Das Benefizkonzert der Rotarier beschert trotz Wechsel des Pianisten magische Momente

Virtuos beim 1. Klavierkonzert von Chopin: Sergey Belyaviskij

Königstein (aks) – Jochen Becker hatte aufregende Stunden hinter sich, als er am Sonntagnachmittag auf die Bühne im Haus der Begegnung treten konnte. 48 Stunden zuvor hatte ihm der renommierte Solo-Pianist Dmitry Ablogin wegen Fieber absagen müssen. Und doch solte das Benefizkonzert mit dem Bad Vilbeler Kammerorchester stattfinden können. Becker, Präsident des Rotary Clubs Bad Soden-Königstein, bedankte sich dann auch herzlich bei allen, die zahlreich im HdB erschienen waren und mit ihren Spenden zur Unterstützung des Vereins „Bürger helfen Bürgern“ beigetragen hatte. Der gesamte Erlös dieses Benefizkonzerts soll den über 250 Familien und 150 Alleinstehenden in Königstein zugute kommen, die manchmal nicht wissen wie sie teure Klassenfahrten, Lernunterstützung oder die nächste Stromrechnung zahlen sollen, so die Vorsitzende Angelika Rupf.

Der Leiter des Bad Vilbeler Kammerorchesters, Klaus Albert Bauer, kündigte dem Publikum dann die außerplanmäßige Umbesetzung an: den Pianisten Sergey Belyavskiy aus Hannover, Schüler des legendären Lev Natochenny in Frankfurt, der bereits 2022 im Haus der Begegnung mit Mozart und Liszt brillierte. Schon zwei Stunden nach der Absage Ablogins, der in Moskau studierte und heute an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Klavier und Hammerklavier lehrt, hatte Sergey Belyavskiy bereits spontan zugesagt, das 1. Klavierkonzert in e-Moll im Haus der Begegnung zu spielen. Das Konzert war gerettet, die Einnahmen für „Bürger helfen Bürgern“ ebenfalls.

Nur eine kleine Änderung: Statt Brahms und Medtner, wie es im Programmheft hieß, präsentierte Belyavskiy ein hinreißendes „Piano Solo“ von Schumann, das er selbst ankündigte. Der 31-jährige Preisträger vieler Klavierwettbewerbe, der neben weltweiten Tourneen bereits in der Carnegie Hall in New York auftrat, glänzte als Solist mit diesem Klavierstück von Schumann und nach der Pause mit dem heiß ersehnten 1. Klavierkonzert von Chopin. Seine Hände flogen in atemberaubendem Tempo, doch präzise und akzentuiert, über die Tasten, Noten brauchte er nicht. Er meisterte die Forte-Akkorde ebenso wie die innigen leiseren Passagen mit natürlichem tief empfundenen Spiel. Der junge Pianist verzichtete dabei auf jegliche sicht- und hörbare Pose.

Chopins 1. Klavierkonzert gehört mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad zu den Highlights der Klaviermusik, komponiert vom 20-jährigen Frédéric Chopin und am 11. Oktober 1830 – am Vorabend des Novemberaufstands – von ihm selbst im Nationaltheater Warschau unter „lebhaften Bravorufen“ uraufgeführt. Dieses Klavierkonzert ist ein majestätisches Konzert voller Temperament und magischer Augenblicke, voll zarter Raffinesse und dann wieder donnernd aufbrausend. Das bestens disponierte Orchester, wunderbar angeleitet von Dirigent Klaus Albert Bauer, der auch Erster Gastdirigent der Philharmonie Czernowitz in der Ukraine ist, überzeugte durch klangstarke Harmonie. Das Finale, das Rondo des dritten Satzes, bot dem Solisten Gelegenheit, voller Spielfreude in rasanten Passagen und aufbrausenden Szenen, sein pianistisches Können vorzuführen, für das er sich Zeit nahm und das er ohne Raserei zu Gehör brachte. Die dramatische Zuspitzung bildete den großartigen und eindrücklichen Schluss des Konzerts.

Das Publikum wirkte tief beeindruckt und ergriffen und dankte es dem Solisten und dem Orchester und seinem Dirigenten mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen. So gelang ein Benefiz-Abend der Rotarier, dessen wunderbarer Klang die Zuschauer auch auf dem Nachhauseweg noch begleitete.

 

Bildunterschrift:

Umbesetzung geglückt: Pianist Sergey Belyavskiy glänzte mit Chopins Klavierkonzert mit dem Bad Vilbeler Kammerorchester unter der Leitung von Klaus Albert Bauer.Foto: Sura

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