Königstein – Der harmonischen Einheit von Pferd und Reiter widmete sich Klaus Köster, der am 3. Mai seinen 70. Geburtstag feierte, sein ganzes Berufsleben lang mit Leidenschaft. Bei all den hippologischen Tätigkeiten, denen der Königsteiner im Laufe seines Lebens nachging, sah er es stets als seine Aufgabe, die Verständigung zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Schon früh wurde die Liebe zum Pferd durch Reitunterricht zusammen mit Mutter und Geschwistern auf dem nahe Königstein gelegenen Rettershof geweckt. Später durfte der jugendliche Klaus Köster bei einem der wenigen Reitmeister Deutschlands, bei Theo Hansen in Bad Soden, Reitunterricht nehmen.
In diese Jahre fielen zahlreiche Turniererfolge in Dressur, Springen und Vielseitigkeit bis zur Klasse M auf eigenen wie auch auf fremden Pferden. Reitmeister Theo Hansen war es auch, der Klaus Köster schon früh die Unterrichtserteilung näherbrachte. Seine Eltern allerdings hielten wenig von einer angestrebten beruflichen Laufbahn im Pferdesport, der Junior sollte lieber „etwas Ordentliches“ lernen und sich der Reiterei nur als Hobby widmen.
Als braver Sohn machte Klaus Köster eine Fotografenlehre, eröffnete ein florierendes Fotostudio in Frankfurt mit bis zu zehn Angestellten, nur um festzustellen, dass ihn die Pferde doch nicht losließen. Er sei eben ein „Vollblutpferdemensch“, war seine Erkenntnis zu diesem Zeitpunkt und das sollte bis heute so bleiben. Also gab er das Fotostudio mit Anfang 30 wieder auf, absolvierte die Reitlehrerprüfung in Warendorf und führte die schon früher begonnene Schulung zum Parcourschef fort. Vom ersten Aushilfsunterricht in Bad Homburg bis zum eigenen Reitbetrieb im bayerischen Eschau, vom Unterricht am Nordseestrand in Langeoog über die Unterrichtung von Reitern in Luxemburg, lehrte Klaus Köster in allen Sparten der Reiterei. Kinder lernten bei ihm die Grundbegriffe der Reitkunst, voltigierten, machten Abzeichen und verbrachten Ferien. Erwachsene Wiedereinsteiger verloren ihre Vorbehalte, Turnierreiter ritten unter seiner Anleitung erfolgreich bis zu den Klassen M und S in Dressur, Springen und Vielseitigkeit. „Es hat mir immer Freude bereitet, Reiter zu fördern“, beschreibt er seine Leidenschaft, der er auch heute noch frönt. Doch damit nicht genug. Von Anfang an hatte Klaus Köster seine Ausbildung als Parcourschef betrieben, so dass er schon als 34-Jähriger, damals als Jüngster, in Warendorf die Prüfung zum Parcourschef für 4-Sterne-S-Springen bestand. Später wurde er sogar zum Gutachter für Parcoursbau berufen.
Zudem ist Klaus Köster seit 1987 als Turnierrichter kreuz und quer durch Deutschland unterwegs, im Springen ebenfalls bis zur Klasse S. Die freien Wochenenden mögen im Laufe seines Lebens rar gewesen sein, denn der Richtertätigkeit widmete er sich auch in jüngeren Jahren schon häufig, heute noch vermehrt. Man fragt sich, wie es ihm noch gelang, fünfzehn Jahre lang an der Organisation des Frankfurter Festhallenturniers mitzuwirken sowie viermal bei der Turnierleitung der „Düsseldorf Masters“ aktiv zu sein. Ebenso war Klaus Köster für die überaus erfolgreiche Wiedereinführung der Turniere in Kleinheubach und Nördlingen verantwortlich.
Die Tätigkeit als Parcourschef hat er inzwischen aufgegeben, aber Richter zu sein findet er „noch spannend wie eh und je“. „Besonders an Orten, wo man die Reiter und Richterkollegen noch nicht kennt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es dann interessante Ergebnisse gibt, die auch mal denen der eingesessenen Richter widersprechen.“ Er gibt im Gegensatz zu vielen Richterkollegen gern hohe Noten und belohnt gute Leistungen auch mal mit Neunen.
Vor unkonventionellen Lösungen scheut er nicht zurück: „Als es einmal in einer M-Dressur nicht ganz klar war, ob sie nun auf Trense oder Kandare geritten werden sollte, habe ich die Reiter zusammengerufen und gefragt, ob sie einverstanden seien, dass jeder mit der Zäumung reitet, die er haben möchte. Alle waren einverstanden und zufrieden. Gewonnen hat übrigens ein Reiter mit Trense. Ähnlich habe ich es einmal in Nördlingen gemacht, als keine Starterliste vorhanden war. Richter und Reiter einigten sich, dass jeder starten konnte, wann er wollte. Das hat wunderbar funktioniert.“ Gerne richtet er Reiterwettbewerbe und Führzügelklassen: „Ich versuche, Eltern und Kinder aus dem Siegerdenken herauszubekommen und die Freude am Pferd in den Vordergrund zu stellen.“ Die Freude am Pferd demonstriert er als Mitglied der Richtercrew eines Turniers zwischen den üblicherweise in dunkle Anzüge gewandeten Juroren oft durch ein besonders farbenfrohes Outfit.
Ein Highlight seiner Ausbildertätigkeit und eine ganz spezielle Erfahrung war für Klaus Köster ein halbjähriger Aufenthalt in Uruguay in den Jahren 2011 und 2012. „Uruguay ist bis heute ein absolutes Pferdeland. Die Reiterei dort ist stark militärisch geprägt. Ich wurde von der dortigen Föderation eingeladen, ein Konzept nach deutschem Vorbild zur Verbesserung der reiterlichen Ausbildungsgänge in Uruguay zu erarbeiten, Spitzenreiter zu trainieren und Nachwuchsreiter zu fördern. In Uruguay habe ich eingeführt, dass der Trainer während der Prüfung mit auf den Springplatz darf. Ein gutes Mittel zum Stressabbau!“, erinnert er sich.
Heute lebt Klaus wieder in seiner Geburtsstadt Königstein im Taunus. Der 70. Geburtstag ist für den Jubilar kein Grund, plötzlich kürzer zu treten, sei es beim Reitunterricht oder als Turnierrichter. Gesundheit, ein fröhliches Gemüt und gute Gene – seine Mutter wurde 100 Jahre alt – bieten die besten Voraussetzungen.