Mit einem weiteren Stück Naturwald dem Klimawandel entgegentreten

Sebastian Gräf, Leiter des Forstamts Königstein, nahm sich die Zeit, den Ausschussmitgliedern und interessierten Bürgern die Flächen zu zeigen, die eventuell in einen Naturwald umgewandelt werden können. Der Kelkheimer Stadtwald hat einige davon zu bieten. Fotos: Judith Ulbricht

Der Antrag der UKW liegt schon eine Weile zurück. Die Partei bat darum, aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung zu prüfen, welche Flächen im Stadtwald zu dem bereits bestehenden Naturwald, ebenfalls umgewandelt werden können.

Der dafür zuständige Ausschuss unter dem Vorsitzenden Jochen Ballach verschaffte sich jetzt bei einem Vor-Ort-Termin gemeinsam mit Forstamtsleiter Sebastian Gräf und interessierten Bürgern einen Überblick über die Waldflächen, die dafür in Frage kommen. Etwa 15-20 Hektar sollen es sein.

Wald steht im Mittelpunkt

Das Thema Wald steht derzeit im Mittelpunkt. Es wird viel diskutiert, vor allem über die Fichten, deren trauriger Anblick so manchen Spaziergänger beschäftigen. „Aber es geht nicht nur denen schlecht“, weiß Sebastian Gräf. Auch andere Bäume leiden unter den extremen Klimabedingungen der vergangenen Jahre.

Der Kelkheimer Stadtwald, immerhin 680 Hektar groß, wird schon lange naturnah bewirtschaftet. Weniger als 10 Prozent der Fläche sind Monokulturen. Und dann gibt es die Abteilung 34, ein etwa 30 Hektar großes Waldstück, das schon vor Jahren stillgelegt und sich selbst überlassen wurde. Nach Angaben der Hessischen Gesellschaft für Orni-thologie und Naturschutz (HGNO), die diese nördlich des Rettershofs liegende Fläche betreut, brüten in dem Gebiet 44 verschiedene Vogelarten. Allein 6 verschiedene Spechtarten haben sich in dem Naturwald angesiedelt, und auch der wirklich selten gewordene Feuersalamander hat dort ein neues Zuhause gefunden. „Für viele Tiergruppen ist das hier ein regelrechter Hotspot“, weiß auch der Förster.

Welche Flächen sind geeignet?

Daher war es naheliegend, zu schauen, ob die angrenzenden Waldflächen als Naturwald geeignet sind. Und davon gibt es einige. In fast unmittelbarer Nähe zur Abteilung 34 steht Sebastian Gräf auf einer naturnahen Ecke. Es gibt einen hohen Anteil an stehendendem und liegendem Totholz, Fischteiche, Bäche, allgemein ist es sehr feucht. „Diese Fläche ist eine sogenannte WARB-Fläche (Waldflächen außer regelmäßigem Betrieb)“, erklärt der Forstamtsleiter. Heißt: Es findet schon seit längerem keine regelmäßige Bewirtschaftung statt. Hier finden sich Eichen, Erlen, Buchen. Und die Forstamtsmitarbeiter haben Herz bewiesen: Allein auf der Fläche entdeckt Gräf drei Habitatbäume in unmittelbarer Nähe. Das sind Bäume mit Höhlen oder großen Vogelhorsten, die bewusst stehengelassen werden. Sie stellen eine wichtige Lebensgrundlage für viele seltene Arten wie z. B. Fledermäuse, den Schwarzspecht oder Raufußkauz dar. Diese Bäume werden von den Forstleuten mit einem „H“ für „Habitatbaum“ gekennzeichnet.

Diese Fläche könnte man also getrost als Naturwald auswählen. Auch die Nähe zur Abteilung 34 spricht für sie. „Wenn wir die Naturwaldfläche durch die Zunahme umlieger Flächen geräumiger machen, dann haben es auch die Tiere einfacher, sich auf dem dazugewonnen Waldstück anzusiedeln“, behält Sebstian Gräf auch die Biodiversität im Blick. Welche Fläche es abschließend wird, entscheidet allerdings das Stadtparlament. Sicher ist allerdings, dass Kelkheim mit der Vergrößerung des Naturwaldes einen beachtlichen Beitrag leisten würde.

Um die biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten, hat die Bundesregierung im Jahr 2007 die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschlossen. Diese empfiehlt den Kommunen unter anderem, 5 Prozent der bestehenen kommunalen Waldflächen zu Naturwald umzuwandeln. Im Falle von Kelkheim und der angestrebten zusätzlichen Fläche würde diese Bestreben noch überboten. Ein positives Zeichen!

Weitere Artikelbilder



X