Das „Alte Rathaus“ in Falkenstein wird zeitnah und mit Herz saniert

Das Alte Rathaus in Falkenstein muss grundsaniert werden. Foto: Scholl

Falkenstein
(gs) – Wer die Straße „Alt Falkenstein“ in Königsteins höchstgelegenem Ortsteil „bergauf“ fährt, dem bleibt das bauliche Kleinod auf der linken Seite nicht verborgen – das pittoreske kleine Fachwerkhaus mit der großen Uhr am Giebel, dem Glockentürmchen, den hübschen Sprossenfenstern und natürlich dem „Do Lääs“ über dem Ankündigungskasten der Gemeinde.

Oft bleiben Wanderer und Spaziergänger vor dem Alten Rathaus des Ortsteiles stehen und bewundern die schöne Fassade – dass das Haus streng genommen einsturzgefährdet ist, ist an der äußeren Fassade nicht unbedingt erkennbar. Schaut man jedoch die Rückseite des Hauses an, so findet sich dort ein grünes Sicherungsnetz nebst Stützverstrebungen, die zur Sicherung des bereits herausbröckelnden Mauerwerks angebracht wurden.

Blick in die Geschichte

Das Alte Rathaus im Zentrum von Falkenstein (Bergweg 2) wurde um das Jahr 1650 herum errichtet. Über das gemauerte Sockelgeschoss, das im Wesentlichen die Hanglage des Hauses ausgleicht, wurde ein Fachwerkgebäude mit Satteldach gesetzt. Gekrönt wird das Haus von einem Glockenturm. Das Fachwerk wurde für jedes Geschoss separat gestaltet, die Eckpfosten des Obergeschosses wurden durch sogenannte „Wilde Männer“ verstärkt. Besonders attraktiv wird die Fassade durch die in der Mitte des Giebels angebrachte runde Uhr – alles in allem ein einladendes, kleines Haus, das den Falkensteinern in früheren Zeiten sowohl als Rathaus als auch als Schule diente und zudem unter Denkmalschutz steht.

In den vergangenen Jahren wurden die Räumlichkeiten von der Stadt, die auch Eigentümer des Gebäudes ist, genutzt. In den unteren zwei Räumen hatte zum einen das Ortsgericht sein Büro, während der zweite Raum dem Schiedsmann zur Verfügung stand. Da beide Institutionen wechselseitig ihre Sprechzeiten anboten, diente der jeweils leerstehende Raum als „Wartezimmer“ für die Bürgerinnen und Bürger. In den oberen Geschossen hatten für viele Jahre Teile des Königsteiner Stadtarchivs eine Heimat gefunden.

Grundsanierung unter Denkmalschutz

Irgendwann in den letzten Jahren zeigten sich am alten Gebäude Schäden, die eine Untersuchung der Statik und der Bausubstanz notwendig machten. Grund war Mauerwerk, das sich aus dem Fachwerkverbund „herausdrückte“ und zu bröckeln anfing. Da keine Planunterlagen des Hauses mehr vorhanden waren, wurde eine Architektin mit dem Aufmaß und einer Bestandsaufnahme des Alten Rathauses beauftragt. Dabei fielen große Schäden am Fachwerk des Gebäudes, insbesondere auf der Nordseite, auf. Daraufhin wurde ein Holzsachverständiger hinzugezogen, der die Fachwerkfassade und die gesamte Holzkonstruktion eingehend untersuchte. Die dabei entdeckten Schäden waren sehr viel umfangreicher als zunächst angenommen. Es stellte sich heraus, dass der Giebel auf der Nordseite (Rückseite des Hauses) nicht mehr zu halten und darüber hinaus einsturzgefährdet war. Ein eilig hinzugerufener Statiker riet zur Sicherung des Giebels und einiger „Gefache“ gegen Einsturz, da deren Steinfüllung bereits recht lose war und sich bereits aus der Fassade drückte. Kurz darauf wurde ein Unternehmen mit den Sicherungsmaßnahmen beauftragt, deren Ergebnis die „Verhängung“ der Hausrückseite und die Stützmaßnahmen waren.

