Kelkheimer informieren sich über Nutzen und Nutzung von Balkonkraftwerken

Stefan Tomik erläutert, hinter einem seiner Paneele stehend, interessierten Kelkheimerinnen und Kelkheimern den Einsatz und Betrieb derselben.Foto: Thomas Uber

Kelkheim (tub) – Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose – ja, so leicht lässt sich’s leben! Nein, nicht so leicht, sondern viel leichter: Bei uns kann jetzt der Strom aus einem Sonnenpanel direkt über den Schuko-Stecker ins Stromnetz eingespeist werden. Wenn er aus einzelnen Sonnenpaneelen stammt, die beispielsweise an eine Balkonbrüstung gehängt werden – und deshalb umgangssprachlich „Balkonkraftwerke“ genannt werden.

Wie das geht, was es kostet, wie man geeignete Plätze für ein Balkonkraftwerk findet – das war Gegenstand einer kleinen Ausstellung samt Beratungsangebot am vergangenen Samstag auf dem Platz vor dem Kelkheimer Rathaus und drinnen im sogenannten Gartensaal. Dort referierten – nach der Begrüßung durch Bürgermeister Albrecht Kündiger, der das unbürokratische Fördermodell der Stadt kurz vorstellte – der Klimaschutzmanager der Stadt, Carsten Hammer, sowie Rudolf Bersch, beratender Diplom-Ingenieur der Verbraucherschutzzentrale Hessen und Vertreter der drei ausstellenden Unternehmen: „Bi & Ci-Tech“ aus Kelkheim (https://bici-tec.de), „Hauptsache Grün GmbH“ (www.hauptsache-gruen.de) aus Hofheim und von „Solartechnik Jörg Rader“ (www.rader-solar.de) aus Bad Schwalbach.

Einhellige Botschaft: Klimaschutz und Energiewende, das sind nicht nur Themen für die großen Energieversorger und Infrastrukturbetreiber. Sondern jeder einzelne kann sich beteiligen, kann dazu beitragen, dass der Strombedarf auch mit Sonnenenergie gedeckt wird und dabei überdies seine Energiekosten reduzieren.

Laut Stefan Tomik, Geschäftsführer der „Hauptsache Grün GmbH“, die mit zwei Sonnenpaneelen plus Schaltverbindung zur Demonstration der Technik vertreten war, sind auch technische Laien in der Lage, ein Balkonkraftwerk zu installieren und zu betreiben. Allerdings empfiehlt es sich, zur Aufhängung und Befestigung eines Paneels, das etwa 20 Kilogramm wiegt, einen Fachmann heranzuziehen.

Der Anschluss über einen Schuko-Stecker wird allgemein als problemlos dargestellt. Das Sonnenpaneel, das Gleichstrom erzeugt, muss durch einen sogenannten Mikrowechselrichter ergänzt werden, der den Gleichstrom in einspeisefähigen Wechselstrom umwandelt. Die Stromleistung, die eingespeist werden darf, ist auf 600 Watt begrenzt, um einen reibungslosen Betrieb der gesamten Stromanlage, an die das Paneel angeschlossen ist, nicht zu gefährden. In anderen europäischen Ländern gilt eine Grenze von 800 Watt, was hier und da vor Ort in Kelkheim zu Kopfschütteln über vermeintlich oder tatsächlich überbordende Bürokratie und zu umständliche Sicherheits- und Genehmigungsverfahren in Deutschland führte.

Der Strom aus Solarpaneelen wird in der Regel von im Haushalt angeschlossenen Geräten verbraucht. Sollte ein üppiges Angebot an Sonnenlicht und Solarenergie so viel Watt erzeugen, dass mehr als die eigenen Geräte betrieben werden könnten, fließt der überschüssige Strom ins öffentliche Netz. Ein Entgelt zu beantragen gilt als sehr aufwendig und nicht lohnend. Wobei sich auch hier, wie generell bei der Frage, ob Solarpaneele eine passende Ergänzung für den heimischen Energiekreislauf sein können, empfiehlt, sich ausführlich beraten zu lassen, bevor man handelt.

Tomik jedenfalls rät davon ab, weil die Einspeisevergütung einen unverhältnismäßigen bürokratischen Aufwand bei vergleichsweise geringem Ertrag voraussetzt. Information ist demnach auch hier, wie eigentlich überall, alles. Deshalb hat auch Carsten Hammer, Klimamanager der Stadt Kelkheim, auf das umfangreiche Angebot auf der Website der Stadt, www.kelkheim.de, hier unter dem Reiter „Energie“ im Artikel über Photovoltaik hingewiesen: www.kelkheim.de/_rubric/index.php?rubric=DE+Wirtschaft-Umwelt+Umwelt+Ene...

Dort wird auch über das Förderprogramm der Stadt, „500 Balkone für Kelkheim“, informiert bzw. über den Zuschuss von jeweils 100 Euro, den die Stadt für ein Balkonkraftwerk anbietet. Seit vergangenem Jahr läuft das Förderprogramm, 80 Anträge sind schon gestellt worden.

Aus rechtlichen Gründen darf ein Zähler nicht rückwärtslaufen, was wohl bei Einspeiseüberschuss der Fall wäre, wenn der Zähler nicht über eine Rücklaufsperre verfügt. Die alten schwarzen Zähler mit Drehscheibe haben in der Regel keine Rücklaufsperre und würden vom Netzbetreiber bei der Anmeldung des Geräts ausgetauscht werden. Bei neueren (digitalen) Zählern stellt sich das Problem nicht.

Wie Tomik weiter informierte, verlangen manche Netzbetreiber den Einbau eines Zweirichtungszählers, um auch den eingespeisten Strom zu erfassen, so auch die Syna. Sofern man auf eine Vergütung dieses Stroms gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verzichtet, sieht er dafür keine Notwendigkeit und empfiehlt, bei der Anmeldung klarzustellen, dass man keinen Zweirichtungszähler wolle. Offenbar hat der hiesige Netzbetreiber Syna seinerseits darüber informiert, dass dem Kunden durch einen Zweirichtungszähler keine laufenden Mehrkosten gegenüber einem digitalen Einrichtungszähler mit Rücklaufsperre entstehen sollen. Der Zählertausch werde ebenfalls unentgeltlich vorgenommen.

Wie das Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber angemeldet werden kann, darüber informiert der hiesige Netzbetreiber Syna auf seiner Website https://www.syna.de/corp/fuer-einspeiser

Als weitere Informationsquelle wurde die Hessische Verbraucherzentrale genannt mit der Web-Adresse https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie



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