Im Nachgang zur Buchvorstellung von Nele Neuhaus im Haus der Begegnung hat Redakteurin Elena Schemuth mit der Autorin und mit dem Königsteiner Buchhändler Thomas Schwenk gesprochen, unter anderem über Entwicklungen in der Branche.
KöWo:
Was sind die Vorteile des Bücherkaufs im Fachgeschäft gegenüber dem Versandhandel?
Nele Neuhaus: Ganz eindeutig die persönliche Beratung durch den Buchhändler! Immer wieder stoße ich durch seine Empfehlungen auf Bücher, auf die ich sonst sicherlich nicht gekommen wäre. Außerdem liebe ich die Atmosphäre in Buchhandlungen und könnte stundenlang dort zubringen, suchen, schauen, blättern … Niemals verlasse ich eine Buchhandlung ohne mindestens ein, meistens aber drei oder vier Bücher!
Thomas Schwenk: Kunden honorieren auch unser kulturelles und soziales Engagement vor Ort, wie z.B. die Durchführung und Unterstützung von Veranstaltungen, die Förderung junger Autoren, wir bieten Praktikums-,
Ausbildung- und Arbeitsplätze die fair entlohnt werden und zahlen ordentlich unsere Steuern.
KöWo:
Inwieweit hat man als Autorin Einfluss auf die Vertriebswege?
Nele Neuhaus: Überhaupt nicht. Das ist Sache der Verlage.
KöWo: Ist Nachhaltigkeit ein Thema für Sie persönlich und in der Branche? Wie ist dies zu vereinbaren mit der Tatsache, dass Amazon & Co. immer größere Stücke des Kuchens erhalten?
Nele Neuhaus: Das Gebaren speziell von Amazon ist für uns Autoren besorgniserregend. Das Unternehmen nutzt seine Marktmacht, um mit den Buchverlagen neue Konditionen im Bezug auf E-Books auszuhandeln, die ganz klar zum Nachteil von Verlagen und Autoren sind und eine existenzielle Bedrohung – gerade für kleinere Verlage und weniger erfolgreiche Autoren – darstellen. Ignorieren kann man den Online-Buchhandel längst nicht mehr, deshalb muss man neue Wege gehen und das Vorbild Amazon nutzen.
KöWo: Wie kann man dieser Entwicklung entgegensteuern und gleichzeitig den lokalen Fachhandel unterstützen?
Nele Neuhaus: Ich denke, der stationäre Buchhandel tut gut daran, selbst Onlineshops anzubieten, die dann auf lange Sicht einem Branchenriesen wie Amazon Konkurrenz machen können.
Die meisten Menschen kaufen aus Bequemlichkeit im Internet ein, aber es gibt auch viele Leute, die abgelegen wohnen oder gehbehindert sind und den Service der Über-Nacht-Lieferung brauchen. Das Argument, der Buchhändler um die Ecke kann auch jedes Buch von einem Tag auf den anderen besorgen, nutzt ihnen nichts, denn sie können eben nicht zwei Mal in eine Buchhandlung gehen. Hier liegt die Chance für den stationären Buchhandel, eben auch diesen Versandservice anzubieten und damit ein Stück des Kuchens zurückzuerobern.
Thomas Schwenk: Die Umsatzentwicklung der letzten sechs Monate zeigt deutlich sinkende Umsätze bei den Onlinehändlern und steigende im stationären Buchhandel. Wir haben auf die Herausforderungen durch Amazon & Co erfolgreich reagiert und dies wird von den Kunden auch honoriert.
Unser Onlineshop wird rege frequentiert und Lieferservice bieten wir schon lange. Man findet bei uns beispielsweise zahlreiche Bücher und Geschenkartikel mit regionalem Bezug die sie woanders vergeblich suchen.
KöWo: Aus Nele Neuhaus wird Nele Löwenberg. Nur des Buches wegen, um hier eine gedankliche Trennung zum Ermittlerduo aus den Krimibüchern zu ermöglichen oder hat das auch andere Gründe?
