Kelkheimer Vereine in der Corona-Zeit

Das Vereinsleben in Kelkheim in den Zeiten, da das Virus Covid-19 vieles änderte, hat auch, wen wundert es, unter Corona erheblich gelitten. Einige Vereine nutzen inzwischen das Internet, um mit den Mitgliedern zu kommunizieren, um gewisse Kurse virtuell „rüber zu bringen“. Andere Vereine haben die Zeit genutzt, um Sportanlagen oder Vereinsheime zu erneuern. Hier eine Liste der Vereine, mit deren Vorsitzenden wir sprachen, eine Liste, die aber sicherlich nicht vollständig ist.

Die SG Kelkheim

„Der erzwungene Stillstand führte dazu, dass wir Zeit gefunden haben, einige Instandhaltungsmaßnahmen an unseren Gebäuden zu erledigen, zum Beispiel eine neue Bedachung unserer Tribüne am Taunusblick, eine neue Elektroverkabelung in den Fußballer-Kabinen sowie Maler- und Verschönerungsarbeiten rund um die Sportanlage. Zudem haben wir eine neue Internetseite gestaltet und mit Inhalten befüllt“.

Vorstandssitzungen wurden in die Josef-Becker-Halle am Stückes verlegt, hier kann man genügend Abstand einhalten.

Wirklich aufwendig war jedoch die Erarbeitung sowie die mehrfache Anpassung der Hygienekonzepte nach dem ersten Lockdown.

„Das Internet kann nicht für alles herhalten, sonst brauche man auch keine Sportanlagen mehr. Der Glaube, alles ließe sich online machen, komme besonders beim Sport an seine Grenzen. Aber im Bereich Turnen haben sich einige Gruppen in Form von Zoom-Meetings zusammengefunden, um gemeinsam unter fachkundiger Anleitung ihre wöchentlichen Übungen im „home-gym“ durchzuführen“.

Es gab einen Rückgang von knapp 100 Mitgliedern, davon 90 Prozent Kinder, die vor Corona in den verschiedensten Kinder-Turngruppen aktiv waren, und viele Eltern haben ihre Kinder in der Pandemie abgemeldet. „Wir glauben, dass viele nach der Krise wieder zu uns kommen werden. Insgesamt hat die SG eine sehr stabile Mitgliederzahl. Wir hatten letztes Jahr rund 1860 Mitglieder und sind damit der drittgrößte Verein im Main-Taunus-Kreis.

Die SG-Kelkheim hat einen feststehenden Grundbeitrag, sowie spezielle Abteilungsbeiträge um sportartspezifische Aufwendungen zu decken. Die Abteilungsleitungen können individuell entscheiden, ob eine zeitlich begrenzte Anpassung des Abteilungsbeitrages erfolgt, um ihren Mitgliedern eine angemessene Beitragsgestaltung in der aktuellen Situation bieten zu können.

Karate Dojo

„Wir sind von Corona insofern betroffen, als derzeit kein Live-Training für unsere Karate-Gruppen stattfinden kann“, schreibt Vorsitzender Alad Valadhkani. „Wir haben schon gleich zu Beginn des Teil-Lockdowns im November 2020 ein Online-Training für unsere Mitglieder angeboten, dies findet auch weiter statt, wird aber nur mäßig angenommen“. Der Grund ist, dass zwar ein „Nachmachen“ der Übungen möglich ist, aber die Kontrolle des Trainers fehlt. „Kinder werden lustlos und haben keinen Spaß mehr daran. Das Online-Training kann nur als Übergangslösung gelten. Viele wollen eben einfach nur wieder Live-Training haben.“

Eine bittere Zahl: „Die Mitgliederzahlen sind um 30 Prozent zurückgegangen. Ein Teil der verbliebenen Mitglieder hat zudem auf eine passive Mitgliedschaft umgestellt. Das ist auch verständlich, denn einige wurden arbeitslos oder sind in Kurzarbeit. Sie können sich die Beiträge nicht leisten. Einige Stammmitglieder sind solidarisch und bestehen darauf, den vollen Beitrag zu leisten“. 

Und abschließend: „Im Vergleich zu  anderen Vereinen, die Hallen kostenlos nutzen dürfen, sind wir weiter nach vorn blickend im Nachteil. Denn wenn der Lockdown noch länger andauert, werden wir unsere schöne Halle in der Wilhelm-Dichmann-Straße, die eine fortlaufende Miete und Nebenkosten erfordert, so nicht mehr länger als Mieter halten können.“

Und erinnert an coronafreie Zeiten: „In der Zeit vor dem Lockdown haben wir viele Events mit internationalen Mannschaften organisiert, die in Kelkheim für Gastwirtschaften, Restaurants und Hotels Kunden gebracht haben. Unser soziales Engagement wollen wir gern aufrechterhalten, durch die Pandemie sind leider unsere Hände gebunden; wir hoffen, dass wir das alles überstehen werden und dass wir bald so weiter machen können wie bisher. Es ist uns wichtig, als Verein weiter zu bestehen und die Kinder im sozialen Umfeld aufwachsen zu lassen. Jede Unterstützung von außen durch Paten, Werbeträger und Spenden ist uns willkommen. Dafür wären wir herzlich dankbar“.

