Königstein (el) – Wir alle kennen das: Wenn ein Clown einen Raum betritt, dann sieht die Welt wieder ein Stück weit bunter und fröhlicher aus. So beobachtet im Haus Raphael. Als Clown Lisa (Sabine Brunk) mit ihrer gemusterten Kittelschürze und der lustigen, weißen Kappe auf dem Kopf Rosenblüten auf dem Boden verstreut, erntet sie aufmerksame, teils ungläubige Blicke. Dann holen sie und Kollegin „Rosa“, die ebenfalls eine rote Clownsnase als Erkennungszeichen trägt, auch noch einzelne Rosen in prachtvollen Farben aus ihrem mitgebrachten Eimer hervor, um diese an ihr Publikum zu verschenken. Letzteres besteht aus den Bewohnern des Hauses Raphael. Einige von ihnen sitzen im Rollstuhl, andere wiederum haben es mit körperlichen und geistigen Einschränkungen zu tun, die das Alter mit sich bringt. Trotzdem merkt man ihnen die Freude über diesen besonderen Besuch an, der sie eine Zeitlang aus ihrem Alltag, sogar in ihre Vergangenheit, entfliehen lässt. Während einigen ein amüsiertes Lächeln über das Gesicht huscht, verfolgen andere wiederum schweigend, aber doch aufmerksam die Vorstellung.
Dass sich die drei Clowns einmal im Monat hier ein Stelldichein geben, das diesmal unter dem Motto „Rosen und Tanz“ steht, ist zum einen der Leitung des Hauses zu verdanken und zum anderen – und das zu einem großen Teil – der Stiftung Wermelskirchen Königstein, vertreten durch Hermann Groß. Die Stiftung wurde im Dezember 2000 von Christoph Wermelskirchen gegründet, um Bildung, Jugendarbeit und soziales Engagement im christlichen Sinne zu fördern. Neben den Auftritten der Clowns im Haus Raphael (seit 2012) hat die Stiftung unter anderem bereits Fahrzeuge von Hospizgemeinschaften, das Schulprojekt „Hospiz in der Schule, sowie Einrichtungs-Gegenstände von Kindergärten gefördert.
Auch der Geldbetrag in Höhe von 2.000 Euro, der an diesem Tag an den Interimsleiter der Einrichtung, Thomas Wieler, überreicht wird, ist mehr als ein schönes Zubrot und ermögliche, so Wieler, den Menschen „Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten.“ Und da das soziale Engagement hoch oben auf der Liste der Stiftung rangiert, hegt Wieler die Hoffung, dass in Zukunft vielleicht die Möglichkeit besteht, dass die Stiftung Deutschkurse für Pflegefachkräfte mit Migrationshintergrund übernimmt. Die Gewinnung von Pflegefachkräften stelle eine Herausforderung dar, räumt der kommissarische Einrichtungsleiter ein.
Währenddessen greift das Harlekin-Trio den roten Faden auf, der sich durch das gesamte Programm zieht: Die Sinne sollen angeregt und so der alte Mensch erreicht werden. Plötzlich sind sie wieder da – die Erinnerungen an längst vergessen geglaubte Textzeilen wie „Für Euch soll‘s rote Rosen regnen“. Der eine oder andere stimmt spontan – zunächst mit noch zaghafter, brüchiger Stimme – beim Singen ein, sehr zur Überraschung seines Nachbarns. Einige Damen in der Runde lassen sich sogar auf ein kleines Tänzchen mit Clown Raba ein und werden dabei nach und nach wieder zu jungen Frauen. Dann erklingt das Abschiedslied „Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein“ und alle singen wieder mit. Zum Teil schwingt ein bisschen Wehmut darüber mit, dass der kurzweilige Besuch nun ein Ende hat. Für die drei Clowns, die allesamt als professionelle Klinikclowns ausgebildet wurden und eine echte Clownschule besucht haben, ist der Aufenthalt im Haus Raphael noch nicht zu Ende. Auf die Vorstellung für die Gruppe folgen nun die Besuche auf den Zimmern, um jene Bewohner zu erreichen, die nicht mehr mobil sind. „Manchmal verfolgen sie das Geschehen nur mit den Augen, aber das ist auch ein Zeichen dafür, dass sie uns wahrnehmen“, weiß Barbara Ullrich alias „Rosa“ zu berichten, die im wirklichen Leben Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin ist. „Wir übernehmen die Funktion eines Enkelkindes“, ergänzt Ullrich. Auf diese Weise finde man Zugang zu den oftmals vereinsamten, alten Menschen. Arno Schmidt, Musiker und Schriftsteller, der als Clown Raba das Damen-Duo, das sich während der Klinik-Clown-Ausbildung kennengelernt hat, unterstützt, ergänzt das ganze um einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt: „Wir bereichern uns dabei selbst.“