Kommentar: „Hört auf, Diktatur zu rufen“

Ich habe Ihren mit an einigen Stellen durchzogener Ironie behafteten Kommentar zum Spaziergang in Kelkheim gelesen und möchte dazu gerne Feedback geben.

Grundsätzlich gebe ich Ihnen Recht, wenn sie darüber irritiert sind, wenn jemand „Diktatur“ ruft, denn ich selbst würde das Wort auf einer Demonstration ebenfalls nicht benutzen.

Aber ich kann in dem Zusammenhang in den letzten 2 Jahren feststellen, dass zumindest schon mal eines der von Ihnen aufgezählten Kriterien einer Demokratie nicht mehr besteht: nämlich das der Meinungsfreiheit hinsichtlich des Themas Corona. Es gab dokumentiert schon Fälle, in denen Amtsträger ihre Position verloren, weil sie eine gegenteilige Meinung/Wertung zu denen von Drosten, Wieler, Spahn, Lauterbach etc. (die in den Medien überproportional häufig zu Wort kommen) äußerten. In meinem Bekanntenkreis befinden sich mehrere Menschen, die ihre Meinung über die Maßnahmen nicht kundtun, aus Angst vor negativen Auswirkungen wie z.B. Versetzung weg von aktuell ausgeübter Stelle und Ausgrenzung von ihren Kollegen.

Ich glaube, Sie verkennen die Lage, in der sich die Gesellschaft zur Zeit befindet.

Sie sprechen selbst davon, dass nicht alle Maßnahmen nachvollziehbar oder gerechtfertigt sind. Ich nenne da z.B. den Ausschluss von Menschen, die sich nicht für eine Impfung entschieden haben (umgangsprachlich inzwischen leider die „Ungeimpften“, obwohl diese ja durchaus Impfstatus gegen andere Krankheiten haben). Zum Beispiel den Ausschluss vom Fitness-Center, Schwimmhalle, Squash-Club etc., wobei Aktivität und Sport zu einem gestärkten Immunsystem beiträgt, was für „Ungeimpfte“ ja insbesondere essentiell wäre. Erklären Sie mir die Logik in der Maßnahme, dass getestete „Ungeimpfte“ nicht mehr hineindürfen, gerade jetzt, wo auch noch die Geimpften sich testen müssen und eine Übertragung ausgeschlossen werden kann.

In Bezug auf ihre Zahlen/Fakten kann ich sagen, dass ein geringer Prozentsatz aller Fälle von Nebenwirkungen angezeigt wurden, da ein großer formaler Aufwand mit der Meldung verbunden ist. Die von Ihnen genannten 5,5 Millionen Coronatoten möchte ich nicht relativieren, jedoch ist auch hier inzwischen sicher, dass die Zahl nicht genau ist, da viele Bundesländer nach wie vor nicht ausweisen, ob ein Mensch mit oder wirklich an Covid-19- Auswirkungen verstarb. Die BILD-Redaktion spricht teilweise von Differenzen von bis zu 20 % der Mortalitätsrate.

Ich persönlich beachte alle Regeln, und ja, ich befürworte es, dass Menschen im Risikobereich sich impfen lassen. Ebenso die Ängstlichen unter uns, denn ein Leben mit einer permanenten Angst greift die Psyche langfristig an und die psychische Stabilität hat einen immensen Anteil an der Gesundheit des Menschen. Ich kann hier nur für mich und andere Gegner der Impfpflicht sprechen: Es gibt keinen Grund (mehr), über die Impfpflicht zu sprechen, da die drei wichtigsten Kriterien für die Sinnhaftigkeit einer solchen nicht gegeben sind:

1. Das Virus wird durch die Impfung nicht ausgerottet.

2. Die gewünschte Herdenimmunität kann durch Impfung nicht erreicht werden.

3. Zum jetzigen Zeitpunkt ist kein Impfstoff in der Lage, eine langfristige Immunität zu gewährleisten.

Abschließend drängen sich mir folgende Fragen auf: Wie viele Menschen sind durch die Covidmaßnahmen psychisch erkrankt, beruflich und finanziell getroffen oder gar suizidgefährdet? Wie viele Kinder und Jugendliche haben nun Lernrückstände und weniger Förderung erhalten? Wie viele Menschen/Selbstständige sind wirtschaftlich ruiniert? Wie viele Familien und Freundeskreise sind entzweit? Wie viele Menschen sind jetzt suchtgefährdeter (Alkohol, Online-Spiele etc.)? Welche Maßnahmen sind in diesem Kontext rechtlich zu rechtfertigen?

Menschen, die mit den gleichen Fragen beschäftigt sind und dies öffentlich machen (auch bei Spaziergängen), sind pauschal keine Leugner, Nazis oder Spinner (auch Ärztinnen und Ärzte, Juristinnen und Juristen, Lehrerinnen und Lehrer, Mütter und Väter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich nehmen an den Spaziergängen teil). Aber durch Kommentare, wie Sie sie verfassen, werden immer Menschen in ihrer Meinung bestärkt, dass ihre Fragen und Sichtweisen wichtig sind und die richtigen sind.

Axel Schürmann, Kelkheim



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