Ein Denkmal, frisches Wasser und der Geist von Friedrich Stoltze

Dank der AG Kulturlandschaft wurde das technische Denkmal Wasserwerk im Billtal neu entdeckt.

Königstein – „Das Wasser wollt ins Haus ihr führen? Ei, seid ihr denn des Teufels, sagt? Ich kann mir‘s anders nicht erklären, als dass ein böser Geist euch plagt…“, warnte Friedrich Stoltze (1816 – 1891) Mitte des 19. Jahrhunderts die Königsteiner, als die ersten Pläne entstanden, im romantischen Billtal zur Wassergewinnung einen Stollen in den Steinkopf zu graben.

Dieses technische und historisch bedeutsame Denkmal zu besuchen, war das Ziel der AG Kulturlandschaft Königstein-Kronberg e.V., denn den 200. Geburtstag dieses frühdemokratischen Dichters will der Verein erst im November feiern. Nein, es war kein böser Geist, bekundet die Vereinsvorsitzende Gabriele Klempert, als man 1905 mit dem Stollenbau begann und seit 1914 die Königsteiner Bürger aus ihren Leitungen mit feinstem Wasser versorgt werden. Etwa 250.000 Liter werden täglich gefördert und maximal werden nur sieben Prozent Fremdwasser aus Oberursel je nach Bedarf hinzugekauft.

Der Königsteiner Wassermeister, Stefan Ernst, erläuterte am vergangenen Samstag den rund 30 Besuchern die Geheimnisse dieses guten Wassers, und die Gäste bestaunten die aufwendig im Jugendstil gestaltete Anlage, die versteckt und kaum bekannt über 100 Jahre das wildromantische Billtal schmückt. Aber nicht nur das Wasserwerk sorgt für das wertvolle Nass. Am Ölmühlweg sprudelt weiterhin die private Rombachquelle, die von zahlreichen Besuchern benutzt wird, allerdings wegen der fehlenden Parkplätze nicht immer zur Freude der Anwohner. Auch die Harderheckquelle sprudelt noch, doch ihr weiches, eisenhaltiges Bergwasser verschwindet unterirdisch ins Nirgendwo.

Unterhalb des Billtal-Stollens wurde außerdem eine Aufbereitungsanlage eingerichtet, die durch Zugabe von Kalk dafür sorgt, dass das Kohlendioxid nicht die Rohre angreift. Dennoch darf sich Königstein rühmen, aus seinen Leitungen bestes Tafelwasser zu zapfen. Darüber hinaus testet die Firma Fresenius regelmäßig unser Wasser, ob Keime die Freude am frischen Wasser trüben könnten.

Friedrich Stoltze war aber nicht nur ein ständiger Kurgast, der die Wasserkuren des Dr. Georg Pingler im Prießnitzbad zwar fürchtete, aber dennoch pries. Er liebte auch das Billtal, die Sonne, den dichten Wald und den plätschernden Bach. Sein Lieblingsplatz liegt unmittelbar oberhalb des Wasserwerks. Zwei solide Bänke, ein schlichter 1860 datierter Gedenkstein und ein kleines Brücklein erschließen das lauschige Gelände. Noch vor Jahren führte von dieser Stelle ein schmaler Wanderweg rauf zur Billtalhöhe bzw. zum Naturfreundehaus. Doch dieser Weg ist heute durch umgestürzte Bäume und Geröll versperrt, ebenso wie ein weiterer Wanderweg am Osthang des Steinkopfs. Der Weg bis zum Wasserwerk und Stoltzes Plätzi ist also Sackgasse, und auch am Beginn des Weges weist kein Schild auf diesen kulturhistorisch bedeutsamen Platz hin.

Diese Situation wurde denn auch von allen Gästen bedauert, die sich trotz der bedrohlichen Gewitterwolken noch am kleinen Buffet mit Wildschweinwurst, Schmalz und Apfelgetränken des Obst- und Gartenbauvereins Kronberg erfreuten.



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