Das Archiv musste, da die eingelagerten Akten einige Tonnen schwer waren, in diesem Zuge recht kurzfristig umziehen. Der Umzug wirkte sich positiv auf die Statik des Hauses aus, so dass eine Sanierung des gesamten Gebäudes zeitnah in Angriff genommen werden konnte. Seit nunmehr zwei Jahren beschäftigt die Sanierung, für deren Finanzierung ca. 900.000 Euro im städtischen Haushalt für das Jahr 2022 eingestellt wurden, die städtischen Gremien.

Eine große Herausforderung, so merkte Bürgermeister Leonhard Helm an, sei das Zusammenspiel von Denkmalschutz und angestrebter funktionaler Nutzung der Räumlichkeiten. Auf diesem Gebiet, so Helm, seien Diskussionen vorprogrammiert, denn nicht immer passen die Anforderungen an moderne Bauten (z.B. Wärmedämmung) mit den Anforderungen des Denkmalschutzes zusammen – vom gleichzeitig angestrebten Erhalt des historischen Ambientes einmal ganz zu schweigen.

Wahrzeichen von Falkenstein

Neben der Burg gilt das Alte Rathaus als Wahrzeichen des Ortsteils Falkenstein. Bürgermeister Leonhard Helm stellte in den mit dem Thema befassten Sitzungen des Ortsbeirates Falkenstein sicher, dass das Alte Rathaus im Eigentum der Stadt verbleiben werde, da das Gebäude aus Denkmalgründen eine sehr hohe Bedeutung für Königstein und das historische Erbe der Stadt habe. In einem persönlichen Gespräch bekräftigte er seine Aussage „Wir haben auch eine Verantwortung für die Geschichte der Stadt“ und unterstrich damit seine Vorstellung für den Erhalt des historischen Gebäudes.

Die beauftragte Architektin führte in den Sitzungen aus, dass das 1650 erbaute Gebäude bereits schon einmal saniert wurde, dass diese Sanierung (vor mehr als 20 Jahren) jedoch eher oberflächlich und qualitativ minderwertig ausgeführt wurde. Auf den Punkt gebracht: Pfusch am Bau hat das Alte Rathaus zu einem teuren Sanierungsfall gemacht. So wurden z.B. morsche Balken nicht saniert, sondern einfach durch Holzverschalungen verdeckt und das Gebälk so dem weiteren Verfall preisgegeben. Auf die damals mit der Sanierung befassten Firmen kann heute aus unterschiedlichen Gründen kein Rückgriff mehr erfolgen, so dass die Stadt Königstein für die erneute und fachgerechte Sanierung verantwortlich zeichnet – ob die veranschlagten ca. 900.000 Euro reichen werden, ist zwar zu hoffen – steht aber noch nicht fest.

Beginn der Bauarbeiten

Nachdem die ersten Ausschreibungen getätigt wurden, konnten auch die entsprechenden Gewerke bereits an Fachfirmen vergeben werden, so dass mit einem Sanierungsbeginn im Frühjahr 2022 zu rechnen ist. Erster Stadtrat Jörg Pöschel und Walter Schäfer (Ortsvorsteher Falkenstein) hoffen auf einen Baubeginn im März. Dabei wird von außen zunächst nicht viel zu sehen sein, so Pöschel. Die Arbeiten beginnen im Gebäudeinneren, wo auch die größten Kostenblöcke schlummern. Abgesehen von den Sanierungsarbeiten am Gebälk müssen auch die Versorgungsleitungen und die Heizungsanlage, die noch aus den 50er Jahren stammt, erneuert werden. Dazu wird das gesamte Haus nahezu entkernt – alle Arbeiten sind mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt und werden von ihr fachkundig begleitet. Der gesamte Bau- und Sanierungszeitraum wird circa zwei Jahre umfassen. Erst im letzten Abschnitt werden die Außenarbeiten stattfinden, in dessen Zuge das Alte Rathaus auch einen neuen Anstrich bekommen wird. „Ansonsten wird sich am Erscheinungsbild des Gebäudes nicht viel ändern“, wusste Jörg Pöschel zu berichten. Walter Schäfer ergänzte, dass es nicht darum gehe, das Haus „in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“, sondern um eine dringend notwendige Bestandssanierung.

