Pfarrer Josef A. Peters – 75. Geburtstag und Ade ‘Schnuppern‘ war ein Volltreffer über 34 Jahre

Pfarrer Josef A. Peters liest seine letzte Messe. Foto: Thomas Zellhofer

Kelkheim
(kez/ju) – „Der neue Pfarrer ist ein Mann der leisen Töne, einer, der ganz einfach unter den Leuten lebt“, so hat es Barbara Schmidt im Höchster Kreisblatt vom 11. April 1988 prägnant zusammengefasst. Zu seinem jetzigen 75. Geburtstag hatte er eine Entscheidung getroffen, die in jeder Beziehung nachvollziehbar ist. Nach 34 Jahren war jetzt die Zeit gekommen, „Tschüss“ zu sagen.

Rekordhalter

Pfarrer Josef A. Peters – 34 Jahre, 4 Monate und 3 Tage – so lange wie er hat noch keiner seiner Vorgänger den Glaubensweg der drei Kirchengemeinden St. Josef in Eppenhain, St. Matthäus in Ruppertshain und Hl. Dreifaltigkeit in Fischbach begleitet. Mit über 10.000 gelesenen Messen ist Pfarrer Peters als hochgeschätzter Seelsorger der einsame Rekordhalter im Pfarrverband St. Franziskus.

Mit Humor schilderte Peters seine ersten Eindrücke des Frühjahres 1988 vor dem Pfingstfest. „Als ich hier das erste Mal in Fischbach ankam, da musste ich erst einmal schnuppern. Und ich ging durch die Langstraße von Fischbach – besonders schön ist es hier nicht. Und die Robert-Koch-Straße von Ruppertshain genau der gleiche Eindruck. Und Eppenhain kannte ich gar nicht. Dabei hatte ich zunächst vergessen zu gucken, wer hinter diesen Wänden in der Langstraße, in der Robert-Koch-Straße und in Eppenhain wohnt. Es waren Menschen, mit denen ich vertraut wurde. Wir entwickelten etwas gemeinsam und dabei verspürte man Freude am Glauben und Freude in kirchlicher Gemeinschaft. Wir waren drei eigenständige Gemeinden mit Pfarrgemeinderat, Verwaltungsrat und anderen kirchlichen Gremien.

Und das ist in diesen 34 Jahren, wenn ich das richtig beurteile, gut gelungen. Auch in der Zusammenarbeit mit den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich hatte das Glück bis auf den heutigen Tag von einem Team begleitet zu werden, mit dem ich gut zurechtkam. Wir sind auf Entwicklungssuche gegangen. Wir wollten nicht an der Strenge der 50er und 60er Jahre festhalten.“ Pfarrer Peters betonte in seiner Ansprache mehrfach die profunde Teamarbeit auf allen Ebenen.

„Die Menschen hatten Vertrauen zu dir“, resümierte Pfarrer Klaus Waldeck. „Es gibt viele Menschen, die mir sagten, dass es schade ist, wenn Pfarrer Peters jetzt nicht mehr da ist. Da kann ich leider nicht mehr helfen.“ Und an Josef A. Peters gerichtet: „Du hast immer das Team in den Vordergrund gestellt. Du warst ein wahrer Teamplayer. Du hast immer versucht, die anderen ins Spiel zu bringen. Du warst immer mit dem Team unterwegs und dafür meinen herzlichen Dank.“

Besonders beeindruckend war die Ansprache des Domkapitulars Georg Franz, der im Auftrag des Bischofs von Limburg zur Abschiedsfeier kam und dort das Personalreferat leitet. „Als er hier nach Fischbach kam, da sagte man ‘Lass ihn doch hier erst einmal gucken, lass ihn mal schnuppern‘. Dieses Schnuppern war ein VOLLTREFFER über 34 Jahre.“ Nach dieser starken Aussage war die Festgemeinde nicht mehr zu bremsen. Zwei volle Minuten Standing Ovations, in denen Pfarrer Peters das ein oder andere Tränchen verdrückte und mehrfach versuchte, das Publikum darum zu bitten, sich wieder hinzusetzen.

Lebensweg

Der Lebenslauf von Pfarrer Peters ist buntgemischt. Er ist in Hachenburg im Westerwald aufgewachsen. Nach der Grundschule und der Berufsbildenen Schule in Westerburg arbeitete er als Großhandelskauffmann bei einer Baustofffirma. Gleichzeitig erwuchs bei ihm der Wunsch, Priester zu werden. Er besuchte von 1967 bis 1971 das Erzbischöfliche Abendgymnasium in Neuss und arbeitete parallel dazu in einem Steuerbüro. Zum Wintersemester 1971/72 nahm er dann das Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt/Oberrad auf. Der damaliger Heimatpfarrer schrieb damals zum Eintritt in das Priesterseminar: „Er ist ein aufgeschlossener, junger Mann. Er ist es gewohnt, Aufgaben zu übernehmen.“ Ein Praktium bei Pfarrer Lothar Zenetti (1926 – 2019) in Frankfurt war bestimmend für seinen Weg als Priester. Nach seiner erfolgreichen Ausbildung im Priesterseminar wurde er am 5. Februar 1977 in der Stadtkirche in Limburg zum Diakon geweiht und am 3. Dezember erfolgte dann die Priesterweihe im Hohen Dom zu Limburg durch Bischof Wilhelm Kempf (1906 – 1982). St. Andreas in Wiesbaden, St. Peter in Montabauer, die Dompfarrei in Frankfurt, die Mutter zum Guten Rat in Frankfurt-Niederrad, Christkönig in Frankfurt-Praunheim und St. Pankratius in Schwalbach waren seine Stationen. Nach dieser Zeit der ständigen Wechsel von 1977 bis 1988 – alle zwei Jahre in einer anderen Gemeinde – hat er sich dann in Fischbach im Pfarrhaus von Hl. Dreifaltigkeit sesshaft und heimisch gemacht.