Nele Neuhaus: Das offene Pseudonym ist als klare Abgrenzung zwischen den verschiedenen Genres gedacht. Ich will mich nicht verstecken und habe deshalb auch im Sinne meines Verlages und des Buchhandels zugestimmt, dass mein bekannterer Name „Nele Neuhaus“ auf das Buch gedruckt wird. Meine Taunuskrimis (der 7. Fall erscheint am 10. Oktober mit dem Titel „Die Lebenden und die Toten“) erscheinen weiterhin unter meinem Namen Nele Neuhaus.
KöWo: Wie bereiten Sie sich auf eine Lesung vor?
Nele Neuhaus: Ich suche mir interessante Abschnitte aus dem Buch, aus dem ich lese, heraus, kürze sie ein, damit sie kurzweilig sind. Früher habe ich Zusammenhänge herstellen wollen, aber heute wähle ich die Stellen nach Gesichtspunkten der Spannung, außerdem möchte ich meinen Zuhörern die einzelnen Charaktere vorstellen. Da ich mittlerweile schon viele Lesungen gemacht habe und recht gut beurteilen kann, wie viel Zeit ich für eine Lesestelle brauche, mache ich heutzutage vor einer Lesung keine Probe mit Stoppuhr mehr, wie ich das früher getan habe.
KöWo: Haben Sie Mitspracherecht am Marketing für das neue Buch? Welche Ideen stammen von Ihnen?
Nele Neuhaus: Ich habe Mitspracherecht, aber das nutze ich nur selten, denn mein Verlag hat eine tolle und einfallsreiche Marketingabteilung, die immer wieder neue Ideen hat: ein aufblasbares Riesenbuch auf der Buchmesse bei Böser Wolf“, in diesem Jahr wird ein Linienbus ganz im Design meines neuen Buches zur Buchmessenzeit durch Frankfurt fahren. Es hat schon Radiospots gegeben und in der Presse werden Anzeigen geschaltet. Und natürlich gibt es für den Buchhandel Plakate, Aufsteller usw.
KöWo:
Wie wird es bislang von Ihrer Leserschaft angenommen und welche Projekte haben Sie in nächster Zeit geplant?
Nele Neuhaus: Mein neues Buch „Sommer der Wahrheit“ wird bis jetzt ausgesprochen positiv angenommen! Es gab schon viele tolle Rezensionen und ich bekomme über meine Facebook-Fanseite (www.facebook.com/neleneuhausbuecher) ganz viele begeisterte Rückmeldungen!
Das Buch ist auf Platz 7 in die Bestsellerliste eingestiegen und wird nächste Woche sogar auf Platz 3 klettern. Das macht mich sehr glücklich und ich freue mich, dass meinen Leserinnen und Lesern mein Schreibstil und die ganze Geschichte gefallen.
Momentan arbeite ich am 4. Band der Jugendbuchreihe „Elena – Ein Leben für Pferde“ und wenn ich damit fertig bin, werde ich das Manuskript des neuen Krimis, das gerade von meiner Lektorin redigiert wird, noch einmal überarbeiten. Danach ist mal ein paar Wochen Pause angesagt, bis es im Oktober wieder auf Lese- und Promotionreise mit dem neuen Krimi geht.
KöWo: Was verbinden Sie mit Königstein?
Nele Neuhaus: In Königstein bin ich von 1978 bis 1984 zur Schule gegangen und habe dort sehr viele Freunde und Bekannte. Zur Familie Schwenk und der Millennium-Buchhandlung habe ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Frau Pfenninger und ich kennen uns schon seit unserer Schulzeit. Sie war es auch, die ein Exemplar meines selbstverlegten Buchs
„Mordsfreunde“ der Vertreterin des Ullstein-Verlages mitgegeben hat und damit den entscheidenden Anstoß für meinen Erfolg gegeben hat.
Außerdem habe ich bei einer Veranstaltung der Millennium-Buchhandlung an einem verkaufsoffenen Sonntag in Königstein meinen wunderbaren Lebensgefährten Matthias Knöß kennengelernt. Eine schönere Verbindung zu einem Ort kann man wohl kaum haben!