„Ein Haus voll Glorie schauet“ – Profanierung der Ruppertshainer St. Matthäus Kirche vollzogen

Pfarrer Hanns Goigofski überträgt am 19. März 1967 die Reliquie vom Kindergarten in die neue St. Matthäus Kirche

Ruppertshain
(kez/ju) – Am vergangenen Sonntag um 17 Uhr war es so weit in Ruppertshain. Die St. Matthäus Kirche wurde aufgrund des Dekretes von Bischof Georg Bätzing profaniert. Sicht- und hörbares Zeichen war die Verlesung der Profanierungsurkunde und die Herausnahme der Reliquie aus dem Altartisch durch Pfarrer Klaus Waldeck. Damit wurde der Umbau der St. Matthäus Kirche eingeläutet. Hier wird die Kindertagesstätte Sc. Maria in den Gemeinderaum integriert werden und es entsteht ein verkleinerter sakraler Raum in der Vierung der Kirche. Wesentliche sakrale Elemente und Kunstgegenstände wie das Altarbild bleiben erhalten. Wie ein „Schuhkarton“ wird die Kindertagesstätte in das Kirchengebäude hineingeschoben. In der Broschüre von St. Franziskus von Weihnachten 2021 ist unter der Überschrift „Nachhaltiges Bauen“ auf Seite 14 der Artikel der Gemeindereferentin Ursula Müller und des Architekten Helmut Mohr zu lesen – eine prägnante und detaillierte Beschreibung. Bauschutt und hohe Entsorgungskosten werden vermieden, vieles in Holzbauweise ausgeführt. Es soll ein lichter Raum für drei Kindergartengruppen mit allen notwendigen Funktionsräumen mit einer zusätzlichen Ebene entstehen. Der besondere Clou: Die vorhandenen Kirchenbänke mit hochwertigem Holz werden zu Holzbänken für die Kinder und zu Wandverkleidungen umgearbeitet.

Ein prägendes Gebäude des Stadtteils Ruppertshain wird erhalten. Wäre diese Idee, von der keiner heute weiß, wer sie aufgebracht hat, nicht umgesetzt worden, so wäre dieses Gebäude der Reißbirne zum Opfer gefallen. Vielleicht war es eine Vision des Architekten Helmut Hofmann (1907-2006) und des Diözesanbaumeisters Fritz Johannbroer (1906 – 1974), dass irgendwann doch eine geänderte Konzeption dieses Gebäudes ansteht. Dies ist jetzt 55 Jahre nach der Einweihung der St. Matthäus-Kirche in Ruppertshain am 19. März 1967 der Fall. Es ist ein Glücksfall.

Dies wurde auch von der Gemeinde am Sonntag bei der Profanierung so gesehen. Es war weniger eine Stimmung der Wehmut als viel mehr eine Stimmung des Aufbruchs. Die Umbaumaßnahmen werden nach der derzeitigen Planung zwei Jahre in Anspruch nehmen. „Diejenigen, die mit dieser Kirche verbunden sind, die freuen sich über diesen Schritt“, so Pfarrer Waldeck in seiner Predigt. So stellt er das Matthäus-Evangelium mit der Bergpredigt Jesus in den Mittelpunkt seiner Predigt. Die Bergerfahrung ist wichtig. „Das erfahre ich immer wieder, wenn ich beim Bergsteigen und bei Bergwanderungen den Gipfel erreicht habe. In der Höhe von 2.000 Metern gewinne ich einen Überblick über das große Ganze.“ Auch die Ruppertshainer sollten öfter auf ihre Gipfel wie Rossert, Atzelberg und Steinkopf steigen, um einen geänderten Überblick zu erhalten.

„Wir haben gute Erinnerungen an diese große St. Matthäus Kirche. Es war ein Ort, wo wir in Freud und Leid die Nähe zu Gott gefunden haben. Die Zeiten haben sich geändert, die Kirchengemeinde ist kleiner geworden. Wir mussten uns diesen Veränderungen stellen und so kommen jetzt Kindergarten und Gottesdienstraum unter ein Dach. Die Zukunft wird ein neuer Anfang sein. Wir freuen uns schon heute auf den neuen liturgischen Raum“, so Ute Schäfer, Sprecherin des Kirchenkreises St. Matthäus.

„Wir nehmen heute Abschied von diesem Kirchenraum. Es war für viele ein Zuhause, es war eine Heimat“, so Pfarrer Josef A. Peters in seinem Schlussgebet. „Wir sagen Danke für diese segensreiche Zeit. Das Äußere bleibt stehen und die Kirche bleibt im Ort auf dem Berg.“ Und dann wird es etwas sentimental, da sich Pfarrer Josef A. Peters am 1. Oktober an seinem 75. Geburtstag aus dem seelsorgerischen Dienst von St. Josef, St. Matthäus und Hl. Dreifaltigkeit verabschieden wird. „Wir gehen in der vollen Hoffnung, dass wir in neuen, hellen Räumen wieder zusammen sein werden. Ich wurde schon eben zur Einweihung des neuen Gottesdienstraumes eingeladen. Ich hoffe, dass das klappt.“

Der Dank kam zum Ausdruck im Lied No. 380 „Großer Gott, wir loben dich“ und beim anschließenden Empfang, bei dem auch Bürgermeister Albrecht Kündiger zugegen war. Er hatte im September 2017, fast exakt vor fünf Jahren, bei einer Ortsbegehung in Ruppertshain die Teilnehmer auf die Zukunft der St. Matthäus Kirche aufmerksam gemacht.

Was ist die Profanierung?

Die Profanierung oder Profanation ist die Entweihung von katholischen sakralen Gebäuden. Eine Profanierung oder Entweihung ist im Sinne des kanonischen Rechts der römisch-katholischen Kirche notwendig, wenn die kirchliche Nutzung eines Kirchengebäudes beendet wird, etwa wegen Abrisses oder Umnutzung. Sie ist somit das Gegenstück zur Kirchweihe.

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