TuS Hornau

„Die neun Abteilungen der TuS Hornau haben sportlich – wie alle anderen – eine Pause einlegen müssen. Diese Pause ist noch nicht vorbei. Dazu kommt, dass wir die Gaststätte aufgrund der Pandemie schließen mussten,“ schreibt Vorsitzender Werner Jakobartl. „Das Gute an der Situation ist, dass wir in dieser Zeit das Gasthaus am Reis von Grund auf erneuern konnten. Etwas zurückgeworfen durch einen Hochwasserschaden beim Jahrhundertregen letzten Herbst sind wir jetzt fertig und können wieder öffnen – sobald es Corona zulässt. Besonders Wolfgang Zengerling, Jockel Müller und Peter Morgenstern leisteten Unglaubliches. Als neuen Pächter haben wir Calogero Bonanno, den Wirt des Bürgerhauses in Fischbach, gewonnen. Er wird das Gasthaus am Reis zusätzlich übernehmen.

Auch der Kunststoffbelag des Tennisplatzes und die Schwimmbadtechnik sind erneuert worden.

Sportlich gesehen haben viele Übungsleiter ihr Sportangebot ins Internet gestellt. Bis zu dreimal wöchentlich treffen sich die Kinder vor der Kamera mit ihren Übungsleitern und trainieren gemeinsam.

Wir hatten in dieser Zeit außer dem Austritt von Mitgliedern die wegziehen, so gut wie keine Austritte. Dafür vielen Dank. In einigen sozialen Fällen wurden die Mitgliedsbeiträge erlassen.“

SV Ruppertshain

Die Pandemie hat in der Vereinsarbeit vor allem die Fußballabteilung getroffen. Und zwar in der Saison 20/21 in allen Klassen. Der Breitensport, so Oliver Glomb, ruhe ebenfalls und besonders vermisst werde die Gemeinschaft im Verein. Ausweichmöglichkeiten im Internet gibt es für den Verein nicht; nur Vorstandssitzungen werden virtuell abgehalten.

Von Kündigungen der Mitgliedschaft ist der Verein wegen Corona nicht betroffen, eine Handvoll Kündigungen hätten keinen Bezug zu der Pandemie. Natürlich kam auch hier das Thema Beitragssenkungen auf. Allerdings erfordert das einen Beschluss der Mitglieder, wie Oliver Glomb betont. Jedoch habe bisher kein Mitglied eine entsprechende Frage gestellt. „Monatliche Beiträge von vier Euro für Kinder bis 18 Jahre, sechs Euro für Erwachsene und 11,50 Euro für die Familien (ab zwei Erwachsenen plus mindestens ein Kind) sehen wir als moderat an“.

Ausdrücklich bedankt sich der Vorsitzende für das Verständnis, die Disziplin und die Unterstützung „in diesen anspruchsvollen Zeiten und wir freuen uns auf den Tag, an dem es wieder losgeht.“

Tennisfreunde 77

Wir sind ein reiner Tennisverein und freuen uns über das Privileg, jetzt in der Wintersaison – wenn auch mit Einschränkungen – in den Hallen spielen zu können. Unser Trainingsbetrieb wurde vom Gruppen- in Einzeltraining geändert. Es ist also viel weniger Training als ohne Corona-Einschränkungen, aber es geht.

Wir haben kaum Mitglieder-Abgänge, im Gegenteil. Da Tennis nach wie vor möglich ist, gibt es für die kommende Freiluftsaison schon Neueintritte in den Verein zu den erheblichen Mitgliederzuwächsen im vergangen Jahr.

Leider leidet das Vereinsleben darunter, dass keine Gruppenveranstaltungen stattfinden können.

Aber wir blicken positiv auf die Entwicklung und hoffen auf die Mitte April beginnende Freiluftsaison, dass es ähnlich zu 2020 sein wird und wir eher Mitglieder aus anderen Sportarten gewinnen.

Tennisverein Ruppertshain

Auch hier gab es in der Coronazeit Einschränkungen. Im Jahr 2020 fand keine Mitgliederversammlung statt. Vorsitzender Martin Hallinger berichtet, dass es in der Coronazeit keine Auswirkung auf die Mitgliederzahlen gegeben habe. Warum auch? Und beantwortet die Frage: Der Spielbetrieb ist ja möglich. Auch heute schon und noch. „Wir sehen auch keine Veranlassung, die Beiträge zu senken“. Dies auf unsere Frage nach möglichen Beitragssenkungen beispielsweise für inzwischen in finanzielle Schwierigkeiten geratene Mitglieder.