Lobende Worte

Der Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing richtete eine schriftliche Grußbotschaft an den scheidenden Pfarrer: „Heute sind sie kein junger Mann mehr. Sie können auf eine lange Zeit ihres priesterlichen Dienstes zurückblicken. Davon allein 34 Jahre hier in Fischbach. Sie haben in dieser Zeit viele Menschen in Lebens- und Glaubensfragen begleitet. Sie waren immer ansprechbar für die Anliegen der Menschen. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes ein Seelsorger. Ihre pastorale Arbeit war sehr stark auf die soziale und karitative Bedürfnisse gerichtet. Das gilt vor allem für die Caritasarbeit im Kreis Main Taunus, dessen Vorsitzender Sie waren. Sie treten nun in den Ruhestand. Ich danke Ihnen sehr für Ihren priesterlichen Dienst im Namen des Bistums Limburg und wünsche Ihnen für die Zeit des Ruhestandes Zufriedenheit, Gesundheit und Gottes Segen.“

Barbara Lecht, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates richtete ebenfalls bewegende Worte an Peters: „Wie oft haben Sie gesagt ‘Alles hat seine Zeit.‘ Sie waren ein Pfarrer mit Humor, Gelassenheit und Gottvertrauen. Wir sind sicher, dass viele Menschen in ihrem Herzen bleiben.“

Auch Bürgermeister Albrecht Kündiger ließ es sich nicht nehmen, Pfarrer Peters Worte der Erinnerung und der Dankbarkeit mit auf den Weg zu geben: „So ganz einfach sind die Situationen nicht. Ich will jetzt gar nicht auf die kleinen Probleme eingehen, die es hier in Kelkheim gibt. Ich denke an die Zusammenlegung der Kirchengemeinden und all die Dinge, die mit der Sozialstation verbunden waren. Sie haben diese Dinge mitverändert. Sie haben es mit der notwendigen Gelassenheit und Zielstrebigkeit verfolgt. Diese Gelassenheit gibt den Menschen Vertrauen. Die Menschen haben heute Zukunftsangst. Corona und der schreckliche Krieg in der Ukraine. Die Sorge, wie kann ich meine Energie noch bezahlen? Und dann die Verdrossenheit mit den Bemerkungen – es hat ja alles doch keinen Sinn. Und da ist es wichtig, dass wir den Menschen Hoffnung vermitteln. Da sind die christlichen Werte eine sehr wichtige Grundlage, andere mögen es als humanistische Werte bezeichnen. Aber so, wie sie den Menschen begegnen, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern zuhörend und begleitend, das ist für die Menschen wichtig. Das gibt Hoffnung - und das zeichnet Pfarrer Peters aus.“

Die Vorbereitungen für diesen besonderen Tag waren intensiv und begleitet von sich ständig ändernden Wettervorhersagen. Soll im Freien ein Zelt aufgebaut werden? Soll der Gottesdienst im Gemeindehaus stattfinden? Zum Schluss entschied man sich doch für den Kirchenraum. „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Bei wem zieht sich nicht öfters dieser Spruch durch das Leben?“, so Sabine Lohse, Vorsitzende des Ortsausschusses Hl. Dreifaltigkeit, in ihrer humorvollen Ansprache. „In den Vorbereitungen haben wir uns alle draußen bei herrlichem Sonnenschein und leichter Übergangsjacke gesehen und bei nervösen Nachfragen seitens unseres Pfarrers konnte ich immer nur sagen: Lieber Pfarrer Peters, machen Sie sich keine Sorgen, wir haben alles im Griff. Sehen Sie nur zu, dass das Wetter stimmt.“

Beeindruckend bei diesem Festgottesdienst waren auch die zahlreichen musikalischen Einlagen durch das Bläserensemble St. Johannes, den Kinder- und Kirchenchor Hl. Dreifaltigkeit, durch die Sängervereinigung Alemania-Concordia 1874 Ruppertshain und durch den Sporadenchor Eppenhain. Im wahrste Sinne des Wortes kamen die Peters-Chöre an seinem 75. Geburtstag zusammen.

Die umfangreiche Rednerliste umfasste acht Beiträge: Dr. Matthias Braunwarth, Bezirksreferent Main-Taunus, Dr. Klaus P. Meier von St. Johannes Fischbach, Heinz Sauer, Vereinsring Fischbach, Oliver Glomb, Vereinsring Ruppertshain, Wilma Volk von der Kath. Kirchengemeinde Mainz-Kostheim (Wallfahrerkreis zur Hl. Dreifaltigkeit) und Stefan Aust, der zusammen mit Pfarrer Peters viele Kinderfreizeiten organisierte.

Und nach jeder Rede hatte Pfarrer Peters eine passende, humorvolle Bemerkung. Zum Schluss brachte er es auf den Punkt: „Ich habe jetzt Hunger.“



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