Gerüst und Verkehr

Bei Beginn der Außenarbeiten muss die Ortsdurchfahrt Falkenstein u. U. halbseitig gesperrt werden, da das notwendige Gerüst auf dem ohnehin sehr schmalen Gehweg keinen Platz findet. Jörg Pöschel bevorzugt für die Zeit der halbseitigen Sperrung die Öffnung einer oder mehrerer alternativen Ein- bzw. Ausfahrtsstraßen für Falkenstein. Einer Ampellösung, die eine wechselseitige Durchfahrt vorsehen würde, sieht Pöschel mit Sorge entgegen – „In den Verkehrsspitzenzeiten (z.B. zum Schulbeginn) staut sich der Verkehr im Ort dann schnell bis zum Kreisel hoch – das kann nicht die Lösung sein!“

Zukünftige Nutzung

Im Ortsbeirat Falkenstein wurde auch das Thema einer zukünftigen Nutzung des Alten Rathauses diskutiert. Das gesamte Haus verfügt über eine Fläche von 150 qm, für deren Umnutzung ein Antrag bei der Denkmalschutzbehörde gestellt werden muss. Fest steht, dass in dem dann frisch sanierten Gebäude keine Räumlichkeiten exklusiv für Vereine entstehen werden. Hier sei man sich einig, so Schäfer, dass die Größe der Räumlichkeiten dies nur in sehr begrenztem Maße zulasse. Für Bürgermeister Leonhard Helm ist die Sanierung des historischen Gebäudes eine Herzensangelegenheit.

Aktuell wird eine Nutzung mit Gästewohnungen in den Obergeschossen und einem einzelnen, offenen „Gemeinschaftsraum“ im Erdgeschoss angestrebt. Bereits im Oktober schlug Bürgermeister Leonhard Helm in der Ortsbeiratssitzung vor, das Haus einer Nutzung zuzuführen, die sowohl der Stadt als auch den Bürgern Falkensteins zugutekommt.

Der neu geschaffene Wohnraum könnte, so Bürgermeister Helm, beispielsweise für Gäste aus den Partnergemeinden oder auch für private Besucher in Falkenstein zur Verfügung gestellt bzw. angemietet werden. Die Verwaltung des Hauses würde die Stadt übernehmen, die sich auch um einen entsprechenden Hausmeisterservice kümmern würde. „Es wäre schön, in diesem historischen Ambiente Gästeräume für Besucher einrichten zu können“, merkte Bürgermeister Leonhard Helm in einem Gespräch an. Er sieht in der Kombination von „Gemeinschaftsraum“ mit kleiner Teeküche im Erdgeschoss und vermietbarem Wohnraum im Obergeschoss eine charmante Möglichkeit, das historische Ambiente auch für Gäste zu öffnen. Der „Gemeinschaftsraum“ könnte darüber hinaus für kleinere Sitzungen oder Gespräche von Vereinen, Institutionen oder auch für Feierlichkeiten von Privatpersonen genutzt werden. Ausgestattet mit historischen Bildern und Alltagsgegenständen könnte aus dem „Gemeinschaftsraum“ ein „Wohnzimmer für die Stadt und die Falkensteiner“ werden, so Helm.

Die Nordseite des Gebäudes wurde wegen bröckelnden Mauerwerks und Einsturzgefahr fachgerecht gesichert.Foto: Scholl

Eine nicht fachgerechte „Sanierung“ vor mehr als 20 Jahren kommt die Stadt heute teuer zu stehen.
Foto: Scholl

Historische Aufnahme des Alten Rathauses mit dem (ebenfalls renovierten) Nasauer Hof Foto: Privat

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