Kelkheim (ju) – Es war eine bunte Mischung die da auf dem Marktplatz in der Kelkheimer Stadtmitte stand. Nachdem sich der Regen verzogen hatte, lugte die Sonne heraus und erhaschte einen Blick auf liebevoll gestaltete Stände, Jung und Alt, Austausch unter Generationen, Vielfalt an Nationalitäten und mitten drin mit einem breiten Lächeln im Gesicht Petra Bliedtner, Leiterin den Amtes für Soziales und Integration und Anja Schütz, „die gute Organisationsseele“, wie Bliedtner gern betont.
Sie hatten es wieder geschafft: Rund 30 Vereine, Organisationen, Institutionen, Kirchengemeinden und Schulen hatten sich versammelt, um das Leben, die Vielfalt und die Gemeinschaft zu feiern. Und ganz nebenbei zu informieren – über ihre Arbeit, ihre Aufgabe für die Gesellschaft, das Wie und Warum.
Schon in den Vorbesprechungen für diesen Tag äußerten die Teilnehmer ihre Vorfreude, aber auch ihren Intension für die Teilnahme. Ein Lehrer des Richter Gymnasiums bringt es auf den Punkt: „Wo können sich denn junge und ältere Menschen heutzutage noch begegnen, wenn nicht hier? Wir alle leben doch in unseren Blasen und jetzt eröffnet sich die Möglichkeit, Generationen zusammenzubringen. Ich bin sicher, jeder kann von jedem profitieren“. Es sind viele Schlagworte die fallen – Bewusstsein schaffen, füreinander da sein, Begegnungen ermöglichen, Integration vorantreiben, Vielfalt leben. Es ist ein ganz besonderer Spirit, den dieser Tag mit sich bringt.
„Das zentrale Anliegen des du & ich-Tags ist es, den Wert des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu betonen. Vielfalt wird an diesem Tag sichtbar und erlebbar“, so umschreibt es Petra Bliedtner. Auch die Verantwortlichen der Stadt wie Bürgermeister Albrecht Kündiger oder die Stadtverordnertenvorsteherin Julia Ostrowicki betonen immer wieder, dass Offenheit, das Eingehen aufeinander und gelebter Respekt den Kern einer funktionierenden Gemeinschaft bilden. „Nur wenn wir aufeinander zugehen, können wir Kelkheim als Stadt für alle gestalten“, so der Rathauschef.
Ein buntes Potpourrie
Gestaltet hatten diesen Tag die Teilnehmer. Die beiden Schwestern Harpreet und Komalpreet Kaur führten als Moderatorinnen durch den Nachmittag, stellten die Vereine vor und erzählten viel über die Sikh-Religion. Da durfte auch das klassische Turbanbinden, das eine Wissenschaft für sich ist, nicht fehlen. Martin Sulger von der Jugendarbeit „gab seinen Kopf her“, um an ihm die Bindetechnik zu präsentieren – das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Modern und aufgeschlossen gab sich die Lukasgemeinde. Neben der schönen Idee, auf einer Leinwand einfach mal „Danke“ zu sagen, gab es für alle die wollten und mochten den „Segen to go“. Otmar Wagner, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, musste schmunzeln über diese Art des Segens, „aber auch wir als Kirche müssen mit der Zeit gehen, warum auch nicht“.
Große Aufmerksamkeit fand der Stand des Hospiz-Vereins Kelkheim. Bei den Weg-Begleitern ging man an diesem Tag mit einem Augenzwinkern an das ernste Thema. Wer wollte, konnte seine letzte Ruhestätte in Form eines kleinen Sarges selbst gestalten. „Das Thema Tod an sich ist ja schon sehr belastend, über das Sterben reden wir nicht gern und noch weniger darüber, dass heut zu Tage viele Menschen einsam sterben oder in ihrer Trauer einsam sind“, erklärt Elsbeth Stegemann vom Verein. Deswegen wollte man das Thema etwas auflockern – und siehe da, es entstanden wahre Kunstwerke (siehe kl. Foto oben).
Der du & ich-Tag hat Kelkheim erneut daran erinnert, was Gemeinschaft ausmacht: einander zuhören, Verständnis zeigen und respektvoll miteinander umgehen. Am Ende des Tages gingen Menschen mit neuen Eindrücken nach Hause und dem Wissen, dass eine Stadt immer dann wächst, wenn sie Brücken baut – zwischen Alt und Jung, zwischen Kulturen, zwischen den Blickwinkeln jedes Einzelnen.