TSG Münster

„Am schlimmsten ist, und das ist besonders wichtig, dass wir keinen Sport ausüben können“, notiert Vorsitzender Peter Schreiber.

„Wir sind Befürworter vieler Schutzmaßnahmen, aber gerade der Sport steht in sämtlichen Beratungsterminen der Kanzlerin und der MP´s hinten an.

Grundschule durfte im Februar mit Teilpräsenzunterricht beginnen, in den Sportverein dürfen die Kinder nicht kommen.

Und das, obwohl dort zertifizierte Hygieneregeln gelten und eine der wichtigen Eigenschaften im Sport die „Disziplin“ ist.

Es wird Monate dauern, bis wir im Sport wieder dort sind, wo wir vor Corona waren. Ehrenamtliche, Übungsleiter und nicht zuletzt die Sportler werden nicht alle den Schalter sofort von „0“ auf „100“ umlegen können.

Es werden sich für die Sportvereine aber auch Chancen eröffnen. Die Menschen merken in Zeiten von Corona wie wichtig Bewegung, aber auch der soziale Kontakt in Gemeinschaften ist.

Die TSG Münster bietet seit der ersten Woche des ersten Lockdowns im Frühjahr kostenfrei im Internet Sportangebote an. Über die website und den Link https://tsg-muenster.de/abteilungen/fitness-und-gesundheitssport/kann man sich weltweit, ohne Mitglied zu sein, fit halten. Unsere Trainer bieten in den einzelnen Trainingsgruppen Online-Training an.

Wegen Corona gab es keine Austritte von Mitgliedern, es gibt aber auch keine Neumitglieder, da zur Zeit kein Angebot da ist. Dies wird sich aber nach Freigabe des Sports wieder verbessern.

Mitglieder, Förderer und Sponsoren sind uns treu. Der Verein hat in der Corona-Zeit bewiesen, dass das Wort von der „TSG Familie“ durchaus nicht abgedroschen und „Retro“ ist, sondern ist aktueller denn je.“

TSC Fischbach

Eine Herausforderung auch finanziell für den TSC Fischbach war zu Beginn der Restriktionen die Reduzierung der Gruppengrößen. Über Zoom ließ sich Training realisieren, was nicht für alle Gruppen praktikabel war. Im gemieteten Vereinsheim konnte ein regelkonformes Hygienekonzept eingehalten werden, so dass sich die Turnierpaare unkompliziert fit halten konnten. Freies Training in unseren Clubräumen ohne Trainer und unter Einhaltung der jeweils geltenden Coronaauflagen ist aktuell nach Online-Reservierung der jeweiligen Räume möglich, was jedoch überwiegend von den TurniertänzerInnen genutzt wird. Eine befürchtete Kündigungswelle hat uns glücklicherweise nicht überrollt. Es gab sicherlich einige Kündigungen, die aber erfahrungsgemäß zum Jahreswechsel ohnehin in höherer Zahl eingehen. Schwieriger ist der Umstand, dass wir zur Zeit keine neuen Mitglieder werben können, da unsere Gruppen ausfallen müssen und wir auch kein Angebot haben, mit dem wir werben könnten. Somit droht ein Ungleichgewicht zwischen Kündigungen und Neuanmeldungen, das natürlich negative finanzielle Konsequenzen für den TSC Fischbach nach sich zieht.

Da unsere Beitragssatzung bislang keine zufriedenstellende Lösung in solchen Situationen wie der Coronapandemie vorsieht, werden wir auf unserer nächsten Mitgliederversammlung, die wahrscheinlich aufwendig online stattfinden muss, eine Satzungsänderung anstreben. Bis jetzt konnten wir vom Vorstand unserer Einschätzung nach mit allen Mitgliedern, die Gesprächsbedarf hatten und gesprächsbereit waren, eine gute Lösung finden. Erfreulicherweise haben die meisten Mitglieder viel Verständnis gezeigt und dem TSC Fischbach die Treue gehalten. Als zusätzlicher Wermutstropfen der Coronapandemie steht ja nicht nur der Regelbetrieb fast vollständig still, sondern wir mussten auch unser Traditionsturnier, die Taunus-Tanz-Tage, erstmalig ausfallen lassen und auch die geplante Landesmeisterschaft an den Verband zurückgeben, da die auflagenkonforme Turnierdurchführung in der Kelkheimer Stadthalle in den geplanten Zeiträumen nicht möglich war.



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