Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung Die Holzbiene, ein Fremdling in unseren Gärten?

Die Blüten des Judasbaums haben es der Holzbiene besonders angetan.

Unser Leser Klaus Schurian machte eine Entdeckung in seinem Garten, von der er gern berichtet: „Eigentlich stammt die Holzbiene eher aus südlichen Gefilden, und vor ein paar Jahrzehnten war sie ein echter Exot in unseren Breiten. Wer sie einmal gesehen hat, wird die imposante Erscheinung sicher nicht vergessen. Ihre beeindruckende Größe von fast 3 Zentimetern (Weibchen) und das blauschwarze Kolorit machen sie aber auch unverwechselbar. Und, fliegt sie dicht an einem vorbei, vernimmt man ein deutliches Brummen.

Mir fiel das große Insekt vor vielen Jahren erstmals am Rhein bei Eltville auf. Dort blühte im Mai an einer Wand eine schöne blaue Glyzinie, deren Blüten von einer Holzbiene eifrig aufgesucht wurden. Diese Pflanze scheint es ihnen besonders angetan zu haben, denn auf der Domäne Mechtildshausen besuchten im letzten Jahr gleich mehrere Exemplare ebenfalls diese Blüten.

Im Jahr 2021 hatte sich ein Weibchen sogar einen besonderen Brutplatz in unserem Garten ausgesucht: eine metallene Umrandung unserer Terrasse. Diese Umrandung hat nur eine Größe von 3 x 6 Zentimeter (Außenmaße), aber am Ende ein großes Loch, durch das die Biene bequem krabbeln konnte. Hier beobachtete ich sie immer mal wieder. Allerdings dürfte die Brut an diesem Ort kaum zur Entwicklung gelangt sein. Nicht wegen der Enge, sondern der Temperatur. Im Mai kann die Sonne doch ganz schön heiß sein, und die schwarze Umrandung heizt sich dann extrem auf. Allerdings hatte auch die Gallische Wespe an der Umrandung Gefallen, wenn auch an anderer Stelle. Wie die Bienen mit den hohen Temperaturen zu Recht kamen, ist mir ein Rätsel.

In diesem Frühjahr war die Holzbiene aber ein besonderer Gast im Garten. In der ersten Maihälfte begann unser Judasbaum wunderschön zu blühen. Das ist immer eine besondere Augenweide, denn die Blüten erscheinen vor den Blättern und oftmals sogar direkt am Stamm. Und diese Blüten hatten es den Holzbienen offenbar besonders angetan. Blauregen und Judasbaum gehören zur selben Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und scheinen den großen Insekten viel Nektar und Pollen zu geben. Allerdings kommen auch die großen Holzbienen nicht immer problemlos an ihre Nahrung. Anders als bei ihren Namensverwandten, der Honigbiene, hat die Holzbiene kauende Mundwerkzeuge. Mit diesen nagt sie ein – wie Hummeln auch – ein Loch in die Blütenwand und holt sich so den Nektar. Dabei wird die Blüte nicht bestäubt. Im Falle des Judasbaumes im Garten kommen jedes Jahr viele andere Insekten und bestäuben die pinkfarbenen Blüten, denn später im Jahr finden sich reichlich Samenschoten.

In diesem Frühjahr war die Holzbiene Mitte Mai geradezu häufig zu sehen. Manchmal waren drei bis vier Männchen und Weibchen gleichzeitig bei der Nahrungsaufnahme. Wo sie in diesem Frühsommer ihre Nester hatten, konnte ich leider nicht ermitteln. Man kann den Tieren aber Nisthilfen anbieten, indem man etwa Löcher in Holz bohrt, ein Bienenhotel installiert oder altes Holz stapelt und mit Einfluglöchern versieht. Da die Tiere standorttreu sind, kommen sie im darauffolgenden Jahr erneut wieder zurück.

Die großen Brummer haben sich – der Klimaerwärmung sei Dank – schon weit nach Norden ausgebreitet und sind daher im Vordertaunus keine Besonderheit mehr. Trotzdem können wir ihre Ausbreitung unterstützen und den nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützten Tieren ein Bleiberecht einräumen, zumal sie auch als nützlich eingestuft sind. Ein Fremdling ist sie ohnehin nicht mehr.“

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