Ein Stolperstein für Theodor Brühl

Erklärungen zur Recherchearbeit. Foto: ju

Fortsetzung von Seite 1

Einen würdigen Rahmen bekam die Veranstaltung auch durch die hervorragende Recherchearbeit des Leistungskurses Geschichte der Eichendorffschule. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten auf Stellwänden die Ergebnisse ihrer Arbeit. Sie hatten sich mit den beiden Kelkheimer Widerständlern Ludwig Karger und Karl Leicher beschäftigt, die wie schon erwähnt, ebenfalls verhaftet wurden, aber im Gegensatz zu Theodor Brühl, den Nationalsozialismus überlebten. Aus der Urteilsbegründung vom 2. März 1936 gegen die beiden Kelkheimer heißt es: „Die Ziele der SPD sind (...) hochverräterische und Jeder, der diese Ziele fördert, macht sich der Vorbereitung des Hochverrats schuldig ...“ Sie wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

Doch nicht nur den Widerstand Einzelner beleuchteten die Abiturienten. So klärten sie auch darüber auf, wie sich die Kirchen in Kelkheim gegen das NS-Regime zur Wehr setzten. In Hornau zum Beispiel ging der Widerstand vor allem vom Franziskanerkloster aus. Der damalige Bürgermeister holte sich Ratschläge aus den Klosterkreisen, der Küster verweigerte das Glockengeläut zu bestimmten, von den Nazis ausgerufenen Terminen, wenn es nicht vom Bischof verordnet wurde. Kleine Nadelstiche, aber aus Schreiben der Ortsgruppenleiter an die Geheime Staatspolizei spricht doch einige Verzweiflung: „(...) der Einfluss der Pater (ist) doch ein gewaltiger hier in Kelkheim.“ oder „(...) dass man über den staatstragenden Nationalsozialismus lächelt (...), während man den fanatischen Zentrumsanhänger als stillen Helden betrachtet.“

Bei all ihrer Arbeit begleitete die jungen Leute auch immer der Gedanke: Mahnen, Erinnern und dafür sorgen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.

Die Informationstafeln zum Widerstand in Kelkheim in der NS-Zeit, die von den Schülerinnen und Schülern der Eichendorffschule erstellt wurden, sind aktuell im Foyer des Rathauses zu sehen.

Stolpersteine

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunther Demnig, das die Erinnerung an Vertreibung und Vernichtung im Nationalsozialismus lebendig hält.Es handelt sich um Gedenktafeln aus Messing, die in den Boden vor dem letzten selbst gewählten Wohnort verlegt werden. Opfer und Verfolgte durch den Nationalsozialismus waren neben Menschen jüdischen Glaubens auch all jene, die entweder nicht der Weltanschauung und Ideologie des „Dritten Reiches“ entsprachen, diese nicht teilten oder bewusst in Opposition gingen.

Dazu gehörten auch Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle und Opfer von Euthanasie als Teil nationalsozialistischer „Rassenhygiene“. Bisher wurden in über 1.200 deutschen Städten und Gemeinden Stolpersteine verlegt. Insgesamt findet man sie in über 21 europäischen Ländern.

Weitere Informationen sind unter www.stolpersteine.eu zu finden.

Kultur



X