Die Kelkheimer Friedensinitiative wird wieder aktiv – Ausstellung zum Thema „Gesichter des Friedens“

Die Mitglieder der Friedensinitiative: Hildegard Willkomm-Kern, Luisa Nöske, Gerhard Kern, Christina Hensel, Roswitha Fahrner und Klaus Fahrner (v.li.) wollen wieder aktiver werden, denn sie sehen den Frieden in Europa bedroht.Foto: Johannes Dill

Münster (jd) – „Gesichter des Friedens“ – so lautet der Titel einer Ausstellung im Alten Rathaus Münster, die vergangene Woche mit einer Vernissage eröffnet wurde. Dazu hatte die Kelkheimer Friedensinitiative Kelkheim eingeladen. In dieser multimedialen Ausstellung berichten zehn Frauen und Männer in Video-Interviews über ihre Gewalt- und Kriegserfahrungen und ihre Wege zur Friedensarbeit.

Sie haben kriegerische Auseinandersetzungen in Syrien und Jemen, zwischen Aserbaidschan und Armenien, im ehemaligen Jugoslawien und Afghanistan erlebt oder mussten wegen des Krieges ihre Heimat in der Ukraine oder in Russland verlassen. Nach ihrer Flucht setzen sie sich in der Emigration für Geflüchtete, Gefangene und Vermisste in ihren Herkunftsländern ein, engagieren sich in Friedensprojekten und arbeiten an gewaltfreien Konfliktlösungen auf ganz unterschiedliche Art. Ihr politisches und humanitäres Friedensengagement richtet sich an das tägliche Miteinander und wirkt so auf Gesellschaft und Politik.

Hier sind einige Beispiele:

Anastasia aus Russland und Yuliia aus der Ukraine treten in einem Improvisationstheater auf. Sie sagen: „Nach unseren Auftritten sprechen die Menschen miteinander wie am Küchentisch. Sie teilen die Geschichten und so entsteht Empathie.

Otto Raffei lebt in Kroatien. Seine Meinung ist: „Als gläubiger Christ gibt es für mich kein Ziel auf der Welt, für das ich andere Menschen töten würde.“

Der Künstler Sayed Muhammad Hussaini aus Afghanistan äußert sich so: „Meine Waffen gegen die Taliban sind mein Tablet und mein Stift.“

Ada Hakobyan aus Armenien berichtet: „ Ich war sechs Jahre, als der Krieg ausbrach. Später habe ich mich gefragt: Was bringt uns dazu, einander zu töten?“

Judy Al Chalebi und Batoul Almahmoud aus Syrien sind nach Deutschland geflüchtet. Sie sagen: „Wir sind hier in Deutschland in Sicherheit. Aber wir können die Menschen in Syrien nicht einfach vergessen.“

Der Frieden in Europa ist bedroht

Christina Hensel von der Kelkheimer Friedensinitiative begrüßte die Gäste und besonders den Initiator der Friedensinitiative Main-Taunus, Gerhard Kern. Der pensionierte Lehrer aus Hofheim wurde für sein Engagement für den Frieden schon mehrfach gewürdigt. Er referierte über die ernste aktuelle Situation und will seine Organisation aus diesem Anlass wieder aktivieren. Er hätte keine Lust mehr, sich ständig das Kriegsgetrommel anzuhören. Die Aussage eines Ministers, Deutschland müsse wieder kriegstüchtig werden, hält er für sehr fragwürdig. Statt ständig weiter aufzurüsten sollten Verhandlungen stattfinden. Gerhard Kern wies darauf hin, dass die Bundesrepublik im vergangenen Jahr für 13,3 Milliarden Euro Waffen exportiert hat. Die Ansicht, man müsse produzieren und liefern, „what ever it takes“, sei sehr gefährlich für den Frieden in Europa. Er zeigte sich auch sehr beunruhigt darüber, dass eine große Mehrheit der Jugendlichen Angst vor einem Krieg hat und die Eltern leider nur wenig bis gar nichts dagegen unternehmen. Auch deshalb und weil der Frieden in Europa zunehmend fragiler wird, soll die Friedensinitiative wieder aktiviert werden. Er erinnerte schließlich an ein Zitat von Willy Brandt: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts!“

Im Januar dieses Jahres fand in Kelkheim eine Mahnwache statt und die Ausstellung in Münster sei die zweite Aktion der Friedensinitiative. Die Ausstellung mit den Video-Interviews kann im Alten Rathaus in Münster noch bis zum 10. April besucht werden.



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