Statt Faschingsumzug: „Aufräumtiere“ reinigen ihr Fischbach

Pfau Corinna peitschte „ihre“ Aufräumtruppe mit einem dreifachen „Fischbach Helau“ zu Höchstleistungen an. Fotos: Judith Ulbricht

Normalerweise sind am Faschingsmontag die Straßen in den Kelkheimer Stadtteilen wie leergefegt – außer in Fischbach, wo das närrische Treiben sein Zuhause hat. Doch auch dieses Jahr ist wieder alles anders als sonst. Aufgrund der im Dezember und Januar erschreckend hohen Coronazahlen wurde auch 2022 der Fischbacher Karnevalsumzug abgesagt. Und als ob der Wettergott noch einen oben drauf setzen wollte, strahlte die Sonne von einem blitzblauen Himmel. Erinnern wir uns, die letzten Jahre des Umzugs fanden bei miesestem Wetter statt – Regen, Sturm, niedrige Temperaturen.

Aber die Fischbacher wären nicht die Fischbacher, wenn sie nicht spontan eine Idee hätten. So trafen sich am vergangenen Montag einige aktive Gardemitglieder des Fischbacher Carneval-Vereins e.V. um pünktlich 14.11 Uhr auf dem Fischbacher Rathausplatz, um gemeinsam ein Romo-CleanUp im Faschingskostüm zu veranstalten. Frei nach dem Motto „Sonst räumt die Stadtreinigung hinter dem FCV auf und dieses Jahr sammeln wir mal den Müll in Fischbachs Straßen.“

Die „Aufräumtiere“, so hatte sich die Gruppe betitelt, weil jeder in einem Tierkostüm erscheinen sollte, machte sich in Kleingruppen auf den Weg durchs „Dorf“ um Masken, Zigarettenstummeln, Flaschen, Dosen und anderem Müll zu Leibe zu rücken. An verschiedenen Bereichen in Fischbach wie zum Beispiel unter der Brücke, dem Pfädchen zur Schule, am Hanseklingerbrunnen etc. wurde der herumliegenden Müll gesammelt. Und wenn man am Rosenmontag kostümiert in der Gegend rumläuft, kann man auch mal dem einen oder anderen Fußgänger ein kleines „Helau!“ zurufen, was die hochmotivierte Truppe ausgiebig tat. Schon vor dem Start spornte Corina im Pfauenkostüm die Truppe mit ihrem „Schlachtruf“ an.

Von der Stadtreinigung Kelkheim wurden „den fleißigen Bienchen“ passendes Werkzeug wie Mülleimer und Zangen zur Verfügung gestellt. Auch die Entsorgung des gesammelten Mülls wurde von der Stadt übernommen. „Großartig, dass ihr euch so engagiert“, lobte auch Bürgermeister Albrecht Kündiger, der auf ein, na vielleicht auch zwei, Quarkbällchen vorbeigekommen war. Während alle von der Stadt initierten Müllsammelaktionen Corona zum Opfer fielen, konnten die FCV-Mädels, natürlich unter Einhaltung der Coronaregeln, zur Säuberungsaktion aufbrechen. Nach cirka einer Stunde traf man sich dann wieder am Bürgerhaus, wo die Mitarbeiterinnen des Jugendtreffs der städtischen Jugendarbeit, Imane Ouslikh und Sybille Schmidt, schon mit Kreppeln und Getränken auf die Müllsammler warteten.

Die Idee und die Organisation kam von Marion Sauer, die im FCV zwei Garden trainiert und auch für die Kreppelzeitung verantwortlich ist. „Schon lange habe ich die Idee, dass der FCV nach dem Rosenmontag mal eine Müllsammelaktion durchführen könnte, da ja durchaus die Nebenstraßen von Fischbach ebenfalls am Rosenmontag „genutzt“ werden und die städtische Reinigung dort nicht explizit durchgeht und das auch durchaus Kritik (nicht nur bei der Stadt, sondern auch gegenüber dem FCV als „Verursacher“) nach sich zieht. Da wir aber meistens nach der Kampagne eh alle platt sind und die „Öko-Schiene“ vor einigen Jahren noch nicht so populär war, habe ich mir das immer irgendwie gespart, das mal anzuregen.“ Bei der Kippensammel-aktion der Stadt im letzten November hatte sie mit einer Mitarbeiterin des Jugendamtes ein wenig „rumgesponnen“, ob man eventuell am Rosenmontag eine gemeinsame Müllsammelaktion in Kostümierung in Fischbach machen könnte. Coronabedingt wollte Marion Sauer aber auch keine große Werbung dafür machen. „Eine Zusammenlegung der beiden Gruppierungen hätte vielleicht die erlaubten Kontakte überschritten.“ So kam dann am Ende der „Deal“ raus, dass der FCV den Müll sammelt und der Jugendtreff für die anschließende Kreppel-Verköstigung sorgt.

Die Ausbeute der „Aufräumtiere“ kann man positiv oder negativ sehen: So kamen elf Eimer mit Müll (v. a. Plastikverpackungen von Lebensmitteln, Flaschen, Masken) zusammen. Dazu vier Gläser mit Zigarettenstummeln. Die separat in Schraubgläsern gesammelten Zigarettenkippen wurden dem System von Tobacyle (Recycling von Kippenstummeln) zugeführt, für das es am Kelkheimer Rathaus mittlerweile eine für jeden nutzbare Sammelbox gibt.

Leider gab es auch „Highlights“ bei der Sammelaktion. So wurde eine Leuchtstoffröhre gefunden, eine PC-Maus, alte Kamelle vergangener Jahre, Flitter vom Rosenmontag 2020, ein fast vollständiges Set Spielkarten, das auf einer Wiese verteilt war und eine Glaskaffeekanne, die einfach umfunktioniert und zum Kippensammeln genutzt wurde, als die mitgenommenen Schraubgläser schon voll waren.

Unter der Brücke der B455 waren feiernde Jugendliche, die es sich nicht nehmen ließen, Fasching zu feiern. Deshalb machte das Räumkommando einen Bogen um den Platz, nicht ohne sich aber versprechen zu lassen, dass die Feierwütigen später ihren Müll wieder mitnehmen. Ob sie es wirklich getan haben, müsste man die Stadtreinigung fragen.

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