Die Königsteiner Ellengard Jung und Edmund Brütting, vielen bekannt durch ihr Engagement im Verein für Denkmalpflege, haben für uns ihre Wintererlebnisse aus der Kindheit nach dem 2. Weltkrieg festgehalten.
Die Rodelbahn in der Innenstadt
Unsere längste Rodelbahn in der Altstadt fing am evangelischen Pfarrhaus am Burgberg an, über die Hintere Schlossgasse, überquerte die hintere Hauptstraße und führte über die gesamte Gerichtstrasße bis zum Entenweiher.
Um eine ungebremste Rodelpartie zu gewährleisten, mussten die wieder aufsteigenden Rodler sich gleichzeitig als „Streckenposten“ an den Kreuzungspunkten betätigen, und garantierten mit ihrem Ruf „Bahn frei“ eine sichere Talfahrt.
Eine große Widrigkeit war die Stelle in der unteren Gerichtstraße nach dem Untertor, denn hier hatte der im Volksmund genannte „Sächmehlbäcker“ seine Backstube an der ehemaligen Obermühle und eine Verkaufsbude an der Gerichtstraße. Damit seine Kunden gefahrlos einkaufen konnten, streute er täglich Sägmehl auf die glatte Straße, sehr zu unserem Verdruss.
Daraufhin wurde er von uns mit den Rufen „Sächmehlbäcker, Sächmehlbäcker ging spazieren und sucht sich eine Sächmehlfrau!“ gefoppt. Beliebt war diese Abfahrt besonders bei Dunkelheit mit zwei oder drei Schlitten im Verbund, die vom Vordermann mit Schlittschuhen gelenkt wurden und damit eine rasante Abfahrt garantierten.
Unsere Großeltern aber kannten noch die alte Rodelbahn auf dem Romberg, mit ihrer langen Streckenführung von der Billtalhöhe bis zum Ölmühlweg. Dazu gab es eine Rodelbahn-Verordnung, die streng eingehalten werden musste.
Auch die Limburger Straße, 1807 erst fertiggestellt, war noch Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Die wenigen Pferdekutschen wurden gekonnt mit großen Schlitten umfahren und am späten Abend zog man mit nassen Kleidern nach Hause, Skihosen kannte man noch nicht. Auch die Rodelpartien in der Dunkelheit waren angesagt, teilweise mit Abfahrten ab der Billtalhöhe.
Der Schlittschuhlauf
Unsere favorisierten Eislaufplätze waren der Entenweiher in der Herzog-Adolph-Anlage und der ehemalige Eisweiher im Woogtal, der heutige große Teich. Das Schlittschuhlaufen war bei uns Kindern sehr beliebt, aber auch mit Ärger verbunden. Schon nach einigen Stunden Schlittschuhlaufs ramponierten die Krallen, die so genannten Absatzreißer, unser einziges Paar Winterschuhe, zum großen Leidwesen der Eltern.
Der zugefrorene Entenweiher war unser Favorit, da er zentral gelegen war und der dahinterliegende Tennisplatz nicht immer vereist wurde. Beliebt war bei Tauwetter auch das Schollenspringen mit Hilfe eines Stabs, was öfters in eine recht nasse Partie ausartete.
Als etwas abgelegen galt der geschichtsträchtige Eisweiher im Woogtal, der im Winter durch einen Woogbachabzweig geflutet und damit zu einer einbruchsicheren Eislauffläche wurde. Generationen erlernten hier das Schlittschuhlaufen und selbst bei den Erwachsenen erfreute sich diese Sportart großer Beliebtheit. Natürlich ging es nicht immer ohne blaue Flecken ab. Hier wurden in früheren Zeiten Eisstangen gewonnen, die die zahlreichen Gaststätten und Metzgereien zur Kühlung benötigten.
Hatte man gute Beziehungen, durfte man auf dem Weiher der Villa Kohnspeyer (Frankfurter Straße) im Park laufen. Auch der hinter der ehemaligen Villa Raetia von Dr. A.Sondheimer in der Limburger Straße gelegene Teich hatte in der Mitte eine Insel, um die man stundenlang seine Kreise drehte. Dabei geriet so manche Schularbeit in Vergessenheit.
Skilaufen
Als Ski-Anfänger wagten wir uns zuerst auf die leicht abschüssigen Hänge im Woogtal. Stolz waren wir auf unsere Ski, die vom Wagnermeister Hintermeier in der Karlstraße gefertigt wurden oder auch anfänglich provisorisch vom Schreiner zugeschnitten, unter Dampf gebogen und vom Sattlermeister Kleber im Burgweg ihre Lederbindung erhielten.
Diese Ski mussten über Nacht, aber auch im Sommer, immer gespannt werden, damit sie ihre Form behielten. Besonders schwierig war das Wachsen meist mit Kerzenresten vom Weihnachtsbaum, das mit einem alten Bügeleisen aufgetragen wurde. Zur Not halfen wir uns auch mit Mutters Bohnerwachs aus, das zwar den Schnee rot färbte, aber dessen Gleitfähigkeit leider nur von kurzer Dauer war. Kam es einmal zu einem Skibruch, meist die Spitze, musste der Klempner einen Blechmantel zuschneiden und beide Teile damit wieder verbinden.
Nach Verbesserungen unseres Laufstils ging es für uns Kinder dann für längere Skistrecken ins belebte Reichenbachtal und später auf den Fuchstanz und Kleinen- und Großen -Feldberg. Die jeweiligen Abfahrten vom Feldberg bis Königstein verlangten schon einiges „Können“ von uns Jugendlichen.
Für Taunus-Skitouristen gab es einen Skiverleih im ehemaligen Café Oettl in der Limburger Straße – Ecke Altkönigstraße.
Der große Schneemann auf dem Parkplatz Stadtmitte
1946, während der Besatzungszeit, wurde der Stadt-Parkplatz von den amerikanischen Soldaten für deren Fuhrpark genutzt, mit Stacheldraht abgesichert und streng bewacht. An der heutigen Ausfahrt Hauptstraße – Höhe Parkhotel Bender stand das dazugehörige, bemannte Wachhäuschen, das während der Winterzeit mit einem Kanonenöfchen beheizt wurde. Daneben hatten die Soldaten einen sehr großen Schneemann errichtet, den wir auf dem Nachhauseweg von der Volksschule täglich bewunderten.
Doch eines Tages erlebten wir, wie das Holzhäuschen in Flammen aufging und der beherzte Wachsoldat stürzte kurz entschlossen den „Oberkörper“ unseres geliebten Schneemanns in die Flammen und löschte mit ihm die Feuersbrunst. Erschrocken und enttäuscht schlichen wir traurig nach Hause.