Mammolshain (el) – Männer wie Pfarrer Bernhard Bendel waren in der ersten Stunde die „Brückenbauer“. Sie konnten die Menschen begeistern für die Idee, die nun schon seit 1964 von den Mitgliedern der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und der Kolpingfamilie in Form einer Partnerschaft zum tansanischen Rauya umgesetzt wird. Die Hilfen sind konkret und greifbar – jeder Cent kommt an – so steht es in der kleinen Broschüre geschrieben, die die Kolpingfamilie im Jubiläumsjahr 2014 aufgelegt hat.
Einen guten Überblick über die ganze Bandbreite und vor allem die Tiefe, die diese Partnerschaft ausmacht, gibt vom 4. Mai bis 22. Juni eine Sonderausstellung in der „Dorfstube Mammolshain“, die dem Partnerschaftsjubiläum gewidmet ist. Am 28. und 29. Juni steht den Mammolshainern ein großes Festwochenende ins Haus mit Festgottesdienst, tansanischer Musik und einem Festakt.
Seit vielen Jahrzehnten ist der Name Erhard Heil Synonym als Motor dieser herzlichen und fruchtbaren Partnerschaft, an dessen Anfang die Gründung des Ordens der Heilig-Geist-Schwestern in Mammolshain steht. Auch heute noch ist die Zentrale des Ordens, der durch den Papst anerkannt ist, im Königsteiner Ortsteil angesiedelt. Die ersten Fühler wurden in Richtung Rauya in Tansania ausgestreckt, nachdem 1964 zwei Schwestern zum Missionseinsatz hierher entsandt wurden.
Hier errichtete man eine Arbeitsstation; die katholische Kirchengemeinde Mammolshain und die Kolpingfamilie unterstützten die Arbeit vor Ort, die bis zum heutigen Tage Früchte trägt. Heute arbeiten 460 tansanische Heilig-Geist-Schwestern, die überwiegend in sozialen Projekten oder aber im Bereich der Schwesternausbildung tätig sind, weit über die Diözese Moshi hinaus. Der Einsatz der Schwestern ist vielschichtig, so dass es auf dem gesamten Kontinent Schwesternhäuser gibt. Dazu gibt es Verbindungen zu weiteren Orden der Heilig-Geist-Schwestern in aller Welt – nach Indien, Amerika und zu den Philippinen.
Auch die Partnerschaft selbst ist geprägt von einer Vielzahl an Projekten. Viele von ihnen wurden direkt in Mammolshain von den Mammolshainern angestoßen. So sammelte man bis 1988 vier Mal im Jahr Altpapier. Auch weitere Aktivitäten wie Pfarrfeste, Weihnachtsbasare oder aber Sternsingeraktionen dienten der Bekanntmachung des Projektes und der Sammlung von Geldern, damit für die Menschen vor Ort aus der Worthülse „Hilfe zur Selbsthilfe“ ein konkreter, zukunftsbildender Begriff wurde.
So konnten nach und nach Themen angegangen und Projekte angestoßen werden, die die Bevölkerung vor Ort weiter bringt. Ob „sauberes Trinkwasser“ dank einer UV-Entkeimungsanlage oder die Errichtung der Kilari Farm, die den Lebensunterhalt der Schwestern sichert, oder aber der Bau des Charlotte-Health-Centres – all diese Projekte legen Zeugnis über den Fortbestand der Partnerschaft ab, die auch im Bewusstsein der nachkommenden Mammolshainer Generationen verankert werden sollen.
Überhaupt soll die Zukunft so lebendig sein, wie die bisherigen fünf Jahrzehnte. „Es ist wichtig, die Zukunft zu gestalten“, sagt Johannes Schießer als Mitglied der Eine-Welt-Gruppe, die auch im Dezember eine Jubiläumsreise nach Tansania organisiert hat. Der Gruppe gehören neben dem Kolping-Vorsitzenden Wolfgang Buckel auch Dieter Albeck (ebenfalls Kolping), Erhard Heil (Ehrenvorsitzender Kolpingfamilie) sowie Angelika Bernhard (Pfarrgemeinderatsvorsitzende St. Michael) an.
„Wir wollen auch vermitteln, dass unser Mammolshain Großes geleistet hat und auch weiterhin die Basis für diese Partnerschaft ist“, so Schießer, der ebenso wie die weiteren treibenden Kräfte dieser Verbindung in Zukunft weiterhin auf Projekte mit Nachhaltigkeit setzen möchte. Hier kommen auch die Elemente Klima und Wasser ins Spiel und der schonende Umgang mit den Ressourcen, der vermittelt werden will, getreu dem Prinzip „nicht einfach abholzen“.
Es sollen also neue Brücken gebaut werden und hier müssen auch Symbole her, um dies zu verdeutlichen. So entwarf man zum Jubiläum ein Logo, das diese Idee zugrunde hat und jetzt auch von einem Künstler mit dem Werkstoff Kastanienholz als Gastgeschenk umgesetzt wird. Insofern sind die zwei Hände, die da ineinander greifen eine schöne Geste, die die Assoziation „von der Mutter zu den Wurzeln“ zulässt. Auch wolle man kleine Messingtafeln anfertigen, die in Rauya und Umgebung aufzeigen sollen, wo genau die Gelder für die Aufbauhilfe hingeflossen seien, so Schießer.