Stiftung Wermelskirchen-Spende sichert Auftritte der Clown-Doktoren

Stiftungs-Vorstand Hermann Groß (mit Sonnenblumen) und Einrichtungsleiter Detlef Oberhell beobachten amüsiert die Nachbildung der Bremer Stadtmusikanten
Fotos: S. Puck

Königstein (pu) – Seit mittlerweile sechs Jahren erhalten die Gäste des durch den Orden der „Barmherzigen Brüder“
betriebenen Alten- und Pflegeheims St. Raphael einmal pro Monat liebgewonnenen Besuch des Clown-Doktorentrios Lisa (alias Sabine Brunk), Rosa O La La (Barbara Ullrich) und Raba Arno Schmidt). Dieser Tage mischte sich während eines solchen humorig-unterhaltsamen Gastspiels auch der Vorstand der Stiftung Wermelskirchen Königstein, Hermann Groß, unter die Anwesenden, um sich zum wiederholten Mal persönlich einen Eindruck dieses Angebots zu machen, das in einem Maßnahmenpaket inbegriffen ist, für das die Stiftung seit längerem jährlich einen „namhaften Betrag“, wie Groß es ausdrückte, zur Verfügung stellt. „Wir unterstützen unter anderem außerdem die Deutsch-Sprachkurse für ausländische Pflegekräfte“, nennt er ein weiteres Beispiel.

Im Raum nebenan haben die Clown-Doktoren derweil schon mit ihrem Programm begonnen. „Hallo, ich habe ihnen ein Blümchen zum anschauen, riechen und streicheln mitgebracht“, begrüßt der männliche Trio-Part eine der Hausbewohnerinnen. Die Angesprochene schaut ihn kurz ein wenig verständnislos an, kommt dann jedoch der Aufforderung nach und betrachtet das Pflänzchen aus allen möglichen Blickwinkeln. Eine andere Dame hat eine das letzte Mal vergessene rote Clownsnase aufbewahrt und ist sichtlich glücklich darüber als ihr Fund nun wieder zum rechtmäßigen Besitzer wechselt.

„Die Clowns sind eine willkommene Abwechslung, ich freue mich immer auf sie, es ist so ein bisschen wie der Besuch von Freunden“, gewährt sie mit einem seligen Lächeln einen kleinen Einblick in ihre Gefühlslage. Im nächsten Moment fesselt eine neue Szene ihre Aufmerksamkeit, denn inmitten der Zuschauer suchen eine Katze, ein Hund und ein Esel lautstark einen vierten Teilnehmer. „Wir wollen Musik machen, einer fehlt noch. Wer?“ fragen sie in die Runde. Sekundenlang herrscht Schweigen, dann ertönt ein zaghaftes Stimmchen: „Der Hahn fehlt, es handelt sich doch um die Bremer Stadtmusikanten!“ In der Tat waren Hahn und das bekannte Volksmärchen der Gebrüder Grimm die gesuchten Begriffe und der eindrucksvolle Beweis erbracht, dass Demenzkranke durch Musik oder die Vorlage von Gegenständen durchaus Vertrautes und vermeintlich Vergessenes wiedererkennen.

Etablierte Facette

„Die Clown-Doktoren sind bei uns ebenso eine etablierte Facette wie Musik, beides sind wichtige Mittel, gerade durch Musik lässt sich auch Dementen vieles vermitteln“, freut sich Einrichtungsleiter Detlev Oberhel
l über den permanenten finanziellen Rückhalt durch die Wermelskirchen Stiftung.

Initiiert wurde dieses Projekt 2012 durch Barbara Ullrich (Rosa O La La), die im Gespräch mit der Königsteiner Woche aus dem Nähkästchen plaudert: „Frater Eberhard, der damalige Leiter ließ sich von meiner Idee ebenso überzeugen wie unser Lions Club.“ Die Folgejahre bis heute habe die Stiftung Wermelskirchen die finanzielle Unterstützung dieser wichtigen Arbeit übernommen. Zunächst traten die ausgebildeten Klinikclowns im Duo auf, vor drei Jahren wurde daraus ein Trio. Nach den Worten Ullrichs sind durch die kontinuierliche Arbeit Bindungen entstanden. „Die Bewohner freuen sich auf unseren Besuch.“

In den Gemeinschaftsräumen und auf den Gängen werden die Bewohner und die Mitarbeiter mithilfe Gesang, Improvisationskunst, Tanz und Märchen in eine andere, verzauberte Welt entführt. Nach den Worten Oberhells nehmen je nach Tagesform jedes Mal zwischen 10 und 15 Senioren an der Veranstaltung teil. Das Trio zieht jedoch auch durch die Zimmer und unterhält die schwer an Demenz erkrankten Bewohner sowie die Bettlägerigen.

„Wo Verwirrung und Einsamkeit am größten sind, sind die Clowns durch ihr Einfühlungsvermögen und Fröhlichkeit unterstützend. Wir versuchen individuell auf die Zuhörer einzugehen und jeden auf seiner Ebene abzuholen. Die Seifenblasentherapie, Klangtherapie, haptische Angebote lösen bei den Bewohnern Erinnerungen aus. Müde, abwesende Augen beginnen wieder zu leuchten. Zuversicht und Selbstvertrauen sollen sich verbreiten“, unterstreicht Barbara Ullrich.

Die am 12. Dezember 2000 von Christoph Wermelskirchen gegründete gleichnamige Stiftung fördert christliche Verkündigung, Jugendarbeit, Bildung und soziales Engagement. Seit dem überraschenden Tod des Gründers im Juli 2005 übernimmt ein Vorstand die Entscheidung über die Verteilung der Gelder. Neben den Auftritten der Clowns im Haus Raphael hat die Stiftung unter anderem bereits Fahrzeuge von Hospizgemeinschaften, das Schulprojekt „Hospiz in der Schule“ sowie Einrichtungs-Gegenstände von Kindergärten gefördert.

Weitere Artikelbilder



X