im Inneren der Halle begannen umgehend durch das geöffnete Lagertor, mit Leiterwagen wurde das Gebäude von außen abgelöscht. Ein direktes Betreten der Halle war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.

Schon zu Beginn wurde neben allen Kelkheimer Stadtteilwehren auch die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Bad Soden mit Altenhain und Neuenhain alarmiert. Der Löschzug der Feuerwehr der Stadt Eppstein übernahm die Gebietsabdeckung in Kelkheim, falls ein weiterer Einsatz reinkommen sollte und wurde am Mittag an der Einsatzstelle eingesetzt. Die Gebietsabdeckung übernahm dann der Löschzug der Feuerwehren der Stadt Hattersheim am Main. Alle arbeiteten Hand in Hand

Außerdem war die Einsatzleitung des MTK Kreisfeuerwehrverband Main-Taunus e. V. vor Ort. Der Bahnverkehr zwischen Königstein und Frankfurt musste aufgrund der massiven Rauchentwicklung eingestellt werden, die WarnApps forderten die Bevölkerung auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten, da zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht gesagt werden konnte, ob giftge Gase entstanden waren. Messungen ergaben zum Glück, dass in dem Rauch keine Giftstoffe enthalten waren.

An der Einsatzstelle wurden zwei Drohnen aus Kelkheim und des MTKs eingesetzt, die die Brandstelle aus der Luft erkundeten und wertvolle Informationen lieferten. Da gerade zu Beginn viel Wasser abgenommen wurde, musste durch die Freiwillige Feuerwehr Lorsbach eine Wasserleitung über circa einen Kilometer aufgebaut werden. Diese wurde in den Abendstunden durch die Freiwillige Feuerwehr Liederbach betreut. Das Feuer, das innerhalb der Lagerhalle auf den Brennstoffhandel übergegangen war, ließ sich extrem schwer löschen, immer wieder flammte das Feuer auf. In den frühen Nachmittagsstunden wurde die Halle mit Schaum geflutet, um der Glut Herr zu werden. Zur Höchstzeit waren 120 Feuerwehrleute im Einsatz. Und da war er wieder: der Kelkheimer Zusammenhalt: Der Golden Drake Motorradclub, der seine Vereinsräume in unmittelbarer Nähe hat, öffnet seine Pforten und bot den Feuerwehrleuten Platz zum Aufwärmen und Ausruhen. Außerdem sorgten die Malteser in Kelkheim und das Rote Kreuz für die Verpflegung und die Sicherheit der Kräfte. Auch die Anwohner kümmerten sich rührend um die Einsatzkräfte, versorgten sie mit belegten Broten, heißem Tee und Kaffee.

Gegen 15 Uhr konnte die Bahnstrecke wieder frei gegeben werden, die Feuerwehren waren jedoch weiterhin im Einsatz. Auch nach zwölf Stunden stand immer noch eine Rauchwolke über dem Gebäude. Die Materialien aus der Halle wurden ins Freie gebracht und dort abgelöscht. Das THW OV Hofheim und Kilb Vetter Entsorgung GmbH unterstützten die Einsatzkräfte dabei. Das THW OV Bad Homburg sicherte die Außenmauern, damit diese nicht umstürzen und eventuell noch Feuerwehrleute verletzen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch circa 30 Feuerwehrmänner und -frauen im Einsatz. Ein Feuerwehrmann musst aufgrund einer leichten Rauchvergiftung ins Krankenhaus, konnte dies aber bereits wieder verlassen.

Auch am Mittwochmorgen waren Einsatzkräfte wegen der Brandwache vor Ort. Letzte Glutnester waren in der Nacht gelöscht worden.

Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens zweieinhalb Millionen Euro, die Ursache des Feuers untersuchen jetzt Spezialisten der Kriminalpolizei. Nach Angaben der Feuerwehr hatte es gegen 8 Uhr eine Verpuffung gegeben. Die Flammen breiteten sich über die gesamte, etwa 900 Quadratmeter große Halle aus.

Hinweise auf eine Straftat lagen bislang offenbar nicht vor. Bei dem Großbrand in der Autolackiererei sind auch mehrere Luxusautos beschädigt worden. Wie die Polizei mitteilte, sind zwei Ferrari, drei Porsche sowie ein Mini betroffen.



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