Im Bericht der KeZ vom 20. Mai wird Schmidt-Böcking (SB) zitiert: „Schmidt-Böcking belegte eindrucksvoll mit Zahlen, dass genug Solar- und Windenergie auf der Erde verfügbar ist und auch in nutzbare elektrische Energie umgewandelt werden kann, sodass ein kompletter Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl möglich ist.“
Da in Deutschland die Sonne nur 900 Volllaststunden, der Wind-Onshore ca. 2.000 und Wind-Offshore nur ca. 3.500 Volllaststunden zur Verfügung steht (fossile Kraftwerke laufen um die 8.000 h/a), sind z. B. Energiespeicher zur Sicherstellung der Energieversorgung unabdingbar. SB bevorzugt Wasser als Speichermedium, das aber nur eine geringe Speicherenergie besitzt: 9,81 Ws/kg und m Fallhöhe (Erdgas 14KWh/kg). Man braucht also große Wassermengen und Fallhöhen. Bei seiner Speicherlösung im „Hambacher Loch“ sind deshalb 500 Millionen m³ Wasser notwendig (der Edersee fasst 200 Millionen m³), in denen ca. 0,4 TWh gespeichert werden können.
Anmerkung: Ein Akku vergleichbarer Kapazität (0,4TWh; 160 Wh/kg und 110/kg) würde übrigens 2,5 Million t wiegen und 275 Milliarden kosten.
Was bringt das?
In Deutschland lag der Endenergieverbrauch in den letzten 30 Jahren bei 2.500 TWh. 2021 ging der Verbrauch trotz Corona-Einschnitten nur auf ca. 2.333 TWh zurück: davon Verkehr: 635 TWh (27,2%); Industrie: 665 TWh (28,5%); Haushalte: 667 TWh (28,6%) und Gewerbe/Handel/Dienstleistungen: 365 TWh (15,7%). Darin enthalten sind lediglich ca. 500 TWh reine Stromerzeugung, also ca. 20%. Durch Erneuerbare wurden dabei 246 TWh Strom erzeugt, das sind 49,2% oder bezogen auf den jetzigen Endenergieverbrauch lediglich 9,8%.
Bei dem jetzigen Stromverbrauch von 500 TWh werden als Beispiel im Schnitt 0,057 TWh/h benötigt. Der obige immense Speicher würde also für 0,4/0,057=7h Versorgungssicherheit ausreichen. Für einen Tag wären mindestens 3 dieser Anlagen nötig. Da bekanntermaßen aber auch Dunkelflauten von 2 Wochen (und mehr) auftreten können (siehe dazu „Agorameter“: vom 26.04.-8.05.2022 wehte praktisch kein Wind), wären in diesem Fall 3*14=42 Anlagen nötig. Und das rechnerisch bei nur 20% des heutigen Endenergieverbrauchs! Es kann sich also nur um eine Utopie handeln, denn wenn wir den gesamten Endenergieverbrauch von 2.333 TWh weitgehend auf Strom umstellen wollen, wird der Wahnsinn zum System.
Die Auguren, die nun behaupten, „die deutsche Energieversorgung sei mit vollständigem Umstieg auf erneuerbare Energien möglich, ohne dass es weh tut“ (Originalton Kempfert, DIW) verschweigen in der Öffentlichkeit, unter welchen Bedingungen dies realisierbar sein soll: Der dann noch zulässige Endenergieverbrauch darf z.B. bei Kemfert nur noch 610 TWh (26%(!) von 2.333 TWh) und beim Umweltbundesamt lediglich 490 TWh (21%) betragen! Das hätte eine unvorstellbare Verzwergung Deutschlands mit Wohlstandsverlust und Deindustriealisierung zur Folge, wie es nach Kriegsende Morgenthau wollte und wie es letztlich die „Große Transformation“ (Schellnhuber/ Merkel 2011 veröffentlicht) anstrebt. Die Haupt-CO2-Emittenten China und Indien lehnen sowieso diesen Weg in die Selbstzerstörung ab.
Die geplante Energiewende beruht offensichtlich auf reinem Wunschdenken, das nach und nach durch die Realität eingeholt wird, wie man am Beispiel der geplanten Gasturbinen-Kraftwerke sieht. Ein 40 GW Parallel-Kraftwerkspark sollte die Funktion der nicht in der notwendigen Größenordnung realisierbaren Speicher bei Bedarf zur Sicherstellung der Stromversorgung übernehmen, erst mit Erdgas, dann mit Wasserstoff betrieben. Die Erdgasversorgung ist aktuell mehr als unsicher, für Wasserstoff geeignete Gasturbinen sind erst 2030 marktfähig. Graichen im Habeck-Ministerium hat zusätzlich gerade den Rückbau des Gasnetzes gefordert!
Beim gewünschten forcierten Ausbau von PV und Windenergie wird man ebenfalls bald feststellen, dass dies durch Mangel an Fertigungskapazitäten, Fachkräften und Material stark limitiert sein wird.
Verschärft würde die Energie-Situation weiter, wenn die Ampel an der geplanten Stilllegung der letzten 3 Kernkraftwerke in diesem Jahr und der weiterer Kohlekraftwerke ungerührt festhält.
Der Preis der geplanten Energiewende wäre also Wohlstandsverlust, die Industrialisierung der Landschaft, angeblich, um die Natur zu retten und die steigende Aussicht auf Blackouts (längere Stromausfälle). Dabei muss man zusätzlich zur Kenntnis nehmen, dass selbst wenn Deutschland mit seinen 2% Anteil an dem weltweiten CO2-Ausstoß sich völlig decarbonisiert, dies nur einen Temperaturanstieg im 1/100°C-Bereich verhindern würde. Dafür sollen Billionen ausgegeben werden!
Wenn nun mit Blick auf die oben skizzierten Fakten SB vor ahnungslosen Schülern behauptet, die „Energiewende sei keine Frage der Machbarkeit, sondern es fehle der politische Wille und teilweise das naturwissenschaftliche Verständnis“, kann man nur staunen.
Dass er aber von den Schülern fordert, „Ihr müsst die Politiker zwingen, etwas zu tun“, empfinde ich als eine Grenzüberschreitung, die man diskutieren sollte.
Die Folgen der geplanten Energiewende werden doch gerade diese nachfolgende Generation treffen, inkl. der Rekordschulden in Billionenhöhe, die wir ihnen hinterlassen. Ob die Schüler dann immer noch applaudieren?
Wer meine Ausführungen für Hirngespinste hält, sollte ergänzend die Ausführungen von Prof. Sinn zum Thema zur Kenntnis nehmen:
https://youtube.be/z5trsBP9Cn4
Christian Gnabs, Kelkheim